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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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denn?«, raunzte er.
    »Da«, murmelte der Söldner und zeigte hinauf in den blauen Himmel. Glokta folgte seinem Finger. Dort war ein schwarzer Punkt, nicht allzu weit über ihnen, der weiter aufstieg. Was ist das? Ein Vogel? Nun hatte das Ding den Höhepunkt seiner Flugbahn erreicht und rauschte abwärts. Ruckartig dämmerte die Erkenntnis.
Ein Stein. Ein Stein aus einem Katapult.
    Er wurde immer größer, als er näher kam, drehte sich um die eigene Achse und schien sich mit geradezu alberner Langsamkeit zu bewegen, als sinke er in Wasser ein. Die absolute Geräuschlosigkeit dieses Angriffs machte die Szenerie noch unwirklicher. Glokta sah dem Geschoss mit offenem Mund zu. Das taten sie alle. Schreckliche Anspannung machte sich auf den Mauern breit. Es war unmöglich vorherzusagen, wo der Stein aufprallen würde. Die Männer begannen auf dem Wehrgang hin und her zu laufen, mal in diese, mal in jene Richtung, schubsten, keuchten, schrien, manche warfen ihre Waffen weg.
    »Scheiße«, flüsterte Severard, der sich bäuchlings auf den Boden warf.
    Glokta blieb, wo er war, die Augen fest auf den dunklen Fleck am wolkenlosen Himmel gerichtet.
Kommt es direkt auf mich zu? Ein paar Tonnen Stein, die meine sterblichen Überreste über die ganze Stadt spritzen werden? Was für eine alberne Art zu sterben.
Er fühlte, wie sich sein Mund zu einem leichten Lächeln verzog.
    Mit einem ohrenbetäubenden Krachen wurde ein Stück der Brustwehr in der Nähe weggerissen, und eine Wolke aus Staub und fliegenden Steinbrocken erhob sich in die Luft. Splitter flogen um sie herum. Ein Soldat, der keine zehn Schritt entfernt stand, wurde von einem Mauerstein enthauptet. Sein kopfloser Körper schwankte einen Augenblick, bevor die Knie einknickten und er rücklings von der Mauer stürzte.
    Das Wurfgeschoss schlug irgendwo in der Unterstadt ein, walzte dort durch die Hütten, knickte Balken um wie Streichhölzer und hinterließ eine Spur der Zerstörung. Glokta blinzelte und schluckte. Seine Ohren dröhnten noch, aber er konnte jemanden brüllen hören. Eine seltsame Stimme. Mit styrischem Akzent. Cosca.
    »Ist das alles, wozu ihr in der Lage seid, ihr Wichser? Ich stehe immer noch hier!«
    »Die Gurkhisen bombardieren uns!«, quiekte Vissbruck überflüssigerweise. Er hatte sich hinter der Brustwehr zusammengekauert und hielt die Hände schützend über den Kopf; auf den Schultern seiner Uniform lag eine feine Staubschicht. »Mit soliden Schüssen ihrer Katapulte!«
    »Was Sie nicht sagen«, brummte Glokta. Es gab einen neuerlichen mächtigen Knall, als ein zweiter Stein etwas weiter abseits in die Mauern einschlug und in einem Schauer von Bruchstücken zerbarst. Steinbrocken von der Größe eines Schädels regneten in das Wasser unter ihnen. Der Einschlag war so stark, dass der Boden unter Gloktas Füßen zu zittern schien.
    »Sie greifen wieder an!«, schrie Cosca aus vollem Hals. »Bemannt die Mauer! Bemannt die Mauer!«
    Männer eilten an ihnen vorüber: Einheimische, Söldner, Unionssoldaten, alle Seite an Seite. Sie hoben ihre Flachbogen, holten ihre Bolzen hervor, brüllten und riefen einander etwas in einem Durcheinander verschiedenster Sprachen zu. Cosca ging zwischen ihnen herum, klopfte einigen auf die Schulter, zeigte anderen die Faust, grantelte und lachte ohne das geringste Anzeichen von Angst.
Ein äußerst mitreißender Anführer, vor allem, wenn man bedenkt, dass er ein halb verrückter Säufer ist.
    »Scheiße, nicht mit mir«, zischte Severard in Gloktas Ohr. »Ich bin kein verdammter Soldat!«
    »Ich auch nicht, jedenfalls nicht mehr, aber einen schön inszenierten Angriff kann ich durchaus genießen.« Er humpelte zur Brustwehr und blickte darüber hinweg. Dieses Mal sah er, wie in flimmernder Entfernung der große Arm des Katapults hochfederte. Die Entfernung war nicht gut berechnet, und das Geschoss flog hoch über ihre Köpfe hinweg. Es schlug mit lautem Krachen nicht weit entfernt von den Mauern zur Oberstadt ein und schleuderte Steinbrocken bis weit in die Elendsviertel hinein.
    Ein großes Horn erklang hinter den Linien der Gurkhisen: eine pulsierende, donnernde Fanfare. Dann folgten Trommeln, wie das Stampfen riesiger Füße. »Hier kommen sie!«, brüllte Cosca. »Bogen angelegt!« Glokta hörte, wie der Befehl von den Mauern widerhallte, und wenig später strotzten die Befestigungsmauern der Türme vor schussbereiten Flachbogen. Die hellen Spitzen der Bolzen glitzerten im harten Sonnenlicht.
    Die großen

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