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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Neuner machte einen Schritt nach vorn, noch einen, das Schwert in der einen Hand, ein Stück blutiger Eingeweide in der anderen, und trennte sich langsam vom Leichnam des großen Plattkopfs. Die Geschöpfe wichen vor ihm zurück, schnatterten und klickerten miteinander, und der Blutige Neuner lachte ihnen ins Gesicht.
    Die Schanka mochten noch so sehr voll wilder Wut sein, aber selbst sie mussten ihn fürchten. Selbst die Toten, die keinen Schmerz fühlen. Selbst der kalte Stein, der nicht träumt. Selbst das geschmolzene Eisen fürchtete den Blutigen Neuner. Selbst die Dunkelheit.
    Er brüllte und sprang vor, schleuderte das Gekröse weg. Die Spitze seines Schwertes schlug einem Schanka quer über die Brust und warf ihn aufquiekend herum. Einen Augenblick später traf die Klinge seine Schulter und spaltete sie bis zum Brustbein.
    Die letzten zwei wollten fliehen, wuselten über den Stein, aber kämpfen oder fliehen, wo war der Unterschied? Noch ein Pfeil traf in den Rücken des einen, bevor er drei Schritte weit gekommen war, und er fiel vornüber. Der Blutige Neuner spurtete vor; seine Finger schlossen sich um den Knöchel des Letzten, so hart wie ein Schraubstock, und zogen ihn zu sich heran, während seine Klauen über den rußgeschwärzten Boden schabten.
    Seine Faust war der Hammer, der Boden war der Amboss, und der Kopf des Schanka war das Metall, das bearbeitet werden musste. Ein Schlag, und seine Nase platzte auf, abgebrochene Zähne fielen heraus. Zwei, und er zertrümmerte ihm den Backenknochen. Drei, und der Kiefer gab unter seinen Knöcheln nach. Seine Faust war aus Stein, aus Stahl, aus Diamant. Sie war so schwer wie ein fallender Berg, und mit einem Schlag nach dem anderen zerschmetterte er den dicken Schädel des Schanka zu einer formlosen Masse.
    »Platt…kopf«, zischte der Blutige Neuner, und er lachte, riss den verstümmelten Körper hoch und schleuderte ihn weg, dass er nach einer Umdrehung gegen die Gestelle an der Wand krachte. Er fuhr herum, machte eine ausladende Armbewegung, das Schwert des Schöpfers in der Hand, wobei die Spitze Funken auf den Steinen schlug, an die es dabei krachte. Er starrte in die Dunkelheit, drehte sich um, aber nur die Feuer bewegten sich, und die Schatten tanzten mit ihnen. Die Höhle war leer.
    »Nein!«, fauchte er. »Wo seid ihr?« Seine Beine zitterten, sie wollten ihn kaum noch tragen. »Wo seid ihr, ihr Arschlöcher …« Er stolperte und sank auf dem heißen Stein auf ein Knie, rang nach Luft. Es musste noch mehr zu tun geben. Der Blutige Neuner konnte nie genug tun. Aber auf seine Kraft war kein Verlass, und jetzt floss sie aus ihm hinaus.
    Dann sah er, wie sich etwas bewegte, und blinzelte in die Richtung. Ein Strich Dunkelheit, der langsam und ruhig zwischen den pulsierenden Feuern und den gestürzten Leichen dahinglitt. Kein Schanka. Eine andere Art von Feind. Gerissener und gefährlicher. Rußig dunkle Haut in den Schatten, sanfte Schritte durch die Blutlachen, die seine Arbeit hinterlassen hatte. Sie hatte einen Bogen in den harten Händen, die Sehne halb gespannt, und die Pfeilspitze glänzte hell. Ihre gelben Augen leuchteten wie geschmolzenes Metall, wie heißes Gold, und verspotteten ihn. »Bist du wieder bei dir, Rosig?« Ihre Stimme dröhnte und flüsterte in seinem brummenden Kopf. »Ich will dich nicht töten, aber ich bin dazu bereit.«
    Drohungen? »Verfickte Hure«, zischte er sie an, aber seine Lippen waren seltsam ungeschickt und brachten nichts weiter hervor als einen langen Faden Speichel. Er kippte nach vorn, stützte sich auf das Schwert, versuchte wieder aufzustehen, und die Wut brannte in ihm so heiß wie nie zuvor. Sie würde es auch noch zu spüren bekommen. Der Blutige Neuner würde ihr eine solche Lektion erteilen, dass sie nie wieder eine zweite brauchen würde. Er würde sie in Stücke schneiden und sie dann unter seinen Stiefeln zertrampeln. Wenn er doch nur aufstehen konnte …
    Er taumelte blinzelnd, und der Atem kam stoßweise aus seiner Brust, langsam, ganz langsam. Die Flammen wurden kleiner und begannen zu verlöschen, die Schatten wurden länger, verschwammen, verschluckten ihn und stießen ihn herab.
    Noch einer, nur noch einer. Immer noch einer …
    Aber seine Zeit war vorüber …
     
    … Logen hustete und erschauerte, zitterte schwach. Seine Hände nahmen im dämmrigen Licht Gestalt an, sie stützten sich zu Fäusten geballt auf dem dreckigen Boden, blutig wie die eines ungeschickten Schlachtergesellen. Er erriet,

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