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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ihr Blick Luthar. »Andere sind wesentlich weniger von Nutzen, als sie selbst glauben.« Und nun sah sie Bayaz an. »Und wiederum andere behalten jede Menge Geheimnisse für sich, fallen dann im denkbar schlechtesten Moment in Tiefschlaf und lassen die anderen inmitten des großen Nichts sitzen. Schön, er ist also ein Totschläger. Na und? Das kam euch allen ja wohl auch gelegen, als ein paar Leute totgeschlagen werden mussten.«
    »Ich wollte doch nur sagen …«
    »Halt die Klappe, hab ich gesagt.« Langfuß blinzelte, dann tat er, wie ihm geheißen.
    Logen sah Ferro über das Feuer hinweg an. Aus dieser Richtung hatte er ja nun überhaupt kein gutes Wort erwartet. Von ihnen allen hatte nur sie schon einmal miterlebt, was er gerade beschrieben hatte. Nur sie wusste, was er wirklich gemeint hatte. Und dennoch hatte sie sich für ihn eingesetzt. Sie sah seinen Blick, verzog den Mund und sank zurück in die Schatten, aber das änderte nichts. Unwillkürlich lächelte er.
    »Was ist denn dann mit dir, hm?« Bayaz sah nun auch zu Ferro hinüber, und er legte sich einen Finger auf die Lippe, als ob er nachdachte.
    »Was soll mit mir sein?«
    »Du sagst, du magst keine Geheimnisse. Wir haben alle von unseren Narben erzählt. Ich habe uns mit alten Geschichten gelangweilt, und der Blutige Neuner hat von sich berichtet.« Der Magus tippte gegen sein knochiges Gesicht, über das der Feuerschein harte Schatten legte. »Wie hast du deine bekommen?«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. »Ich möchte wetten, du hast den, der dafür verantwortlich ist, richtig leiden lassen, was?«, fragte Luthar mit einem leichten Lachen in der Stimme.
    Langfuß kicherte leise. »Oh, bestimmt! Ich wette, dass er ein hartes Ende fand! Ich möchte mir lieber gar nicht vorstellen, wie …«
    »Ich habe es getan«, sagte Ferro.
    Das wenige Gelächter erstarb, und auch das Lächeln wich von den Zügen der anderen Reisenden. »Was?«, fragte Logen.
    »Bist du taub, du blöder Rosig? Ich habe sie mir selbst zugefügt.«
    »Warum?«
    »Ha!«, bellte sie und starrte ihn über das Feuer hinweg an. »Du weißt nicht, wie es ist, wenn man einem anderen gehört! Mit zwölf Jahren wurde ich an einen Mann verkauft, der Susman hieß.« Damit spuckte sie auf den Boden und fauchte etwas in ihrer eigenen Sprache. Logen vermutete, dass es sich dabei nicht gerade um ein Kompliment handelte. »Ihm gehörte so ein Haus, in dem Mädchen ausgebildet und dann mit Gewinn weiterverkauft wurden.«
    »Wofür denn ausgebildet?«, wollte Luthar wissen.
    »Zum Ficken, was denkst du denn, du Narr?«
    »Ah«, krächzte er, schluckte und sah wieder zu Boden.
    »Zwei Jahre war ich dort. Zwei Jahre, bevor ich ein Messer stehlen konnte. Ich wusste damals noch nicht, wie man tötet. Also schädigte ich meinen Besitzer anderweitig, auf die beste Art, die mir möglich war. Ich schnitt mich selbst ins Gesicht, bis herunter auf den Knochen. Als sie mir die Klinge endlich abnehmen konnten, hatte ich meinen Preis auf ein Viertel heruntergeschnitten.« Sie grinste mit wildem Gesicht ins Feuer, als sei dies ihr stolzester Tag gewesen. »Ihr hättet ihn quietschen hören sollen, diesen Drecksack!«
    Logen sah sie entgeistert an. Langfuß stand der Mund weit offen. Selbst der Erste der Magi wirkte schockiert. »Du hast dich selbst entstellt?«
    »Was ist schon dabei?« Wieder senkte sich Schweigen herab. Der Wind frischte auf und wirbelte durch die Ruine, zischte in den Ritzen zwischen den Steinen und ließ die Flammen flackern und tanzen. Niemand von ihnen wollte danach noch viel sagen.

WILDZORN
    Der Schnee trieb über das Land, weiße Flocken trudelten durch die Luft hinter der steilen Klippe und verwandelten die grünen Kiefern, die schwarzen Felsen, den braunen Fluss weit unten in graue Geister.
    West konnte sich kaum noch vorstellen, dass er sich als Kind jedes Jahr auf den ersten Schnee gefreut hatte. Dass er glücklich gewesen war, wenn er aufwachte und die ganze Welt weiß überzogen vor ihm lag. Dass Schnee etwas Geheimnisvolles, Wunderbares, Wunderschönes gehabt hatte. Jetzt erfüllte ihn der Anblick der Flocken, die sich auf Cathils Haare, auf Ladislas Mantel, auf Wests eigenes dreckiges Hosenbein setzten, eher mit Entsetzen. Noch mehr beißende Kälte, noch mehr wund reibende Nässe, noch größere Mühe beim Vorwärtskommen. Er rieb sich die bleichen Hände, sah schniefend und missgestimmt zum Himmel empor und gab sich alle Mühe, nicht in Selbstmitleid zu verfallen.
    »Man

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