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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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nützlich. Aber Kanedias bewachte seine Geheimnisse noch eifersüchtiger, als Juvens es getan hatte, und brachte mir nur das bisschen bei, das ich brauchte, um ihm zu dienen. Das ließ mich bitter werden, und als der Schöpfer schließlich einmal fortging, um neues Material für seine Arbeiten zu besorgen, trieben mich meine Neugier, mein Ehrgeiz und mein Wissensdurst dazu, Bereiche des Hauses zu betreten, die er mir verboten hatte. Und dort entdeckte ich sein bestgehütetes Geheimnis.« Er hielt inne.
    »Was war es?«, drängte Langfuß, der den Löffel halb zum Mund geführt hatte und nun gespannt verharrte.
    »Seine Tochter.«
    »Tolomei«, flüsterte Quai fast unhörbar zischend.
    Bayaz nickte, und eine Seite seines Mundes hob sich, als ob er sich an etwas Gutes erinnerte. »Sie war anders als alle anderen. Sie hatte das Haus des Schöpfers nie verlassen und nie mit jemand anderem als mit ihrem Vater je gesprochen. Sie hatte ihm, wie ich erfuhr, bei bestimmten Aufgaben geholfen. Sie hatte … Umgang mit bestimmten Materialien … die nur sein eigen Blut berühren konnte. Wie ich vermute, war das der Grund, weshalb er sie überhaupt gezeugt hatte. Sie war schön über alles bekannte Maß hinaus.« In Bayaz’ Gesicht zuckte ein Muskel, und er sah mit einem bitteren Lächeln zu Boden. »Oder so erscheint sie mir heute in der Erinnerung.«
    »Das war gut«, sagte Luthar, der sich die Finger leckte, als er die Schüssel absetzte. In letzter Zeit war er wesentlich weniger eigen, was das Essen betraf. Wie Logen vermutete, hatte das damit zu tun, dass er ein paar Wochen lang nicht hatte kauen können. »Ist noch was da?«, fragte Luthar hoffnungsvoll.
    »Ihr könnt meinen Brei haben«, zischte Quai und hielt dem Hauptmann ruckartig seine Schüssel hin. Sein Gesicht war tödlich kalt, die Augen zwei Lichtpunkte in den Schatten, die er auf seinen Meister gerichtet hatte. »Erzählt weiter.«
    Bayaz sah auf. »Tolomei faszinierte mich – und ich sie. Heute erscheint es seltsam, das zu sagen, aber ich war damals jung und voller Feuer, und ich hatte noch genauso volles und schönes Haar wie Hauptmann Luthar.« Er fuhr sich mit der Handfläche über den kahlen Schädel, sodass ein leise zischendes Geräusch erklang, dann zuckte er die Achseln. »Wir verliebten uns ineinander.« Er sah seine Reisegefährten nacheinander alle an, als erwarte er voll Zorn, dass einer von ihnen lachte, aber Logen war zu sehr damit beschäftigt, sich den salzigen Haferbrei aus den Zahnzwischenräumen zu saugen, und von den anderen lächelte nicht mal jemand.
    »Sie erzählte mir von den Aufgaben, die ihr Vater ihr übertragen hatte, und ich begann zögernd zu begreifen. Er hatte von überallher Überbleibsel von Materialien aus der Unterwelt gesammelt, die aus jener Zeit stammten, als die Dämonen noch auf der Erde wandelten. Er versuchte, die Kraft anzuzapfen, die diesen Bruchstücken innewohnte, und sie in seine Maschinen einzubauen. Er spielte mit jenen Kräften, die das Erste Gebot ihm versagte, und hatte bereits Erfolge damit.« Logen rührte sich voller Unbehagen. Er erinnerte sich an das Ding, das er im Haus des Schöpfers gesehen hatte, das von Nässe umgeben auf dem Block aus weißem Stein gelegen hatte, seltsam und faszinierend. Den Trenner, so hatte Bayaz es genannt. Zwei Klingen, eine hier, die andere auf der Anderen Seite. Er hatte nun keinen Appetit mehr und setzte seine halbvolle Schüssel neben dem Feuer ab.
    »Ich war entsetzt«, fuhr Bayaz fort. »Ich hatte gesehen, welches Elend Glustrod über die Welt gebracht hatte, und ich war fest entschlossen, zu Juvens zu gehen und ihm alles zu erzählen. Aber ich hatte Angst, Tolomei allein zurückzulassen, und sie wollte das einzige Leben, das sie je kennen gelernt hatte, nicht verlassen. Daher zögerte ich, und Kanedias kehrte unerwartet zurück und fand uns beisammen. Sein Zorn war …«, und Bayaz zuckte beim Gedanken daran zusammen, »… unmöglich zu beschreiben. Sein ganzes Haus wurde davon erschüttert, hallte davon wider, brannte davon. Ich hatte Glück, dass ich mit dem Leben davonkam, und ich floh, um bei meinem alten Meister Zuflucht zu suchen.«
    Ferro schnaubte. »Er war dann einer von denen, die leicht vergeben, was?«
    »Zu meinem Glück, ja. Juvens wies mir nicht die Tür, trotz meines Verrats. Schon gar nicht mehr, nachdem ich ihm von den Versuchen seines Bruders berichtet hatte, das Erste Gebot zu brechen. Der Schöpfer folgte mir in größtem Zorn und verlangte

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