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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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das Feuer hinweg an. Logen gefiel die finstere Miene nicht, die auf Bayaz’ Gesicht zu lesen war. Er hatte den Ersten der Magi schon öfter so dreinblicken sehen, und das hatte nie gut geendet. Er verstand nicht, wieso Quai innerhalb von nur wenigen Wochen von kriecherischem Gehorsam zu stiller Opposition übergegangen war, aber es machte für sie alle das Leben nicht leichter. Logen widmete sich nun mit scheinbar größtem Interesse der Hafergrütze und erwartete derweil beinahe, jeden Augenblick von einem ohrenbetäubenden Knall und hoch auflodernden Flammen erschreckt zu werden. Aber das nächste Geräusch, das ertönte, war nur Bayaz’ Stimme, die noch dazu recht sanft erklang.
    »Nun gut, Meister Quai, diese Bitte ist zur Abwechslung gar nicht mal so unsinnig. Lasst uns von meinen Fehlern sprechen. In der Tat ein sehr ausuferndes Thema. Wo fange ich an?«
    »Am Anfang?«, schlug der Zauberlehrling vor. »Wo sonst sollte ein Mann wohl je beginnen?«
    Der Magus stieß ein verärgertes Brummen aus. »Hm. Nun gut, es war einmal in der Alten Zeit.« Einen Augenblick hielt er inne und sah in die Flammen, und das Licht zuckte über sein eingefallenes Gesicht. »Ich war Juvens’ erster Lehrling. Aber schon bald nach dem Beginn meiner Ausbildung nahm mein Meister einen zweiten Schüler an. Einen Jungen aus dem Süden. Sein Name war Khalul.« Ferro sah plötzlich auf und blickte finster aus den Schatten herüber. »Von Anfang an kamen wir nicht gut miteinander zurecht. Wir waren beide viel zu stolz, eifersüchtig auf die Talente des anderen und neidisch auf jede Gunstbezeigung, die sich der jeweils andere von unserem Meister erwarb. Wir blieben Rivalen, auch als die Jahre vergingen und Juvens weitere Lehrlinge annahm, insgesamt zwölf an der Zahl. Zu Beginn forderte uns das dazu heraus, als Schüler immer besser zu werden: fleißiger, ergebener. Aber nach dem schrecklichen Krieg mit Glustrod änderte sich vieles.«
    Logen sammelte die Schüsseln ein und schöpfte den dampfenden Brei hinein, während er mit einem Ohr weiter Bayaz’ Erzählung verfolgte. »Aus unserer Rivalität wurde eine Fehde, und aus der Fehde schließlich Hass. Wir kämpften, erst mit Worten, dann mit den Händen, dann mit Magie. Wären wir uns selbst überlassen geblieben, vielleicht hätten wir einander getötet. Vielleicht gäbe es mehr Glück und Frieden auf der Welt, wenn es so gekommen wäre, aber Juvens ging dazwischen. Er schickte mich in den hohen Norden und Khalul nach Süden, in zwei der großen Bibliotheken, die er schon lange Jahre zuvor erbaut hatte. Er sandte uns aus, damit wir uns weiterbildeten, einzeln und allein, bis unsere Gemüter sich abgekühlt hatten. Er dachte, die hohen Berge und das weite Meer und die ganze Breite des Weltenkreises würden unserer Fehde ein Ende machen, aber er hatte uns falsch eingeschätzt. Wir beide siedeten in unserem Exil vor uns hin, machten den anderen für unsere Lage verantwortlich und planten unsere kleingeistige Rache.«
    Logen teilte das karge Essen aus, während Bayaz Quai unter seinen dichten Brauen anstarrte. »Wenn ich nur so vernünftig gewesen wäre und damals auf meinen Meister gehört hätte. Aber ich war jung, ich war störrisch und voller Stolz. Ich brannte darauf, Khalul an Macht zu übertreffen. Und närrisch wie ich war, beschloss ich, mir einen anderen Meister zu suchen, wenn Juvens mir nichts weiter beibringen wollte.«
    »Schon wieder dieses Schlabberzeug, was, Rosig?«, knurrte Ferro und riss Logen die Schale beinahe aus der Hand.
    »Dafür musst du dich nicht bei mir bedanken.« Er warf ihr einen Löffel zu, und sie fing ihn geschickt auf. »Einen anderen Meister? Welchen anderen Meister gab es denn?«
    »Nur einen«, brummte Bayaz. »Kanedias. Den Meisterschöpfer.« Er drehte seinen Löffel gedankenverloren in der Hand hin und her. »Ich kam zu seinem Haus, ich kniete vor ihm nieder und bat darum, zu seinen Füßen lernen zu dürfen. Er wies mich natürlich zurück, wie er es mit jedem tat … zuerst. Aber ich war stur, und schließlich gab er nach und willigte ein, mich als Schüler anzunehmen.«
    »Und dann lebtet Ihr im Haus des Schöpfers«, murmelte Quai. Logen, der sich über seine Schüssel gebeugt hatte, erschauerte. Die Erinnerung an den einen kurzen Besuch in diesem Gemäuer verursachte ihm immer noch Albträume.
    »Das tat ich«, sagte Bayaz, »und ich lernte, wie es aufgebaut war. Meine Kenntnisse in den Hohen Künsten machten mich für meinen neuen Meister sehr

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