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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Spiel setzen. Euer Freund Zacharus war hier, vor nicht einmal vier Wochen.«
    »Hier?«
    »Er sagte mir, Goltus sei der rechtmäßige Kaiser, und er verlangte, dass ich ihn unterstütze. Ich schickte ihn mit derselben Antwort davon, die ich auch Euch geben werde. Wir in Calcis sind zufrieden mit dem, was wir haben. Wir wollen kein Teil Eurer eigensüchtigen Pläne sein. Mischt Euch hier nicht ein, Magus, und zieht von dannen. Ich gebe Euch drei Tage, um die Stadt zu verlassen.«
    Als der letzte Widerhall von Narbas Worten verklungen war, entstand eine Pause. Ein langer, atemloser Augenblick, währenddessen Bayaz’ Gesicht sich immer mehr verfinsterte. Ein langes, erwartungsvolles Schweigen, doch es war nicht leer, sondern voller wachsender Angst.
    »Verwechselt Ihr mich vielleicht?«, donnerte Bayaz, und Jezal fühlte den unstillbaren Drang, sich von ihm wegzubewegen und sich hinter einer der wunderschönen Säulen zu verstecken. »Ich bin der Erste der Magi! Der erste Lehrling des großen Juvens höchstselbst!« Sein Zorn schob sich wie ein großer Felsblock über Jezals Brust, drückte ihm die Luft aus den Lungen und presste alle Kraft aus seinem Körper. Bayaz hielt seine schwere Faust hoch. »Dies ist die Hand, die Kanedias fällte! Die Hand, die Harod krönte!
Ihr
wagt es, mir zu
drohen
? Ist es das, was Ihr den Ruhm und die Größe alter Zeiten nennt? Eine Stadt, die in ihren verfallenden Mauern versinkt wie ein verdorrter alter Krieger, der sich in der nun übergroßen Rüstung seiner Jugendzeit versteckt?« Narba kauerte sich hinter seinem silbernen Tafelzeug zusammen, und Jezal kniff die Augen zusammen, da er fürchtete, den Legaten jeden Augenblick zerbersten und den Raum mit Blut besprühen zu sehen.
    »Ihr glaubt, mir sei auch nur irgendetwas an Eurem Pisspott von einer Stadt gelegen?«, brüllte Bayaz. »Ihr gebt mir drei Tage? Ich werde schon nach einem verschwunden sein!« Und damit drehte er sich auf dem Absatz um und stolzierte über den polierten Fußboden zum Eingang, während das Echo seiner Stimme noch von den schimmernden Wänden und der glänzenden Decke hallte.
    Jezal zauderte einen Augenblick, schwach und zitternd, dann schlurfte er schuldbewusst davon und folgte dem Ersten der Magi, vorbei an den entsetzten, sprachlosen Wachen des Legaten und wieder hinaus ans Tageslicht.

MAUERN UND SÖLDNER
    An Erzlektor Sult, Leiter der Inquisition Seiner Majestät

 
Euer Eminenz
,
 
inzwischen habe ich den Regierungsrat Dagoskas von meiner Mission in Kenntnis gesetzt. Es wird Sie sicherlich nicht überraschen, dass seine Mitglieder von der plötzlichen Beschneidung ihrer Macht nicht besonders angetan sind. Ich habe bereits damit begonnen, das Verschwinden Superior Davousts zu untersuchen, und bin sehr zuversichtlich, Ihnen in Kürze erste Ergebnisse präsentieren zu können. Die Verteidigungsanlagen der Stadt werde ich so bald wie möglich in Augenschein nehmen und dann alle nötigen Schritte einleiten, um Dagoska uneinnehmbar zu machen.

Sie werden bald wieder von mir hören. Ich verbleibe Ihr gehorsamer Diener
,
 
Sand dan Glokta, Superior von Dagoska
     
    Die Sonne lastete wie ein schweres Gewicht auf der bröckeligen Verteidigungsmauer. Sie durchdrang Gloktas Hut und lastete auf seinem gebeugten Kopf. Sie durchdrang seinen schwarzen Mantel und brannte auf seinen verkrampften Schultern. Sie drohte jede Flüssigkeit aus ihm herauszupressen, das Leben aus ihm herauszusaugen und ihn in die Knie zu zwingen.
Ein kühler Herbstmorgen im schönen Dagoska.
    Während ihn die Sonne von oben bedrängte, nahm ihn der salzige Wind von vorn ins Visier. Er wehte vom weiten Meer über die nackte Halbinsel und brachte neben der Hitze auch erstickenden Staub und in jede Ritze dringende Salzkörner mit. Er brannte auf Gloktas schweißnasser Haut, zog die Feuchtigkeit aus seinem Mund, kribbelte in seinen Augen und brachte sie brennend zum Tränen.
Selbst das Wetter legt es darauf an, mich zu vertreiben, sollte man meinen.
    Praktikalin Vitari tänzelte neben ihm über die Brustwehr und hatte die Arme ausgestreckt wie eine Seiltänzerin im Zirkus. Glokta sah finster zu ihr hinauf, wie sie sich als drahtiger, schwarzer Schatten gegen den leuchtenden Himmel abhob.
Sie könnte natürlich ebenso gut hier unten neben mir herlaufen und aufhören, sich derart in Szene zu setzen. Aber so besteht zumindest immer noch die Möglichkeit, dass sie hinunterfällt.
Die Landmauer war mindestens zwanzig Schritte hoch. Glokta gönnte

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