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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Duell bis auf den Tod passiert ist«, raunte Bayaz, »wie seid Ihr lebendig aus dieser Sache herausgekommen?«
    Logen fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. In seinem Mund war ein bitterer Geschmack. »Ich habe ihn besiegt.«
    »Mit einem Speer im Bauch?«
    »Das habe ich erst später mitbekommen.«
    Langfuß und Luthar sahen einander mit gerunzelten Brauen an. »So ein Speer mitten im Körper ist aber doch wohl schwer zu übersehen«, wandte der Wegkundige ein.
    »Sollte man meinen.« Logen zögerte und versuchte sich eine gute Ausrede einfallen zu lassen, aber dafür hatte er nun einmal keine. »Es gibt Zeiten, in denen ich … na ja … in denen ich nicht recht weiß, was ich tue.«
    Eine lange Pause folgte. »Was meint Ihr damit?«, fragte Bayaz, und Logen verzog das Gesicht. Das zarte Vertrauen, das er in den letzten Wochen aufgebaut hatte, war nun in Gefahr, rund um ihn herum zusammenzubrechen, aber er sah keinen anderen Ausweg. Er war nie ein guter Lügner gewesen.
    »Als ich vierzehn war oder so, stritt ich mich mit einem Freund. Ich weiß nicht einmal mehr worüber. Aber ich weiß noch, dass ich zornig war, und ich weiß, dass er mich schlug. Dann sah ich auf meine Hände.« Und er blickte auch jetzt auf sie hinunter, bleich in der Dunkelheit. »Ich hatte ihn erwürgt. Er war mausetot. Ich erinnerte mich nicht, es getan zu haben, aber außer mir war niemand da, und ich hatte sein Blut unter meinen Nägeln. Ich schleppte ihn einen Felsen hinauf und warf ihn so hinunter, dass er auf den Kopf prallte, und anschließend sagte ich, er sei von einem Baum gefallen. Alle glaubten mir. Seine Mutter weinte natürlich und so, aber was konnte ich tun? Das war das erste Mal, dass es geschah.«
    Logen fühlte, dass die Blicke der ganzen Gruppe nun auf ihn gerichtet waren. »Ein paar Jahre später tötete ich beinahe meinen Vater. Hab auf ihn eingestochen, als wir beim Essen saßen. Keine Ahnung, wieso. Überhaupt keine Ahnung. Er wurde glücklicherweise wieder gesund.«
    Er merkte, dass Langfuß beunruhigt von ihm abrückte, und konnte es ihm nicht verdenken. »Das war zu der Zeit, als die Schanka immer öfter über uns herfielen. Daher sandte mich mein Vater nach Süden, über die Berge, damit ich Hilfe holen sollte. Ich stieß auf Bethod, und er bot mir Unterstützung an, wenn ich als Dank für ihn kämpfen würde. Das tat ich nur zu gern, dumm wie ich war, aber die Kämpfe gingen immer weiter und weiter. In diesen Kriegen tat ich Dinge, die … von denen man mir später sagte, dass ich sie getan hatte.« Er holte tief Luft. »Nun ja. Ich hatte bereits Freunde getötet. Ihr hättet sehen sollen, was ich meinen Feinden antat. Zu Anfang genoss ich es. Ich saß nur zu gern weit oben am Feuer, sah die Männer an und weidete mich an ihrer Angst, an der Tatsache, dass sich niemand traute, mir in die Augen zu blicken, aber es wurde immer schlimmer. Und schlimmer. Schließlich kam ein Winter, in dem ich die meiste Zeit nicht mehr wusste, wer ich war oder was ich tat. Manchmal sah ich es vorherkommen, aber ich konnte es nicht ändern. Niemand wusste, wen ich als Nächstes umbringen würde. Sie machten sich alle in die Hosen, selbst Bethod, und niemand hatte mehr Angst vor mir als ich selbst.«
    Sie alle saßen eine Weile in angespanntem Schweigen da. Die Mauerreste waren ihnen zunächst als eine Art Zuflucht erschienen, die sie vor der toten, leeren Weite der Ebene schützte, aber jetzt fühlte es sich anders an. Die leeren Fenster gähnten wie Wunden. Die leeren Türen gähnten wie Gräber. Die Stille dehnte sich immer weiter aus, bis sich schließlich Langfuß räusperte. »Wäre es dann also – rein theoretisch gefragt – möglich, dass Ihr, ohne es wirklich zu beabsichtigen, einen von uns töten könntet?«
    »Es wäre wahrscheinlicher, dass ich alle töten würde, nicht nur einen.«
    Bayaz’ Gesicht hatte sich verdunkelt. »Verzeiht, wenn mich das jetzt nicht unbedingt beruhigt.«
    »Ich wünschte, dass Ihr das zumindest vorher schon einmal erwähnt hättet!«, stieß Langfuß hervor. »Das ist doch wohl eine Information, die man unter Reisegefährten austauscht! Ich glaube kaum, dass …«
    »Lass ihn in Ruhe«, knurrte Ferro.
    »Aber wir müssen doch alle wissen, ob …«
    »Halt die Klappe, du komischer Sternengucker. Du bist auch alles andere als vollkommen.« Sie warf Langfuß einen bösen Blick zu. »Manche hier halten nämlich gern große Volksreden, sind aber nie zur Stelle, wenn es Ärger gibt.« Jetzt traf

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