Feuerklingen (First Law - Band 2)
Cathil mit klappernden Zähnen.
Hundsmann schluckte. »Wir müssen ihn bis zur anderen Seite durchstoßen.«
»Nein«, murmelte sie, und ihre Augen weiteten sich. »Nein.«
»Es geht nicht anders.« Sie keuchte, als er den Schaft ergriff und etwa in der Mitte abbrach. Dann legte er seine Hände auf das abgebrochene Ende.
»Nein«, wimmerte sie.
»Halte durch, Mädchen«, raunte Dreibaum in der Gemeinen Sprache und packte wieder ihre Arme. »Halte durch. Tu es, Hundsmann.«
»Nein …«
Hundsmann biss die Zähne zusammen und drückte mit aller Kraft auf den abgebrochenen Pfeil. Cathil bäumte sich auf und gab eine Art Stöhnen von sich, dann verdrehte sie die Augen und wurde ohnmächtig. Hundsmann rollte sie leicht zur Seite, und ihr Körper war schlaff wie der einer Lumpenpuppe. Der Pfeil ragte aus ihrem Rücken.
»Das hätten wir«, murmelte er, »das hätten wir, er ist durch.« Kurz unter der Spitze griff er zu, drehte den Pfeil leicht und zog ihn heraus. Ein Schwall Blut quoll hervor, aber nicht sehr viel.
»Das ist gut«, sagte Dreibaum. »Ich vermute, dann hat er nicht die Lunge erwischt.«
Hundsmann kaute an seiner Unterlippe. »Das ist gut.« Er griff sich eine Rolle Verbandszeug, drückte es gegen das leckende Loch in ihrem Rücken und begann es um ihre Brust zu wickeln, während Dreibaum sie hochhob, damit er unter ihr hindurchgreifen konnte. »Das ist gut, das ist gut.« Er sagte es immer wieder, wickelte den Verband um sie herum, so schnell es mit den kalten Fingern ging, bis der Stoff festsaß und so gut, wie er es überhaupt vermochte. Seine Hände waren blutig, der Verband war blutig, ihr Bauch und ihr Rücken waren voller rötlicher Fingerabdrücke und übersät mit dunklen Dreckspuren und ebenso dunklen Blutspuren. Er zog ihr das Hemd wieder herunter, drehte sie vorsichtig auf den Rücken. Dann berührte er ihr Gesicht – warm, die Augen geschlossen, ihre Brust hob und senkte sich sanft, der Atem stieg dampfend aus ihrem Mund.
»Muss eine Decke holen.« Er stand auf, suchte in seinem Gepäck, zog seine Decke hervor und verstreute dabei seine Ausrüstung um das Feuer. Dann faltete er die Decke auf, schüttelte sie aus und breitete sie über Cathil aus. »Damit du warm bleibst, hm? Schön gemütlich und warm.« Er steckte die Decke unter ihr fest, um die Kälte abzuhalten, und zog sie ihr über die Füße. »Damit du schön warm bleibst.«
»Hundsmann.«
Dreibaum beugte sich über sie und lauschte auf ihren Atem. Er richtete sich auf und schüttelte langsam den Kopf. »Sie ist tot.«
»Was?«
Weiße Flocken trieben um sie herum. Es begann wieder zu schneien.
»Wo, zur Hölle, steckt Poulder?«, knurrte Marschall Burr, der ins Tal hinunterstarrte, während sich seine Fäuste in machtloser Anspannung ballten und wieder lockerten. »Ich hatte gesagt, er soll warten, bis wir in den Kampf verwickelt sind, nicht, bis man uns überrennt!«
West fiel keine Antwort ein. Ja, wo war Poulder? Der Schnee fiel jetzt in dichteren Flocken, die sich zu Wirbeln und Strudeln formten, und senkte einen grauen Vorhang über das Schlachtfeld, der dem Ganzen etwas Unwirkliches gab. Die Geräusche drangen wie aus unmöglich weiter Ferne an ihre Ohren, gedämpft und widerhallend. Meldereiter hasteten zwischen den Linien hin und her, schwarze Punkte, die sich schnell über den weißen Boden bewegten und dringende Bitten um Verstärkung mitbrachten. Die Verwundeten wurden immer zahlreicher, wurden stöhnend auf Bahren getragen, keuchend in Karren gefahren oder schleppten sich schweigend und blutig die Straße unterhalb des Hauptquartiers entlang.
Selbst durch den Schnee hindurch war klar zu erkennen, dass Kroys Truppen in Bedrängnis gerieten. Die sorgsam aufgestellten Reihen waren in der Mitte alarmierend stark zurückgedrängt worden, die Einheiten hatten sich in verwirrte Knäuel verwandelt, die sich im Durcheinander der Schlacht mit anderen verbanden. West hatte den Überblick darüber verloren, wie viele Stabsoffiziere General Kroy zum Befehlsstand geschickt hatte, damit sie um Unterstützung oder um die Erlaubnis zum Rückzug baten. Sie alle schickte Burr mit derselben Antwort zurück: durchhalten und warten. Von Poulder kam währenddessen nichts außer eigentümlichem, unerwartetem Schweigen.
»Wo, zur Hölle, steckt er nur!« Burr stapfte ins Zelt zurück und hinterließ draußen dunkle Fußspuren im frisch gefallenen Schnee. »Sie!«, brüllte er einen Adjutanten an und winkte ihn ungeduldig zu
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