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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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einen unruhigen Blick auf die anderen.
    »Lasst uns weiterreiten.« Neunfinger kratzte sich das Kinn und sah angespannt in die Runde. »Lasst uns diesen Ort so schnell wie möglich verlassen und nie wieder zurückkehren.«
    Bayaz lachte leise. »Der Blutige Neuner hat Angst vor Schatten? Das hätte ich nicht glauben wollen.«
    »Zu jedem Schatten gehört etwas, das ihn wirft«, knurrte der Nordmann, aber der Erste der Magi ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Wir haben Zeit genug, um eine Weile zu halten«, sagte er, während er sich ungelenk aus dem Sattel schob. »Wir sind jetzt schon nahe am Rand der Stadt. Höchstens noch eine Stunde, dann haben wir sie hinter uns und können weiterreiten. Aber das hier könnte Euch interessieren, Hauptmann Luthar. Wie auch vielleicht alle anderen, die Lust haben, mir zu folgen.«
    Neunfinger fluchte unterdrückt in seiner eigenen Sprache. »Von mir aus. Ich laufe lieber, statt zu warten.«
    »Jetzt habt Ihr meine Neugier geweckt«, sagte Bruder Langfuß, als er neben ihnen herhüpfte. »Ich muss zugeben, dass die Stadt in diesem Licht nicht mehr so Furcht einflößend wirkt wie gestern im Regen. Heute kann man doch kaum nachvollziehen, wieso ihr ein derart finsterer Ruf vorauseilt. Nirgendwo im ganzen Weltenrund kann man eine solche Sammlung faszinierender Relikte entdecken, und ich bin ein neugieriger Mensch, was ich auch gern zugebe. Ja, tatsächlich, ich war schon immer ein …«
    »Wir wissen, was du bist«, zischte Ferro. »Ich warte hier.«
    »Wie du willst.« Bayaz zog seinen Stab vom Sattel. »Wie immer. Du und Meister Quai, ihr könnt euch sicherlich gegenseitig prächtig mit lustigen Geschichten unterhalten, während wir unterwegs sind. Beinahe bedauere ich, diesen Schlagabtausch nicht mitverfolgen zu können.« Ferro und der Zauberlehrling tauschten einen reizbaren Blick, während die anderen zwischen den zerstörten Statuen zu der großen Treppe hinübergingen. Jezal humpelte und verzog das Gesicht, wenn er sein schlimmes Bein belastete. Sie traten durch eine Tür, so groß wie ein Haus, in einen kühlen, dämmrigen, stillen Raum.
    Er erinnerte Jezal an das Fürstenrund in Adua, war aber noch größer. Eine enorm große, runde Kammer, wie eine riesige Schüssel, an deren Rand Sitzreihen aufstiegen, die aus vielfarbigem Stein herausgehauen worden waren. Inzwischen waren große Bereiche zertrümmert und verfallen. Der Boden war mit Schutt bedeckt, bei dem es sich zweifelsohne um die Überbleibsel des eingefallenen Daches handelte.
    »Ah. Die große Kuppel ist eingestürzt.« Der Magus blickte mit zusammengekniffenen Augen durch die gezackten Trümmer in den strahlenden Himmel dahinter. »Eine passende Metapher.« Er seufzte, während er langsam über den geschwungenen Mittelgang zwischen marmornen Blöcken dahinschlurfte. Jezal sah misstrauisch zu den vielen überhängenden Steinen empor und fragte sich, was passieren würde, wenn ein solcher Brocken herabstürzte und ihn am Kopf träfe. Wahrscheinlich würde Ferro ihn dann nicht noch einmal zusammenflicken. Er hatte nicht die leiseste Idee, weswegen Bayaz meinte, dass er hier sein sollte, aber das hätte er von der gesamten Reise sagen können, und tatsächlich hatte er sich diese Frage auch schon oft gestellt. Also holte er tief Luft und humpelte hinter dem Magus her, gefolgt von Neunfinger; die Geräusche ihrer Bewegungen hallten in dem großen Raum wider.
    Langfuß suchte sich einen Weg zwischen den geborstenen Stufen und sah mit großem Interesse zur eingestürzten Decke empor. »Was war das für ein Gebäude?«, rief er, und seine Stimme wurde von den runden Mauern zurückgeworfen. »Eine Art Theater?«
    »Gewissermaßen«, antwortete Bayaz. »Dies war die große Kammer des kaiserlichen Senats. Hier saß der Kaiser in seinem Staatsornat, um den Debatten der weisesten Bürger von Aulcus zu lauschen. Hier wurden Entschlüsse gefasst, die den Lauf der Geschichte beeinflussten.« Er mühte sich eine Stufe hinauf und ging langsam weiter, wobei er begeistert auf den Boden deutete und seine Stimme vor Aufregung schrill wurde.
    »Hier an dieser Stelle, ich erinnere mich genau, stand Calica, als er sich an den Senat wandte und zu Vorsicht riet, was die Eroberungszüge des Kaiserreichs im Osten betraf. Und hier war es, dass Juvens ihm antwortete, zur Kühnheit aufrief und damit die Versammlung überzeugte. Ich sah ihnen gebannt zu. Zwanzig Jahre alt und atemlos vor Aufregung. Noch heute erinnere ich mich an all ihre

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