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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gratuliert, Herr Marschall!«
    Die Stabsoffiziere fielen nun ein, ebenso wie viele andere rund um das Zelt und schließlich auch jene, die weiter entfernt standen, bis lauter Beifall über den Platz brandete.
    »Ein Hoch auf Lord Marschall Burr!«
    »Der Lord Marschall soll leben!«
    »Sieg!«
    Burr selbst zuckte und schwankte, eine Hand auf den Bauch gepresst und das Gesicht vor Anspannung verzerrt. West glitt in den Hintergrund, weg von der Aufmerksamkeit, weg vom Ruhm. Er hatte nicht das geringste Interesse daran. Das war knapp gewesen, das wusste er, unglaublich knapp. Seine Hände zitterten, er spürte einen bitteren Geschmack im Mund, und vor seinen Augen verschwamm alles. Immer noch hörte er Poulder und Kroy, die schon wieder stritten, wie ein paar zornig quakende Enten.
    »Wir müssen sofort gegen Dunbrec vorrücken und schnell angreifen, während sie noch unvorbereitet sind …«
    »Pah! Unfug! Die Wälle der Festung sind viel zu stark. Wir müssen sie einkreisen und uns auf eine lange …«
    »Blödsinn! Meine Division könnte die Burg morgen erstürmt haben!«
    »Das ist doch Geschwätz! Wir müssen uns eingraben! Ich bin erfahren und höchst beschlagen auf dem Gebiet der Belagerung!«
    Und so ging es weiter, immer weiter. West schob sich die Fingerspitzen in die Ohren und versuchte, die Stimmen auszusperren, als er durch den Morast marschierte. Ein paar Schritte entfernt kletterte er auf eine kleine Felsnase und ließ sich mit dem Rücken gegen den Stein langsam zu Boden rutschen. Schließlich saß er vornübergebeugt im Schnee, die Arme um die Knie geschlungen, wie er es schon als Kind getan hatte, wenn sein Vater auf ihn wütend gewesen war.
    Unten im Tal, draußen in der Düsternis, sah er Männer, die auf dem Schlachtfeld unterwegs waren. Sie hoben bereits die Gräber aus.

DIE GERECHTE STRAFE
    Vor kurzem hatte es noch geregnet, aber jetzt war es wieder vorbei. Die Pflastersteine auf dem Marschallsplatz begannen zu trocknen, und die großen Bodenplatten waren an den Rändern schon hell, in der Mitte aber noch dunkel vor Feuchtigkeit. Die Strahlen einer wässrigen Sonne brachen endlich durch die Wolken und schimmerten auf dem hellen Metall der Ketten, die von dem Henkergestell herunterbaumelten, und auf den Klingen, den Haken und Klauen der aufgereihten Folterwerkzeuge, die in einer Halterung steckten.
Genau das richtige Wetter dafür, würde ich sagen. Es wird sicher ein überwältigendes Ereignis. Es sei denn, man heißt zufällig Tulkis, dann wäre man natürlich lieber nicht dabei.
    Die Menge erwartete jedenfalls offenkundig ein aufregendes Schauspiel. Der große Platz war erfüllt von lautem Gerede, in dem eine berauschende Mischung aus Aufregung und Wut, Freude und Hass zu spüren war. Im Zuschauerbereich standen die Menschen dicht gedrängt, und es kamen stets noch weitere hinzu, aber hier auf der abgesperrten und gut bewachten Tribüne für die Regierungsmitglieder genau vor dem Schafott war noch reichlich Platz.
Die Großen und Erhabenen müssen natürlich die beste Aussicht haben, ist doch klar.
Über die Schultern derer in der ersten Reihe sah er die Plätze, auf denen die Mitglieder des Geschlossenen Rates saßen. Wenn er sich jetzt auf Zehenspitzen stellte – ein Unterfangen, das er sich nicht allzu oft zutraute –, würde er gerade den üppigen, weißen Schopf des Erzlektors erspähen können, der sanft von der Brise aufgebauscht wurde.
    Er warf einen Seitenblick auf Ardee. Sie sah mit festem, düsterem Blick zum Schafott und kaute auf ihrer Unterlippe.
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Es gab einmal eine Zeit, da führte ich junge Damen in die besten Häuser der Stadt, zeigte ihnen die Schönheiten der Gärten auf dem Berg, nahm sie zu Konzerten in die Flüsterhalle mit oder brachte sie gleich in mein Quartier, wenn ich glaubte, mir das erlauben zu können. Jetzt führe ich sie zu Hinrichtungen.
Ein leichtes Lächeln kräuselte seine Mundwinkel.
Nun ja, die Zeiten ändern sich.
    »Wie wird es vor sich gehen?«, fragte sie ihn.
    »Er wird gehängt und geleert.«
    »Wie bitte?«
    »Er wird an den Ketten an Handgelenken und Hals emporgezogen, aber nicht so sehr, dass er dabei erwürgt würde. Dann wird er mit einer Klinge aufgeschlitzt und allmählich ausgeweidet. Seine Innereien werden dann der Menge gezeigt.«
    Sie schluckte. »Bei lebendigem Leibe?«
    »Vermutlich. Ist schwer zu sagen. Hängt immer davon ab, ob die Henker ihre Arbeit gut machen. Aber er wird jedenfalls

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