Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
dass Dreibaum ihn direkt anstarrte. »Hast du verstanden, Junge?«
    »Äh, ja, natürlich«, murmelte er, die Zunge steif vor Kälte und aufsteigender Angst. »Wenn der Stein ins Wasser fällt, laufen wir los … Häuptling.«
    »Gut. Und ihr haltet alle die Augen offen. Es könnten noch andere in der Nähe sein. Bethod hat seine Späher überall im Land. Ist irgendjemandem noch etwas unklar?« Sie alle schüttelten die Köpfe. »Gut. Dann gebt später nicht mir die Schuld, wenn ihr euch umbringen lasst.«
    Dreibaum erhob sich, und die anderen taten es ihm gleich. Sie trafen die letzten Vorbereitungen, lockerten die Klingen in den Scheiden, überprüften die Bogensehnen, schnallten die Gürtel fester. Für West gab es nicht viel vorzubereiten. Ein schweres, gestohlenes Schwert, das er durch einen abgewetzten Gürtel geschoben hatte, und das war alles. Er fühlte sich wie ein Narr in dieser Gesellschaft, und er fragte sich, wie viele Menschen die anderen schon getötet hatten. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn sie für eine ganze Stadt gereicht hätten, und noch für ein etwas abseits liegendes Dorf dazu. Selbst Pike sah so aus, als sei er bereit, ohne weiteres Nachdenken zu morden. West musste sich noch einmal vor Augen halten, dass er keine Ahnung hatte, weshalb dieser Mann überhaupt in die Strafkolonie geschickt worden war. Wenn er ihn jetzt so ansah, wie er nachdenklich mit dem Daumen die Schneide seiner schweren Axt prüfte, mit harten Augen in diesem toten, verbrannten Gesicht, konnte er sich allerlei vorstellen.
    West betrachtete seine Hände. Sie zitterten, und das lag nicht nur an der Kälte. Er verschränkte sie ineinander und drückte sie fest. Als er aufsah, bemerkte er, dass ihn der Hundsmann angrinste. »Man muss Angst kennen, um Mut zu haben«, sagte er, drehte sich dann um und folgte Dreibaum und den anderen, die auf die Bäume zugingen.
    Die harte Stimme des Schwarzen Dow fiel West von hinten an. »Du kommst mit mir, du großer Kämpfer. Versuch mal, mit mir Schritt zu halten.« Er spuckte auf den gefrorenen Boden, wandte sich dann um und ging auf den kleinen Fluss zu. West warf den anderen einen letzten Blick zu. Cathil nickte ihm zu, einmal, und er nickte zurück, dann drehte er sich um und folgte Dow schweigend durch die Bäume, die von schimmerndem, tropfendem Eis überzogen waren, während das Rauschen des Wasserfalls in seinen Ohren lauter und lauter dröhnte.
    Dreibaums Plan schien aus erschreckend wenig Einzelheiten zu bestehen. »Wenn wir über den Bach sind und das Signal bekommen, was tun wir dann?«
    »Töten«, knurrte Dow über die Schulter hinweg.
    Diese Antwort, auch wenn sie gar nichts erklärte, sandte einen von Panik durchdrungenen Stich durch Wests Eingeweide. »Soll ich nach links oder nach rechts?«
    »Was dir lieber ist, solange du mir nicht im Weg stehst.«
    »Wohin gehst du?«
    »Dahin, wo getötet wird.«
    West wünschte sich, nie etwas gesagt zu haben, als er zögernd das Ufer betrat. Er konnte weiter flussaufwärts die Fälle sehen, eine Klippe dunkler Felsen und sprudelndes, weiß schäumendes Wasser zwischen schwarzen Baumstämmen, die eiskalten Nebel und viel Lärm in die Luft spuckten.
    Der Bach war hier gerade einmal vier Schritte breit, aber das Wasser floss schnell, stark und dunkel, und es schäumte an den nassen Steinen der Böschung. Dow hielt sein Schwert und die Axt hoch und watete sicheren Fußes hindurch, wobei ihm das Wasser in der Mitte bis zur Hüfte reichte, dann kroch er das gegenüberliegende Ufer hinauf und drückte sich dort tropfnass gegen die Felsen. Er sah sich um, erkannte verärgert, dass West noch weit zurückgeblieben war, und forderte ihn mit einer energischen Handbewegung auf, ihm nachzukommen.
    West zog sein eigenes Schwert ungeschickt hervor und hielt es in die Höhe, holte tief Luft und trat in den Bach. Das Wasser lief in seinen Stiefel und umschloss seine Wade. Es fühlte sich an, als sei sein ganzes Bein plötzlich in Eis gehüllt. Vorsichtig machte er einen Schritt nach vorn, und sein anderes Bein sank bis zum Oberschenkel ein. Ihm traten die Augen aus den Höhlen, sein Atem kam in schnaubenden Stößen, aber es gab kein Zurück. Er machte einen weiteren Schritt. Sein Stiefel rutschte auf den moosigen Steinen des Flussbetts aus, und er tauchte hilflos bis zu den Achselhöhlen ein. Er hätte geschrien, wenn ihm das eiskalte Wasser nicht die Luft aus den Lungen gepresst hätte. So taumelte er vorwärts, halb stolpernd, halb

Weitere Kostenlose Bücher