Feuerklingen (First Law - Band 2)
sanft auf ihren Rippen, der schwere Arm, der sie umfing, fühlte sich beinahe … gut an. Das ließ sie noch finsterer dreinschauen.
Das Gute ist nie von langer Dauer.
Und sie schob ihre Hand auf seine und fühlte, wie sich seine Finger und der Stummel des einen, der fehlte, in die Zwischenräume ihrer eigenen Finger drückten, und sie tat so, als sei sie sicher und unversehrt. Was war Schlimmes daran? Sie hielt die Hand ganz fest und drückte sie gegen ihre Brust.
Weil sie wusste, dass es nicht von langer Dauer sein würde.
GEGEN DEN STURM
»Willkommen, meine Herren. General Poulder, General Kroy. Bethod hat sich bis an die Weißflut zurückgezogen, und es ist unwahrscheinlich, dass sich ihm für einen Angriff ein günstigeres Gelände bieten wird.« Burr zog scharf die Luft ein und ließ einen ernsten Blick über die Versammlung schweifen. »Ich halte es für sehr gut möglich, dass wir morgen eine Schlacht schlagen werden.«
»Großartig!«, rief Poulder und klatschte sich vor Begeisterung auf die Schenkel.
»Meine Männer sind bereit«, bemerkte Kroy nüchtern und hob sein Kinn um einen genau berechneten Zoll. Die zwei Generäle und die zahlreichen Mitglieder ihres jeweiligen Stabs bedachten einander quer durch Burrs großes Zelt mit feindseligen Blicken, wobei jeder Einzelne entschlossen schien, kampflustiger zu wirken als sein Gegenüber. Wests Lippen kräuselten sich, als er ihnen zusah. Zwei Kinderbanden auf einem Schulhof hätten sich kaum weniger unreif verhalten können.
Burr hob die Augenbrauen und beugte sich über seine Karten. »Glücklicherweise haben die Baumeister, die damals die Festung von Dunbrec errichteten, auch die Umgebung in allen Einzelheiten erfasst. Wir besitzen einige höchst genaue Karten über das Land rund herum. Zudem ist kürzlich eine Gruppe Nordmänner zu uns übergelaufen, die uns mit wichtigen Informationen über Bethods Truppenstärke, seine Position und seine Absichten versorgen konnte.«
»Wieso sollten wir diesen nordländischen Hunden Glauben schenken«, erklärte General Kroy abfällig, »die offenbar nicht einmal ihrem eigenen König die Treue halten?«
»Wenn Prinz Ladisla mehr auf sie gehört hätte«, warf West grimmig ein, »dann wäre er vielleicht noch unter uns. Ebenso wie seine Division.« General Poulder lachte schadenfroh in sich hinein, und sein Stab tat es ihm gleich. Wie zu erwarten, war Kroy weniger entzückt. Er schickte West einen tödlichen Blick, den der Oberst mit eisigem Starren parierte.
Burr räusperte sich und mühte sich weiter voran. »Bethod hält die Festung von Dunbrec.« Die Spitze seines Stocks tippte auf ein schwarzes Sechseck. »Die wiederum liegt an einer Stelle, an der sie die einzige nennenswerte Straße kontrolliert, die aus Angland hinausführt, und zwar an der Furt über die Weißflut, unserer Grenze zum Nordland. Die Straße führt von Westen auf die Festung zu und zieht sich in Richtung Osten durch ein breites Tal, das von zwei bewaldeten Hügelkämmen eingefasst wird. Der Großteil von Bethods Truppen lagert in der Nähe der Festung, aber er plant einen Angriff weiter östlich an der Straße, sobald wir uns dort zeigen.« Burrs Stock tänzelte an der dunklen Linie entlang und fuhr mit einem feinen Zischen über das schwere Papier. »Das Tal, durch das die Straße verläuft, ist größtenteils offen und nur mit Gras, ein wenig Ginster und niedrigem Gebüsch bewachsen. Daher hat er reichlich Platz, um sich eine geeignete Stellung zu suchen.« Er wandte sich nun an die versammelten Offiziere, den Stock fest in der Hand, und stützte sich mit geballten Fäusten auf den Tisch, der vor ihm stand. »Ich beabsichtige, in seine Falle hineinzutappen. Oder zumindest … den Anschein zu erwecken. General Kroy?«
Kroy hörte endlich damit auf, West mit bösen Blicken zu bedenken, und antwortete missvergnügt: »Ja, Herr Marschall?«
»Ihre Division wird die Straße entlangmarschieren und sich stetig ostwärts auf die Festung zubewegen, um Bethod dazu zu verleiten, mit dem Angriff zu beginnen. Sie rücken langsam und stetig vor und verzichten dabei auf irgendwelche Heldenstückchen. General Poulder wird sich währenddessen durch die Bäume oben auf dem nördlichen Hügelkamm schlagen, und zwar hier«, er tippte auf einige grüne Markierungen, die den bewaldeten Bergrücken darstellten, »ein Stück vor der Position von General Kroy.«
»Ein Stück
vor
der Position von General Kroy«, wiederholte Poulder grinsend, als habe man ihm
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