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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wäre es lieber, Sie täten das nicht.«
    Sie nickte langsam. »Dann sage ich, leben Sie wohl.« Sie zog sich die Kapuze über den Kopf und verbarg ihr Gesicht wieder in den Schatten, rauschte dann an Glokta vorüber und ging schnellen Schrittes zum Ende des Anlegers. Er stand auf seinen Stock gestützt da und sah ihr nach, wobei er sich langsam über die Wange fuhr, dort, wo ihre Finger ihn berührt hatten.
So ist das also. Damit man von einer Frau gestreichelt wird, muss man nur ihr Leben retten. Das sollte ich öfter probieren.
    Er drehte sich um, humpelte mit ein paar schmerzenden Schritten auf den staubigen Kai und sah zu den dunklen Gebäuden empor.
Ich frage mich, ob Praktikalin Vitari dort irgendwo steckt und uns beobachtet? Ob diese kleine Episode wohl Eingang in ihren nächsten Bericht an den Erzlektor finden wird?
Ein schweißgebadetes Erschauern rann über seinen Rücken.
In meinen werde ich sie nicht aufnehmen, das steht fest, aber was spielt das für eine Rolle?
Er konnte es riechen, als sich der Wind drehte, den Geruch, der jetzt in jeden Winkel der Stadt zu dringen schien. Scharfer Brandgeruch. Rauch. Asche.
Tod. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird keiner von uns diesen Ort lebend verlassen.
Er blickte zurück. Carlot dan Eider ging bereits über die Planke an Bord.
Tja. Vielleicht schafft es immerhin eine von uns.
     
    »Es läuft alles bestens«, summte Costa mit seinem warmen styrischen Akzent und sah grinsend über die Brustwehr auf das Blutbad jenseits der Landmauer. »Eine recht hübsche Leistung für diesen Tag, unter den gegebenen Umständen.«
    Eine recht hübsche Leistung.
Unter ihnen auf der anderen Seite des Grabens war die nackte Erde zerfurcht und verbrannt und starrte vor Flachbogenbolzen, die wie Bartstoppeln aus einem braunen Kinn aus dem Boden sahen. Überall lag zerstörtes Belagerungsmaterial herum. Zerbrochene Leitern, umgekippte Schubkarren, aus denen Steine herausgefallen waren, verbranntes und zertrümmertes Weidengeflecht, das in den festen Boden getrampelt worden war. Die Überreste eines der großen Belagerungstürme standen noch, ein Gerüst aus geschwärzten Balken, die verdreht aus einem Aschehaufen ragten. Verbranntes und zerfetztes Leder flatterte im salzigen Wind.
    »Wir haben diesen gurkhisischen Arschlöchern eine Lektion erteilt, die sie so schnell nicht vergessen werden, was, Herr Superior?«
    »Was für eine Lektion?«, brummte Severard.
Ja, was für eine Lektion? Die Toten lernen nichts.
Die Leichen lagen verstreut vor den gurkhisischen Linien, etwa zweihundert Schritte vor der Landmauer, zwischen zerbrochenen Waffen und Rüstungsteilen. Das Niemandsland zwischen den Fronten war von ihnen übersät. Vor dem Kanal waren so viele von ihnen gefallen, dass man beinahe vom Ufer der einen Bucht über die Halbinsel bis zur anderen hätte gehen können, ohne ein einziges Mal auf nackten Boden zu treten. An einigen Stellen lagen sie in aneinandergedrängten Haufen.
Dort, wo sich die Verwundeten in die Deckung geschleppt hatten, die ihnen die Toten boten, um dann selbst zu verbluten.
    Noch nie hatte Glokta ein solches Gemetzel gesehen. Noch nicht einmal nach der Belagerung von Ulrioch, als die Bresche mit toten Unionisten verstopft war und Hunderte von gurkhisischen Gefangenen ermordet wurden; als der Tempel, in dem sich viele hundert Menschen aufhielten, angezündet wurde und abbrannte. Zusammengesunkene, ausgestreckte, schlaff daliegende Leichen, manche vom Feuer versengt, manche noch in einer Körperhaltung, die auf ein letztes Gebet hinzudeuten schien, manche mit eingeschlagenen Köpfen, da von oben so viele Steine auf sie herabgestürzt waren. Manche mit zerrissenen und zerfetzten Kleidern.
Weil sie ihre eigenen Hemden aufrissen, um ihre Wunden anzusehen, in der Hoffnung, dass sie nicht tödlich seien. Eine Hoffnung, die sich als vergebens herausstellte.
    Fliegen umsummten die Toten zu Tausenden. Vögel, Hunderte von verschiedenen Arten, hüpften und flatterten pickend zwischen den unerwarteten Festmählern herum. Selbst hier oben, in dem heftigen Wind, machte sich der Gestank bemerkbar.
Stoff für Albträume. Für meine Albträume in den nächsten Monaten, könnte ich mir vorstellen. Wenn ich überhaupt so lange durchhalten kann.
    Glokta fühlte, wie sein Auge zuckte; er holte tief Luft und reckte den Kopf zur einen, dann zur anderen Seite.
Nun gut. Wir müssen weiterkämpfen. Jetzt ist es ein wenig zu spät, um einen Rückzieher zu machen.
Er lugte vorsichtig

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