Feuerklingen (First Law - Band 2)
nimmt.«
»Teufelsblut«, hauchte Quai. »Gesegnet und verflucht.«
Ferro durchbohrte ihn mit ihren Blicken. »Was meinst du damit?«
»Du stammst von Dämonen ab.« Und der Zauberlehrling zog einen Mundwinkel mit wissendem Lächeln hoch. »Es geht sicher weit zurück bis in die Alte Zeit und noch weiter, aber du bist nicht vollkommen menschlich. Du bist ein Relikt. Eine letzte schwache Spur des Blutes der Anderen Seite.«
Ferro öffnete den Mund, um ihm eine Beleidigung entgegenzuschleudern, aber Bayaz schnitt ihr das Wort ab.
»Das ist nicht zu leugnen, Ferro. Ich hätte dich nicht hierhergebracht, wenn daran ein Zweifel bestünde. Aber du solltest dich nicht dagegen zu wehren versuchen. Du solltest es annehmen. Es ist eine seltene Gabe. Du kannst den Samen berühren. Vielleicht du allein im ganzen weiten Weltenrund. Nur du kannst ihn berühren, nur du kannst ihn in den Krieg führen.« Er lehnte sich zu ihr herüber und flüsterte: »Aber nur ich kann ihn zum Glühen bringen. Heiß genug, um ganz Gurkhul zu einer Wüste zu machen. Heiß genug, um Khalul und all seine Diener in Staub zu verwandeln. Heiß genug, um dir eine Rache zu bieten, die selbst dir genügen wird, und mehr. Kommst du jetzt mit?« Und er schnalzte mit der Zunge, lenkte sein Pferd zur Seite und wieder auf die Brücke.
Ferro warf dem Rücken des alten Rosigs finstere Blicke zu, als sie ihm folgte, und kaute heftig auf ihrer Unterlippe. Als sie mit der Zunge darüberfuhr, schmeckte sie Blut. Blut, aber keinen Schmerz. Sie wollte nicht gern glauben, was der Magus gesagt hatte, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie anders war als andere. Sie erinnerte sich daran, wie sie einst Aruf gebissen hatte, und er hatte zu ihr gesagt, sie habe wohl eine Schlange zur Mutter gehabt. Wieso nicht eine Dämonin? Sie betrachtete das Wasser, das unter ihr toste, durch die Lücken im Metall und dachte an Rache.
»Ist doch eigentlich egal, welches Blut du hast.« Neunfinger ritt neben ihr. Ritt schlecht, wie immer, sah zu ihr hinüber, die Stimme sanft. »Jeder Mann trifft seine eigenen Entscheidungen, hat mein Vater mir immer gesagt. Ich denke mal, das ist bei Frauen nicht anders.«
Ferro antwortete nicht. Sie zügelte ihr Pferd und ließ die anderen vorbei. Frau oder Dämon oder Schlange, es machte keinen Unterschied. Ihr ging es darum, den Gurkhisen wehzutun. Ihr Hass brannte heiß und wurzelte tief, warm und vertraut. Ihr ältester Freund.
Nichts anderem konnte sie vertrauen.
Ferro überquerte die Brücke als Letzte. Als sie wieder in die verfallende Stadt hineintauchten, warf sie noch einmal einen Blick über die Schulter, zurück zu den Ruinen, aus denen sie gekommen waren und die nun am anderen Ufer halb vom grauen Regentuch verdeckt waren.
»Ssss!« Sie zog ruckartig an den Zügeln, starrte über das tobende Wasser, die Augen glitten über Hunderte von leeren Fenstern, Hunderte von leeren Türöffnungen, Hunderte von Spalten und Lücken und Löchern in den zerstörten Mauern.
»Was hast du gesehen?«, ertönte Neunfingers beunruhigte Stimme.
»Irgendwas.« Aber jetzt sah sie nichts mehr. Die endlosen Ruinen auf der anderen, verfallenen Uferseite lagen ruhig da, leer und leblos.
»An diesem Ort wurde nichts am Leben gelassen«, sagte Bayaz. »Die Nacht wird sich bald über uns senken, und ich zumindest hätte nichts gegen ein Dach, das den Regen von meinen alten Knochen fern hält. Deine Augen haben dir einen Streich gespielt.«
Ferro verzog das Gesicht. Ihre Augen hatten ihr keinen Streich gespielt, ob es nun Teufelsaugen waren oder nicht. Es war etwas da draußen, in der Stadt. Sie fühlte es.
Es beobachtete sie.
GLÜCK
»Zeit zum Aufstehen, Luthar.«
Jezal öffnete blinzelnd die Augen. Es war so hell, dass er kaum ausmachen konnte, wo er sich befand, und er brummte und zuckte mit den Lidern, beschattete die Augen mit einer Hand. Irgendjemand hatte ihn an der Schulter gerüttelt. Neunfinger.
»Wir müssen uns auf den Weg machen.«
Jezal setzte sich auf. Sonnenlicht strömte in die enge Kammer, schien direkt auf sein Gesicht, und kleine Staubkörnchen tanzten im hellen Schein. »Wo sind die anderen?«, krächzte er, die Zunge noch geschwollen und träge vor Verschlafenheit.
Der Nordmann deutete mit dem struppigen Kopf hinüber zum hohen Fenster. Als er die Augen zusammenkniff, erkannte Jezal nur Bruder Langfuß, der mit den Händen hinter dem Rücken dort oben stand und hinausblickte. »Unser Wegkundiger genießt die Aussicht. Der Rest
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