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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Stößen durch seine Nase, und blutige Blasen blubberten beim Ausatmen auf seinen Lippen. Seine Augen glitten zum Hundsmann, als der neben ihn kroch, und er packte ihn an seinem Hemd, zog ihn zu sich hinunter, und dann zischte er ihm durch zusammengebissene, blutige Zähne ins Ohr:
    »Hör mir zu, Hundsmann, hör mir zu!«
    »Was denn, Häuptling?«, krächzte Hundsmann, der kaum atmen konnte, so sehr schmerzte ihm die Brust. Er wartete, er hörte zu, aber es kam nichts. Dreibaums Augen waren weit offen und starrten ins Geäst. Ein Tropfen Wasser fiel auf seine Wange und rann in seinen blutigen Bart. Sonst nichts.
    »Wieder zu Schlamm geworden«, sagte Grimm mit einem Gesicht, so schlaff wie alte Spinnenweben.
     
    West biss sich auf die Nägel, als er General Kroy und seinen Stab den Weg hinaufreiten sah, eine Gruppe dunkel gekleideter Männer auf dunklen Pferden, so feierlich wie ein Zug Bestatter. Es hatte kurz aufgehört zu schneien, aber der Himmel war zornig schwarz und hatte sich so sehr verdunkelt, dass man hätte glauben können, es sei schon Abend. Ein eisiger Wind blies über den Befehlsstand und ließ den Zeltstoff zittern und flattern. Wests geborgte Zeit war beinahe abgelaufen.
    Ihn überkam plötzlich der beinahe überwältigende Wunsch, einfach wegzurennen. Ein so alberner Wunsch, dass ihn fast sofort der nächste ebenso unpassende packte, nämlich, laut loszulachen. Glücklicherweise konnte er sich vor beidem zurückhalten. Das hier war nicht zum Lachen. Als das Hufgetrappel sich näherte, fragte er sich jedoch, ob es nicht doch eine gute Idee gewesen wäre, einfach abzuhauen.
    Kroy zügelte sein schwarzes Ross mit großer Härte und stieg ab, zog seine Uniform glatt, rückte den Waffengurt zurecht, wandte sich ruckartig um und ging auf das Zelt zu. West fing ihn ab und versuchte, mit einem kurzen Gespräch noch ein wenig mehr Zeit zu schinden. »Gut gemacht, Herr General, Ihre Division hat mit großer Kühnheit gekämpft!«
    »Natürlich hat sie das,
Oberst West.
« Kroy sprach Rang und Namen aus, als seien sie schon an sich eine tödliche Beleidigung, und sein Stab nahm hinter ihm in einem bedrohlichen Halbkreis Aufstellung.
    »Und darf ich fragen, wie sich unsere Lage nun darstellt?«
    »Unsere
Lage
?«, fauchte der General. »Unsere Lage sieht so aus, dass wir die Nordmänner zwar zurücktreiben, aber nicht völlig aufreiben konnten. Wir haben ihnen zwar einen herben Schlag zugefügt, aber meine Einheiten wurden dabei beinahe selbst erledigt. Die Männer waren zu erschöpft, um dem Gegner weiter nachzusetzen. Der Feind konnte sich hinter die Furten zurückziehen, dank Poulders Feigheit! Ich verlange, dass er unehrenhaft entlassen wird! Er gehört wegen Hochverrats gehängt! Und dafür werde ich sorgen, bei meiner Ehre!« Er blickte finster auf dem Befehlsstand umher, während seine Männer mit ärgerlichen Stimmen miteinander sprachen. »Wo ist Lord Marschall Burr? Ich verlange den Herrn Marschall zu sprechen!«
    »Natürlich, wenn Sie mir nur kurz …« Wests Worte wurden von dem schnell lauter werdenden Geräusch herannahender Pferde übertönt, und eine zweite Gruppe Reiter galoppierte auf das Zelt des Marschalls zu. Es war niemand Geringerer als General Poulder, von seinem umfangreichen Stab begleitet. Gleichzeitig drängte sich noch ein Karren ins Hauptquartier, sodass sich Tiere und Menschen auf dem engen Platz vor dem Zelt zusammenschoben. Poulder sprang aus seinem Sattel und kam ihnen eiligen Schrittes entgegen. Sein Haar war zerrauft, der Mund verkniffen, und über seine Wange lief ein langer Kratzer. Hinter ihm marschierte sein karmesinrot gekleideter Stab, mit rasselnden Eisen, flatternden Goldtressen und geröteten Gesichtern.
    »Poulder!«, zischte Kroy. »Sie wagen es noch, mir unter die Augen zu treten! Sie trauen sich etwas! Wobei dies offenbar das Einzige ist, das Sie sich heute getraut haben!«
    »Wie können Sie es wagen!«, schrie Poulder. »Ich verlange eine Entschuldigung! Auf der Stelle!«
    »Ich, mich entschuldigen? Ha! Sie werden es wohl sein, der sich entschuldigt, dafür werde ich sorgen! Der Plan sah vor, dass Sie mich am linken Flügel unterstützen! Wir wurden über zwei Stunden lang hart bedrängt!«
    »Beinahe drei Stunden, Herr General«, warf ein Mann aus Kroys Stab wenig hilfreich ein.
    »Dann drei Stunden, verdammt! Wenn das keine Feigheit ist!«
    »Feigheit?«
, kreischte Poulder. Einige seiner Offiziere legten nun sogar die Hand auf die Griffe ihrer Eisen.

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