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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Ferro. Soldaten schienen sich sehr viel aus Flaggen zu machen. Sie hatte das nie verstanden. Man konnte damit niemanden töten. Man konnte sich damit nicht schützen. Und dennoch waren Männer bereit, für Flaggen zu sterben.
    »Reine Dummheit«, murmelte sie und sah misstrauisch zu dem großen Vogel auf der Säule empor.
    »Ein Blutbad«, sagte Neunfinger.
    Bayaz knurrte und kratzte sich am Kinn. »Aber wer hat hier wen abgeschlachtet?«
    Ferro sah, wie Luthars geschwollenes Gesicht sorgenvoll mit großen Augen aus dem Karren herausschaute. Quai saß direkt vor ihm auf dem Kutschbock, die Zügel locker in der Hand, und blickte völlig ausdruckslos auf die Leichen.
    Ferro drehte einen der Toten um und schnupperte an ihm. Bleiche Haut, dunkle Lippen, aber noch kein Geruch. »Es geschah vor nicht allzu langer Zeit. Vielleicht vor zwei Tagen?«
    »Aber hier sind keine Fliegen.« Neunfinger betrachtete die Leichen mit finsterem Blick. Einige Vögel hockten auf ihnen und sahen zu ihnen herüber. »Nur Vögel. Und die picken nicht mal an ihnen. Das ist seltsam.«
    »Nicht unbedingt, mein Freund!« Ferros Kopf schoss in die Höhe. Ein Mann kam schnellen Schrittes über das Schlachtfeld auf sie zu, ein großer Rosig in einem zerlumpten Mantel, ein knorriges langes Stück Holz in der Hand. Er hatte ungekämmtes, fettiges Haar und einen langen verfilzten Bart. Seine Augen saßen hell, wild und hervorquellend in einem Gesicht voller tiefer Runzeln. Ferro starrte ihn an und wusste nicht, wie er ihr hatte so nahe kommen können, ohne dass sie ihn bemerkt hatte.
    Die Vögel flogen von den Leichen auf, als er sprach, aber er vertrieb sie nicht. Stattdessen setzten sie sich auf seine Schultern, einige flogen in weiten Kreisen um seinen Kopf. Ferro griff nach ihrem Bogen und zog einen Pfeil hervor, aber Bayaz streckte den Arm aus. »Nein.«
    »Habt ihr das gesehen?« Der große Rosig deutete auf die beschädigte Säule, und der Vogel erhob sich von ihrer Spitze in die Luft und landete auf seiner ausgestreckten Hand. »Eine Hundertmeilensäule! Noch einhundert Meilen bis Aulcus!« Er ließ den Arm sinken, und der Vogel landete auf seiner Schulter neben den anderen und blieb dort sitzen, still und ruhig. »Ihr steht direkt an der Grenze zum Toten Land! Hierher kommen keine Tiere freiwillig, wenn man sie nicht mit sich führt.«
    »Wie ist es, Bruder?«, rief Bayaz, und Ferro schob ihren Pfeil angespannt und voller Unruhe wieder in den Köcher. Noch ein Magus. Das hätte sie sich denken können. Wann immer zwei dieser alten Narren aufeinandertrafen, wurde erst einmal endlos mit den Lippen gewackelt und viele Worte gemacht.
    Sprich, jede Menge Lügen.
    »Der Große Bayaz!«, rief der Neuankömmling, als er näher trat. »Der Erste der Magi! Ich hörte, dass du auf dem Wege seiest, von den Vögeln der Lüfte, den Fischen des Wassers, den Tieren der Erde, und jetzt sehe ich es mit meinen eigenen Augen und kann es dennoch kaum glauben. Kann es sein? Dass diese gesegneten Füße auf diesem blutigen Boden wandeln?«
    Er stellte seinen Stab auf den Boden, und sofort kletterte der große schwarze Vogel von seiner Schulter, ergriff mit den Klauen die Spitze und schlug mit den Flügeln, bis er schließlich seinen Platz gefunden hatte. Ferro trat einen vorsichtigen Schritt zurück und legte eine Hand an ihr Messer. Sie hatte nicht die Absicht, sich von diesen Viechern vollkacken zu lassen.
    »Zacharus«, sagte Bayaz und schwang sich steifbeinig aus dem Sattel, obwohl es Ferro so vorkam, als ob er den Namen ohne echte Freude nannte. »Du siehst aus, als seiest du bei guter Gesundheit, Bruder.«
    »Ich sehe müde aus. Müde und schmutzig und verrückt, und genau das bin ich auch. Du bist schwer zu finden, Bayaz. Ich habe die ganze Ebene nach dir abgesucht.«
    »Wir haben uns versteckt gehalten. Khaluls Verbündete halten ebenfalls nach uns Ausschau.« Bayaz’ Augen glitten über die Leichen. »Ist das deine Arbeit?«
    »Die meines Mündels, des jungen Goltus. Er ist so wild wie ein Löwe, das sage ich dir, und er wird einen ebenso guten Kaiser abgeben wie die großen Männer der Alten Zeit! Er hat seinen größten Rivalen, seinen Bruder Scario, gefangen genommen und ihm Gnade erwiesen.« Zacharus schniefte. »Das entsprach nicht meinem Rat, aber die Jungen wollen nun einmal ihre eigenen Wege gehen. Dies hier waren Scarios letzte Männer. Jene, die sich nicht ergeben wollten.« Er wies mit einer leichtherzigen Handbewegung auf die Toten, und die

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