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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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mit demselben Hass und ebenso wenig Gnade. Wird diese elende Rivalität ebenso enden wie die anderen? Oder noch schlimmer?«
    Bayaz schnaubte. »Lass uns doch nicht so tun, als ob dich das kümmert oder dich weiter als zehn Schritte von deinem Ruhebett locken würde.«
    »Es kümmert mich nicht. Das gebe ich ehrlich zu. Ich war nie wie du oder Khalul, oder auch nur wie Zacharus oder Yulwei. Ich habe keinen endlosen Ehrgeiz und keinen bodenlosen Hochmut.«
    »Nein, den hast du nicht, du nicht.« Bayaz saugte angewidert an seinen Zähnen und warf klappernd die Gabel auf den Teller. »Nur endlose Eitelkeit und bodenlose Faulheit.«
    »Ich habe kleine Laster und kleine Tugenden. Es hat mich nie interessiert, die Welt nach meinem eigenen großen Plan neu zu erschaffen. Ich war mit der Welt zufrieden, wie sie ist, und in dieser Hinsicht bin ich ein Zwerg unter euch Riesen.« Ihre schwerlidrigen Augen glitten langsam über die Gäste und ruhten kurz auf jedem Einzelnen. »Und dennoch, Zwerge zertreten niemand unter ihren Füßen.« Jezal hustete, als ihr suchender Blick ihn streifte, und wandte seine Aufmerksamkeit dem gummiartigen Fleisch zu. »Lang ist die Liste jener, über die du bei der Verwirklichung deiner ehrgeizigen Pläne hinweggetrampelt bist, nicht wahr, mein Lieber?«
    Bayaz’ Missgestimmtheit legte sich schwer auf Jezal wie ein großer Stein. »Du musst nicht in Rätseln sprechen, Schwester«, knurrte der alte Mann. »Ich möchte wissen, was du meinst.«
    »Ah, ich vergaß. Du bist jemand, der geradeheraus sagt, was er denkt, und jede Art von Täuschung ablehnt. Das hast du mir gesagt, nachdem du mir versichert hattest, du würdest mich niemals verlassen, kurz bevor du dann gingst, um eine neue Liebe zu finden.«
    »Das habe ich nicht so gewählt. Du tust mir unrecht, Cawneil.«
    »
Ich
tue
dir
unrecht?«, zischte sie, und jetzt bedrängte ihr Zorn Jezal schwer von der anderen Seite. »Wie denn das, Bruder? Bist denn nicht du gegangen? Hast denn nicht du dir eine neue Liebe gesucht? Hast nicht du den Schöpfer bestohlen, indem du erst seine Geheimnisse nahmst und dann seine Tochter?« Jezal wand sich und hob die Schultern; er fühlte sich wie eine Nuss, die in einem Schraubstock zerquetscht wird. »Tolomei, falls du dich an sie erinnerst!«
    Bayaz’ düstere Miene verfinsterte sich noch mehr. »Ich habe meine Fehler gemacht, und ich bezahle heute noch für sie. Kein Tag vergeht, an dem ich nicht an sie denke.«
    »Wie unglaublich edel von dir!«, fauchte Cawneil voller Verachtung. »Zweifelsohne würde sie vor Dankbarkeit in Ohnmacht fallen, wenn sie dich jetzt hören könnte! Auch ich denke an diesen Tag, immer mal wieder. Den Tag, an dem die Alte Zeit endete. Wie wir uns vor dem Haus des Schöpfers versammelten und nach Rache dürsteten. Wie wir all unsere Künste und all unseren Zorn aufboten und nicht einmal einen Kratzer auf dem Tor hinterließen. Wie du mit Tolomei in der Nacht flüstertest und sie batest, dich einzulassen.« Sie hob ihre runzligen Hände an die Brust. »Welch zärtliche Worte du gebrauchtest. Worte, von denen ich mir nie hätte träumen lassen, dass sie je aus deinem Munde kommen würden. Selbst eine Zynikerin wie ich war bewegt. Wie konnte eine Unschuldige wie Tolomei dir widerstehen und dir nicht öffnen, ob es nun um die Tore ihres Vaters ging oder um ihre Beine? Und was war ihr Lohn, Bruder, für ihre Opfer? Dafür, dass sie dir half, dir vertraute, dich liebte? Es muss eine wirklich dramatische Szene gewesen sein! Ihr drei da oben auf dem Dach. Eine närrische junge Frau, ihr eifersüchtiger Vater und ihr geheimer Liebhaber.« Sie schnaubte bitter auflachend. »Das war noch nie eine glückliche Zusammenstellung, aber so übel endete es trotzdem selten. Vater und Tochter, alle beide. Der tiefe Sturz hinunter auf die Brücke!«
    »Kanedias kannte kein Erbarmen«, sagte Bayaz, »noch nicht einmal für sein eigenes Kind. Er warf sie vor meinen Augen vom Dach. Wir kämpften, und ich stürzte ihn in Flammen hinunter. So wurde unser Meister gerächt.«
    »Oh, gut gemacht!« Cawneil klatschte spöttisch in die Hände. »Ein glückliches Ende, sehnen wir uns nicht alle danach? Sag mir nur noch eines. Wieso weintest du so lange um Tolomei, wenn ich dich niemals dazu bringen konnte, auch nur eine einzige Träne zu vergießen? Hattest du entschieden, dass du die reinen Frauen bevorzugst, Bruder?« Damit klapperte sie voller Ironie mit den Wimpern, eine befremdliche Geste in diesem gealterten

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