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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Gerüchteweise gibt es Pässe, um sie zu überwinden, aber alle Karten, wenn es denn je welche gab, gingen vor Jahren verloren. Nachdem wir die Höhen überquert haben, werden wir uns an Bord begeben …«
    »Ihr wollt ein Schiff über die Berge schleppen?«
    »Unser Dienstherr hat mir versichert, dass er auf der anderen Seite eines auftreiben wird, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie er das anstellen will, denn das Land dort ist völlig unbekannt. Wir werden dann weiter westwärts zur Insel Schabulyan segeln, die sich, wie es heißt, am Rand der Welt aus dem Meer erhebt.«
    »So heißt es?«
    »Es gibt nur Gerüchte über dieses Eiland. Selbst unter den Mitgliedern des erlauchten Ordens der Wegkundigen ist, soweit ich weiß, niemand, der sich rühmen kann, einmal den Fuß auf diese Insel gesetzt zu haben, und die Brüder meines Ordens sind bekannt für ihre … unwahrscheinlichen Behauptungen, wenn wir es einmal so ausdrücken wollen.«
    Logen kratzte sich gemächlich am Kinn und wünschte sich, dass ihm Bayaz diese Pläne schon früher offenbart hätte. »Das klingt, als sei es ziemlich weit weg.«
    »Tatsächlich könnte man sich wohl kaum ein entlegeneres Ziel ausdenken.«
    »Und was gibt es da?«
    Langfuß zuckte die Achseln. »Da müsst Ihr unseren Dienstherrn fragen. Ich finde Wege, keine Gründe. Bitte folgt mir, Meister Neunfinger, und ich möchte Euch bitten, nicht zu trödeln. Wir haben noch sehr viel zu tun, wenn wir als Kauffahrer durchgehen wollen.«
    »Kauffahrer?«
    »So lautet Bayaz’ Plan. Händler nehmen es öfters auf sich, von Calcis aus westlich nach Darmium zu reisen, manchmal sogar bis nach Aostum. Beides sind heute noch große Städte und von der Außenwelt weitgehend abgeschlossen. Wenn man sie mit seltenen ausländischen Gütern versorgt – mit Gewürzen aus Gurkhul, Seide aus Suljuk, Tschagga aus dem Norden –, kann man himmelhohe Gewinne erzielen. Man kann seinen Einsatz in nur einem Monat verdoppeln, wenn man denn überlebt. Solche Karawanen – natürlich gut bewacht und verteidigt – sind ein vertrauter Anblick.«
    »Was ist mit den Räubern und Plünderern, die diese Ebene durchstreifen? Sind Kauffahrer denn nicht genau das, worauf sie warten?«
    »Natürlich«, sagte Langfuß. »Es muss eine andere Bedrohung geben, vor der uns diese Verkleidung bewahren soll. Eine, die sich ganz speziell gegen uns richtet.«
    »Gegen uns? Eine andere Bedrohung? Brauchen wir denn noch eine?« Aber Langfuß war bereits außer Hörweite.
     
    Zumindest in einem Teil von Calcis war die Herrschaftlichkeit vergangener Zeiten noch nicht völlig verblasst. Die Halle, in die ihre Wächter – oder Entführer – sie brachten, war in der Tat mehr als überwältigend.
    Zwei Säulenreihen, so hoch wie Waldbäume, verliefen zu beiden Seiten des widerhallenden hohen Raums; sie waren aus poliertem grünem Stein gehauen und mit schimmernden Silberadern durchzogen. Hoch über ihnen war die Decke in sattem Blauschwarz gestrichen und mit einem Universum leuchtender Sterne bedeckt, die goldene Linien zu einzelnen Sternbildern verbanden. Vor der Tür erstreckte sich ein tiefes Becken voll dunklem Wasser, das völlig still dalag und die gesamte Umgebung spiegelte. Noch eine schattenumlagerte Halle unten. Noch ein schattenumlagerter Nachthimmel oben.
    Der kaiserliche Legat lag ausgestreckt auf einer Ottomane, die sich auf einem Podest an der Rückseite des Raums befand; vor ihm stand ein mit allerlei Leckereien beladener Tisch. Er war ein massiger Mann mit rundem, fleischigem Gesicht. Mit schweren Goldringen geschmückte Finger wählten kleine Leckerbissen aus und warfen sie in seinen wartenden Mund, ohne dass er die Augen auch nur für einen Augenblick von seinen zwei Gästen oder Gefangenen abwandte.
    »Ich bin Salamo Narba, kaiserlicher Legat und Statthalter der Stadt Calcis.« Er kaute ein wenig und spuckte dann einen Olivenkern aus, der mit sanftem Klingen auf einem Teller landete. »Ihr seid der, den man den Ersten der Magi nennt?«
    Der Magus neigte den kahlen Kopf. Narba hob einen Kelch, indem er den Stiel elegant zwischen Zeigefinger und Daumen hielt, nahm einen Schluck Wein und ließ ihn langsam im Mund hin und her fließen, während er die Männer ihm gegenüber betrachtete. Dann schluckte er. »Bayaz.«
    »Eben jener.«
    »Hm. Ich möchte Euch nicht zu nahe treten«, sagte der Legat, nahm eine zierliche Gabel zur Hand und spießte eine kleine Auster auf, die auf ihrer Schale gelegen hatte, »aber

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