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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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weiß.«
    »Ich erinnere mich nicht an Sie.«
    Pikes Verbrennungen bewegten sich auf eine Weise, die West beinahe ein Lächeln anzudeuten schien. »Ich sah damals anders aus. An Sie erinnere ich mich jedoch gut, Leutnant West. Die Männer mochten Sie. Sie waren jemand, zu dem man gern ging, wenn man Probleme hatte.«
    West schluckte. Jetzt war es nicht mehr an ihm, irgendwelche Probleme zu lösen. Jetzt schuf er nur noch welche. »Wie sind Sie dann in diesem Straflager gelandet?«
    Pike und Cathil tauschten Blicke. »Unter Sträflingen fragt man so etwas normalerweise nicht.«
    »Oh.« West sah zu Boden, rieb die Handflächen aneinander. »Es tut mir leid. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    »Das haben Sie nicht.« Pike schniefte und rieb sich eine Seite seiner laufenden Nase. »Ich habe ein paar Fehler gemacht. Lassen wir es dabei bewenden. Haben Sie eine Familie, die auf Sie wartet?«
    West verzog das Gesicht, verschränkte die Arme über der Brust. »Ich habe eine Schwester, zu Hause in Adua. Sie ist … schwierig.« Er hielt es für das Beste, nicht mehr dazu zu sagen. »Und Sie?«
    »Ich hatte eine Frau. Als ich hierhergeschickt wurde, beschloss sie, nicht mitzukommen. Ich habe sie lange dafür gehasst, aber wissen Sie was? Ich kann nicht mal behaupten, dass ich selbst anders gehandelt hätte.«
    Ladisla erschien zwischen den Bäumen und wischte sich die Hände an Wests Mantel ab. »Jetzt geht’s mir besser. War wohl das verdammte Fleisch von heute morgen.« Er setzte sich zwischen West und Cathil, die ihm prompt einen Blick zuwarf, als ob jemand eine Schaufel Kot neben sie geworfen hätte. Man konnte mit Fug und Recht sagen, dass die beiden nicht miteinander zurechtkamen. »Worüber sprachen wir gerade?«
    West erklärte verkrampft: »Pike erwähnte gerade seine Frau …«
    »Oh? Sie wissen natürlich, dass ich mit der Prinzessin Terez verlobt bin, der Tochter des Großherzogs Orso von Talins. Sie ist berühmt für ihre Schönheit …« Ladislas Satz verebbte, und er sah mit düsterem Gesicht in die Schatten zwischen den Bäumen, als ob selbst er begriff, wie bizarr ein solches Thema in der Wildnis von Angland wirken musste. »Obwohl ich allmählich den Verdacht hege, dass sie über diese Verbindung nicht ganz so glücklich ist.«
    »Das kann man sich ja gar nicht vorstellen«, machte Cathil. Es war schätzungsweise ihr zehnter Seitenhieb an diesem Abend.
    »Ich bin der Thronerbe«, herrschte der Prinz sie an, »und werde eines Tages Ihr König sein! Es würde Ihnen gut zu Gesicht stehen, wenn Sie mir ein Mindestmaß an Respekt entgegenbringen würden!«
    Sie lachte ihm ins Gesicht. »Ich habe keine Heimat und keinen König, und ganz bestimmt habe ich keinen Respekt vor Ihnen.«
    Ladisla blieb vor Entrüstung der Mund offen stehen. »Ich lasse so nicht mit mir reden …«
    Wie aus dem Nichts tauchte der Schwarze Dow vor ihnen auf. »Stopft dem Kerl sein verdammtes Maul!«, zischte er auf Nordisch und stieß mit einem seiner dicken Finger in die Luft. »Bethod kann überall in der Nähe seine Ohren haben! Sorgt dafür, dass er still ist, sonst reiß ich ihm die Zunge raus!« Damit verschwand er wieder in den Schatten.
    »Er verlangt, dass wir leise sind, Euer Hoheit«, übersetzte West flüsternd.
    Der Prinz schluckte. »Soviel habe ich auch verstanden.« Er und Cathil starrten einander mit hochgezogenen Schultern schweigend an.
     
    West lag auf dem Rücken, unter ihm der harte Boden, das grobe Leinen knarrte direkt über seinem Gesicht, und er sah dem Schnee zu, wie er sanft hinter seinen schwarz aufragenden Stiefeln zu Boden rieselte. Cathil drängte sich auf einer Seite gegen ihn, der Hundsmann auf der anderen. Auch die anderen ihrer kleinen Gruppe lagen ganz in seiner Nähe, alle unter einer großen, schlecht riechenden Decke zusammengedrängt. Alle außer Dow, der irgendwo abseits Wache stand. Eine solche Kälte machte Menschen erstaunlich schnell miteinander vertraut.
    Von einer Seite der Gruppe drang ein tiefes, durchdringendes Schnarchen. Dreibaum oder Tul wahrscheinlich. Der Hundsmann pflegte im Schlaf zu zucken, zusammenzuschrecken, sich wieder auszustrecken und sinnlose Laute von sich zu geben. Ladislas Atem kam rasselnd von rechts und klang erkältet und schwach. Alle waren eingeschlafen, mehr oder weniger, kaum dass sie sich hingelegt hatten.
    Aber West konnte nicht schlafen. Er musste viel zu sehr über die Härten und die Niederlagen nachdenken und über die Gefahren, die auf sie

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