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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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alle mussten unser Opfer bringen.«
    Glokta deutete auf die Kohlepfanne. »Du fühlst keinen Schmerz?«
    »Nein, aber sehr große Reue.«
    »Seltsam. Bei mir ist es genau anders herum.«
    »Du, so scheint mir, bist der Glücklichere von uns beiden.«
    Er schnaubte. »Das sagt sich so leicht, bevor man feststellt, dass man nicht einmal pissen kann, ohne schreien zu wollen.«
    »Ich kann mich kaum daran erinnern, wie Schmerz sich anfühlt. Das ist alles sehr lange her. Jeder von uns hat andere Gaben erhalten. Stärke, Schnelligkeit, Durchhaltevermögen weit über das menschliche Maß hinaus. Manche können eine andere Gestalt annehmen oder das Auge täuschen oder sogar die Hohen Künste einsetzen, so wie Juvens sie seinen Zauberlehrlingen vermittelte. Jeder von uns hat andere Gaben, aber uns alle trifft der gleiche Fluch.« Sie starrte Glokta an und legte den Kopf ein wenig schief.
    Lass mich raten.
»Ihr könnt nicht aufhören, andere zu verzehren.«
    »Niemals. Und deswegen ist der Hunger der Gurkhisen nach Sklaven so endlos. Dem Propheten kann man nicht widerstehen. Ich weiß es. Der große Vater Khalul.« Sie wandte ihre Augen ehrerbietig zur Decke. »Erzpriester des Tempels von Sarkant. Heiligster all jener, deren Füße die Erde berühren. Er bringt Demut allen Stolzen, richtet alles Falsche, spricht die Wahrheit. Strahlendes Licht geht von ihm aus wie von den strahlenden Sternen. Wenn er spricht, spricht er mit der Stimme Gottes. Wenn er …«
    »Zweifelsohne scheißt er auch goldene Haufen. Glaubst du all diesen Mist?«
    »Was spielt es für eine Rolle, was ich glaube? Ich habe mir die Wahl nicht gestellt. Wenn dein Meister dir eine Aufgabe anvertraut, dann tust du dein Bestes, um sie zu erfüllen. Selbst wenn es eine dunkle Aufgabe ist.«
    Das kann ich tatsächlich nachvollziehen.
»Einige von uns sind nur für dunkle Aufgaben geeignet. Wenn man sich seinen Meister gewählt hat …«
    Schickel krächzte ein trockenes Lachen über den Tisch. »Es sind wahrlich wenige, die eine solche Wahl haben. Wir tun, was man uns sagt. Wir stehen oder wir fallen neben jenen, die in unserer Nähe geboren wurden, die so aussehen wie wir, die dieselben Worte sprechen, und währenddessen wissen wir wenig von den Gründen, so wenig wie der Staub, zu dem wir alle wieder werden.« Ihr Kopf sank zur Seite, und in ihrer Schulter öffnete sich ein klaffender Schnitt, so groß wie ein Mund. »Glaubst du, mir gefällt, was ich geworden bin? Glaubst du, ich träumte nicht davon, so zu sein wie andere? Aber wenn der Wandel einmal über dich gekommen ist, kannst du nie wieder zurück. Verstehst du?«
    O ja. So gut wie kaum ein anderer.
»Wieso wurdest du hierhergesandt?«
    »Die Arbeit der Rechtschaffenen endet nie. Ich kam hierher, um dafür zu sorgen, dass Dagoska wieder auf den rechten Weg zurückkehrt. Um dafür zu sorgen, dass die Menschen Gott nach den Lehren des Propheten verehren. Um dafür zu sorgen, dass meine Brüder und Schwestern gefüttert werden.«
    »Es scheint, als seiest du gescheitert.«
    »Andere werden folgen. Dem Propheten kann man nicht widerstehen. Du bist dem Untergang geweiht.«
    Das weiß ich schon. Verfolgen wir doch einmal eine andere Spur.
»Was weißt du … über Bayaz.«
    »Ah, Bayaz. Er war der Bruder des Propheten. Er ist der Anfang von all diesem hier, und er wird auch das Ende sein.« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. »Lügner und Verräter. Er hat seinen Meister getötet. Er hat Juvens ermordet.«
    Glokta runzelte die Stirn. »Ich kenne diese Geschichte anders.«
    »Jeder hat seine eigene Art, eine Geschichte zu erzählen, gebrochener Mann. Hast du das noch nicht begriffen?« Ihre Lippen kräuselten sich. »Du begreifst gar nicht, in welchem Krieg du dich befindest, verstehst nichts von den Waffen oder den Verlusten, von den Siegen oder Niederlagen, die es täglich gibt. Du hast keine Ahnung von den Seiten oder den Ursachen oder den Gründen. Die Schlachtfelder sind überall. Du tust mir leid. Du bist ein Hund, der einer Diskussion von Gelehrten zu folgen versucht und nichts anderes hört als Gebell. Die Rechtschaffenen kommen. Khalul wird die Erde von Lügen reinigen und eine neue Ordnung errichten. Juvens wird gerächt sein. So ist es vorhergesagt. So ist es bestimmt. So ist es versprochen.«
    »Ich zweifle daran, dass du es erleben wirst.«
    Sie grinste ihn an. »Und ich zweifle ebenso daran, dass du es erleben wirst. Mein Vater hätte die Stadt lieber kampflos eingenommen, aber wenn er um sie

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