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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Gebäude: Gasthäuser, Bauernhöfe, Dörfer, alle längst zerstört.
    »Sie sind da unten«, ertönte plötzlich Quais leidenschaftslose Stimme.
    Jezal stand auf, verlagerte das Gewicht auf sein gesundes Bein, beschattete sein Gesicht mit der Hand und sah in die Richtung, in die der Zauberlehrling zeigte. Nun entdeckte er sie auch, zwei winzige braune Gestalten auf der braunen Einöde, ganz nahe am Sockel des Felsens.
    »Was habe ich Euch gesagt?«, krächzte Bayaz.
    Langfuß schüttelte voller Erstaunen den Kopf. »Wie in Gottes Namen konnten sie das überleben?«
    »Sie sind zwei, die sich zu helfen wissen, das kann man nicht anders sagen.« Jezal grinste über das ganze Gesicht. Noch vor einem Monat hätte er sich nicht träumen lassen, dass er sich je so freuen würde, Logen wieder zu sehen, Ferro schon gar nicht, aber hier saß er und grinste von einem Ohr zum anderen, einfach nur, weil sie noch lebten. Irgendwie hatte sich zwischen ihnen hier draußen in der Wildnis, da sie gemeinsam gegen Tod und andere Widrigkeiten gekämpft hatten, eine tiefe Verbundenheit entwickelt. Eine Verbundenheit, die sich schnell verstärkt hatte, trotz der vielen Unterschiede zwischen ihnen. Eine Verbundenheit, die seine alten Freundschaften vergleichsweise schwach, blass und leidenschaftslos wirken ließ.
    Jezal beobachtete, wie die Gestalten näher kamen, auf einem überwachsenen Pfad, der den steilen Hügel hinauf zum Tempel führte, und sie hielten untereinander so viel Abstand, dass man hätte glauben können, sie seien einzeln unterwegs. Als sie noch näher kamen, sahen sie schließlich aus wie zwei Gefangene, die der Hölle entkommen waren. Ihre Kleidung war zerrissen, zerfetzt und völlig verdreckt, ihre verschmierten Gesichter waren so hart, als seien sie aus Stein. Ferro hatte eine verschorfte Wunde auf der Stirn. Logens Kinn war rundum abgeschürft, und rund um seine Augen lagen blaue Flecke.
    Jezal kam ihnen humpelnden Schrittes entgegen. »Was ist passiert? Wie habt ihr …«
    »Nichts ist passiert!«, bellte Ferro.
    »Überhaupt nichts«, knurrte Neunfinger, und die zwei fletschten sich zornig an. Offenbar hatten sie Fürchterliches durchgemacht, über das sie beide nicht reden wollten. Ferro ging ohne den Hauch eines Grußes hinten an den Karren und wühlte dort herum. Logen stand die Hände in die Hüften gestemmt da und sah ihr grimmig hinterher.
    »Ja dann«, murmelte Jezal, der nicht so recht wusste, was er sagen sollte, »dann geht es euch gut?«
    Logens Augen glitten zu ihm herüber. »O ja, mir geht es bestens«, sagte er voller Ironie. »Mir ging’s nie besser. Wie, zur Hölle, habt ihr den Karren aus der Stadt bekommen?«
    Der Zauberlehrling zuckte die Achseln. »Die Pferde haben ihn gezogen.«
    »Meister Quai neigt zur Tiefstapelei«, kicherte Langfuß nervös. »Es war ein höchst aufregender Ritt zum Südtor der Stadt …«
    »Ihr musstet euch wohl durchkämpfen, was?«
    »Na ja, ich natürlich nicht, Kämpfen gehört nicht zu meinen …«
    »Hatte ich auch nicht erwartet.« Logen beugte sich vor und spuckte bitter auf den Boden.
    »Wir sollten zumindest eine gewisse Dankbarkeit erwägen«, raunzte Bayaz, und die Luft seufzte und krächzte beim Einatmen in seiner Kehle. »Es gibt vieles, wofür wir dankbar sein sollten. Wir alle sind noch am Leben.«
    »Bist du sicher?«, gab Ferro kurz angebunden zurück. »Du siehst jedenfalls nicht so aus.« Jezal stimmte ihr insgeheim zu. Der Magus hätte nicht schlimmer aussehen können, wenn er in Aulcus tatsächlich gestorben wäre. Als ob er tot sei und allmählich verweste.
    Sie riss sich den Fetzen von einem Hemd herunter, den sie trug, und schleuderte ihn wütend weg. Die Sehnen auf ihrem mageren Rücken bewegten sich. »Was glotzt du so, du Arsch!«, fauchte sie Jezal an.
    »Nichts«, gab der leise zurück und senkte den Blick. Als er sich wieder aufzusehen traute, knöpfte sie sich gerade ein frisches Hemd zu. Nun ja, kein wirklich frisches. Vor einigen Tagen hatte er es getragen.
    »Das ist eines von meinen …« Ferro bedachte ihn mit einem derart mörderischen Blick, dass Jezal unwillkürlich einen Schritt zurückging. »Aber natürlich kannst du es haben … bitte schön …«
    »Sssss«, zischte sie und stopfte den Saum zornig unter ihren Gürtel, während sie die ganze Zeit dreinblickte, als sei sie dabei, jemanden zu erstechen. Vermutlich ihn. Insgesamt war es nicht gerade das tränenreiche Wiedersehen, das er sich vielleicht erhofft hatte, obwohl ihm

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