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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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durch den Ärmel bugsierte, und hielt ihr das Kleidungsstück im Dunkeln hin.
    »Was ist das?«
    »Ein Mantel.«
    »Das seh ich. Was soll ich damit?«
    Verdammt, sie war aber auch stur. Logen hätte beinahe laut gelacht. »Vielleicht sehe ich nicht so gut wie du, aber ich kann immerhin hören, dass deine Zähne klappern.« Wieder streckte er ihr den Mantel hin. »Ich wünschte, ich könnte dir mehr anbieten, aber das ist alles, was ich habe. Du brauchst ihn mehr als ich, deswegen. Ist doch keine Schande. Nimm ihn.«
    Eine Weile rührte sie sich nicht, dann wurde der Mantel ruppig aus seiner Hand gezogen, und er hörte, dass sie sich darin einwickelte. »Danke«, knurrte sie.
    Er hob die Augenbrauen und fragte sich, ob er sich gerade verhört hatte. Aber offenbar gab es bei allem ein erstes Mal. »Kein Problem. Ich sag auch danke.«
    »Hm?«
    »Für die Hilfe. Unter der Stadt und auf dem Hügel bei den Steinen und oben auf den Dächern, und auch sonst.« Er dachte kurz nach. »Das ist verdammt viel Hilfe. Wahrscheinlich mehr, als ich verdiene, aber was soll’s, ich bin auf alle Fälle wirklich dankbar.« Er erwartete eine Antwort, aber es kam keine. Nur der Bach war zu hören, wie er unter den Mauern des Gebäudes dahingluckerte, der Wind, wie er durch die leeren Fenster pfiff, sein eigener abgehackter Atem. »Du bist in Ordnung«, fügte er hinzu. »Mehr kann ich nicht sagen. Egal, wie hart du dich auch geben magst, du bist in Ordnung.«
    Noch mehr Schweigen. Er konnte ihren Umriss im Mondlicht sehen, wie sie gegen die Mauer gelehnt dasaß, den Mantel um die Schultern geschlungen, das nasse Haar stachlig vom Kopf abstehend, und vielleicht sah er auch das kurze Aufblitzen eines gelben Auges, das ihn beobachtete. Er fluchte unterdrückt. Reden war nicht seine Stärke, war es nie gewesen. Wahrscheinlich bedeutete ihr das alles überhaupt nichts. Immerhin, er hatte es versucht.
    »Willst du ficken?«
    Er hob den Kopf, die Kinnlade klappte ihm herunter, und er war sich nicht sicher, ob er gerade richtig gehört hatte »Hä?«
    »Was ist los, Rosig, bist du jetzt taub oder was?«
    »Bin ich was?«
    »Schon gut! Vergiss es!« Sie drehte sich weg und zog sich den Mantel zornig um die angespannten Schultern.
    »Warte mal, warte.« Allmählich dämmerte es ihm. »Ich meine … ich hatte nur nicht erwartet, dass du so was fragst, das ist alles. Ich sage nicht nein … denk ich … wenn du Lust hast.« Er schluckte. Sein Mund war trocken. »Hast du Lust?«
    Er sah, wie sie wieder den Kopf wandte. »Sagst du nicht nein oder sagst du ja?«
    »Also, äh …« Er blies im Dunkeln die Backen auf und versuchte, den Kopf klar zu bekommen. Nie hätte er erwartet, diese Frage überhaupt je wieder gestellt zu bekommen, und von ihr schon gar nicht. Jetzt, da sie gefragt hatte, fürchtete er sich zu antworten. Er konnte nicht leugnen, dass es eine ziemlich einschüchternde Vorstellung war, aber es war besser, eine Sache gleich anzugehen, als sich lange davor zu fürchten. Viel besser. »Dann ja. Glaub ich. Ich meine, ich bin sicher. Wieso auch nicht? Ich sage ja.«
    »Ah.« In der Dunkelheit sah er, wie sie finster zu Boden blickte, die dünnen Lippen zusammengepresst, als ob sie auf eine andere Antwort gehofft hatte und jetzt nicht wusste, was sie mit der anfangen sollte, die sie bekommen hatte. Er war ebenso unsicher, genauso benommen. »Wie sollen wir’s machen?« Ganz nüchtern, als ob es eine Arbeit sei, die sie gemeinsam erledigen mussten, wie einen Baum fällen oder ein Loch graben.
    »Äh … na ja, du müsstest ein bisschen näher kommen, würde ich sagen. Ich meine, ich hoffe, dass dich das jetzt nicht enttäuscht, aber mein Schwanz reicht nicht bis da hinten.« Er lächelte ein wenig, ärgerte sich dann aber schon wieder über sich selbst, als sie mit keinem Mundwinkel zuckte. Er wusste ja, dass sie nicht viel für Witze übrig hatte.
    »Na gut.« Sie kam so schnell und geschäftsmäßig zu ihm herüber, dass er beinahe zurückwich und sie dadurch ins Straucheln kam.
    »Entschuldige«, sagte er. »Ich hab das schon lange nicht mehr gemacht.«
    »Nein.« Sie setzte sich neben ihn, hob den Arm und hielt dann inne, als ob sie sich fragte, was sie nun damit tun sollte. »Ich auch nicht.« Er fühlte ihre Fingerspitzen auf seinem Handrücken – sanft, vorsichtig. Beinahe kitzelte es, so leicht war die Berührung. Ihr Daumen rieb den Stummel seines Mittelfingers, und er sah ihr dabei zu, graue Gestalten, die sich in den Schatten

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