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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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alles erledigt haben.«
    »Es wird eine gefährliche Fahrt?«, fragte Logen, der immer noch versuchte, wieder in seinen Mantel hineinzuschlüpfen.
    »Tja. Der Norden war schon von je her wild und gesetzlos, von blutigen Fehden gebeutelt und von gnadenlosen Banden durchzogen. Jeder Mann ist dort bis an die Zähne bewaffnet und allezeit bereit, loszuschlagen und zu töten. In Gurkhul ist die Freiheit ausländischer Reisender allein von der Laune des Statthalters vor Ort abhängig, und man läuft stets Gefahr, versklavt zu werden. In den styrischen Städten lauern Schläger und Beutelschneider an jeder Ecke, wenn es einem überhaupt gelingt, die Tore zu durchschreiten, ohne von den Behörden ausgeplündert zu werden. In den Gewässern der Tausendinseln wimmelt es vor Piraten, und manchmal möchte man meinen, auf jeden Kauffahrer käme ein Seeräuber. Im fernen Suljuk wiederum fürchten und verabscheuen sie alle, die irgendwie anders sind, und es ist wahrscheinlicher, dass man Euch dort an den Füßen aufhängt und Euch die Kehle durchschneidet, als Euch höflich den Weg zu erklären. Der Weltenkreis ist voller Gefahren, mein neunfingriger Freund, aber wenn Euch all das noch nicht genug ist und Ihr noch ernstere Gefahren zu erleben wünscht, dann rate ich Euch, reist ins Alte Kaiserreich.«
    Logen bekam den Eindruck, dass Bruder Langfuß seine Schilderung richtig Spaß machte. »So schlimm?«
    »Noch schlimmer sogar, o ja! Vor allem, wenn man diesem Land nicht nur einen kurzen Besuch abstattet, sondern es in ganzer Breite durchqueren will.«
    Logen verzog das Gesicht. »Und das ist der Plan?«
    »Das ist der Plan, wenn Ihr es so auszudrücken beliebt. Seit Menschengedenken wird das Alte Kaiserreich von Bürgerkriegen geschüttelt. Es war einst eine einzige Nation mit einem einzigen Kaiser, und für die Einhaltung seiner Gesetze sorgten ein mächtiges Heer und treue Staatsdiener, aber über die Jahre verkam es zu einer kochenden Suppe kleiner Fürstentümer, verrückter Republiken, Stadtstaaten und winziger Herrschaftsbezirke, bis kaum noch jemand einen Regenten anerkannte, der ihm nicht gleich das Schwert an die Kehle setzte. Die Grenzen zwischen Steuern und Ausplünderung, zwischen gerechtem Krieg und blutigem Mord, zwischen rechtmäßigem Anspruch und reiner Phantasie sind inzwischen verwischt und nicht mehr zu erkennen. Es vergeht kaum ein Jahr, ohne dass irgendein machthungriger Bandit sich selbst zum König der Welt ernennt. Wenn ich recht weiß, gab es eine Zeit, vor fünfzig Jahren ungefähr, in der es ganze sechzehn Kaiser zur gleichen Zeit gab.«
    »Hm. Fünfzehn mehr, als nötig wären.«
    »Sechzehn mehr, würden einige sagen, und keiner von ihnen war Reisenden wohl gesonnen. Wenn man es darauf anlegt, sich ermorden zu lassen, dann bietet das Alte Kaiserreich dem Opfer eine Vielzahl guter Möglichkeiten. Und man muss sich nicht mal unbedingt von anderen Menschen töten lassen.«
    »Nein?«
    »Aber nicht doch! Die Natur hat uns bereits einige Furcht einflößende Hindernisse in den Weg gelegt, vor allem angesichts der Tatsache, dass allmählich der Winter naht. Westlich von Calcis erstreckt sich eine weite Ebene, die auf Hunderte von Meilen aus offenem Grasland besteht. In der Alten Zeit war das Land zum großen Teil besiedelt und wurde bestellt, und zahlreiche gerade Straßen aus gutem Stein durchzogen es in jede Richtung. Jetzt sind aus fast allen Städten schweigende Ruinen geworden, das Land wurde zu einer von Stürmen heimgesuchten Wüstenei, und die Straßen haben sich in Pfade aus wackligen Steinen verwandelt, die ahnungslose Reisende in gefährliche Moore locken.«
    »Moore«, brummte Logen und schüttelte langsam den Kopf.
    »Und es gibt noch Schlimmeres. Der Aos, der größte Fluss des ganzen Weltenrunds, hat ein tiefes, gewundenes Tal in die Mitte dieser Ödnis gegraben. Wir werden ihn überqueren müssen, aber es gibt nur noch zwei bestehende Brücken, eine in Darmium, die für uns wohl die beste Möglichkeit bietet, und eine weitere in Aostum, etwa hundert Meilen weiter westlich. Es gibt auch Furten, aber der Aos ist ein mächtiger Fluss mit schneller Strömung, und das Tal ist tief und gefährlich.« Langfuß schnalzte mit der Zunge. »Und dann erst erreichen wir die Geborstenen Höhen.«
    »Die sind wohl sehr hoch, was?«
    »Ja, sehr. Sehr hoch und sehr gefährlich. Ihren Namen haben sie wegen der steilen Felswände, der zerklüfteten Schluchten und ihrer gähnenden Abgründe erhalten.

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