Feuerklingen (First Law - Band 2)
zurückgelassen hatten.
Den großen Jezal dan Luthar interessierten keine Geschichten, in denen er nicht selbst vorkam. Er saß kerzengerade aufgerichtet und abweisend im Sattel, mit hoch erhobenem Kinn, und zeigte deutlich seinen Hochmut, seine Überlegenheit und seine Verachtung für alles um ihn herum, so wie ein junger Mann, der mit seinem ersten Schwert herumprotzt, lange bevor er lernt, dass es nichts ist, auf das man stolz sein kann.
Bayaz hatte für Taktikgespräche nichts übrig. Wenn er überhaupt sprach, dann bellte er einzelne Worte, Jas und Neins, und blickte mit finsterem Gesicht auf die endlose Graslandschaft wie ein Mann, der einen schweren Fehler gemacht hat und nicht weiß, wie er ihn wieder ausbügeln kann. Auch sein Zauberlehrling erschien ganz verändert, seit sie Adua verlassen hatten. Ruhig, hart und wachsam. Bruder Langfuß eilte ihnen weit über die Ebene voraus und erkundete den Weg. Das war vielleicht auch am besten so. Außer ihm redete kaum einer. Der Wegkundige jedoch, das musste Logen zugeben, redete viel zu viel.
Ferro ritt in einigem Abstand von diesem entspannten Grüppchen, mit verkrampften Schultern, die Augenbrauen stets verärgert zusammengezogen, während die lange Narbe auf ihrer Wange in zornigem Grau leuchtete. Sie tat ihr Bestes, damit die anderen im Vergleich zu ihr wie die reinsten Lachsäcke erschienen. Beim Reiten beugte sie sich nach vorn und schob sich dem Wind entgegen, als ob sie ihm mit ihrem Gesicht wehtun wollte. Es war lustiger, sich Witze mit der Pest zu erzählen als mit ihr, dachte Logen.
Es war wirklich eine ganz und gar lustige Truppe. Er ließ die Schultern hängen. »Wie lange dauert es noch, bis wir den Rand der Welt erreichen?«, fragte er Bayaz ohne allzu große Hoffnung.
»Das ist noch ein Stück entfernt«, knurrte der Magus durch fast geschlossene Zähne.
Also ritt Logen weiter, müde und wund und gelangweilt, und sah den wenigen Vögeln zu, die langsam über die endlose Ebene glitten. Schöne, große, fette Vögel. Er leckte sich die Lippen. »Wir könnten ein wenig Fleisch gebrauchen«, brummte er. Frisches Fleisch hatten sie schon eine ganze Weile nicht mehr gehabt. Nicht mehr, seit sie Calcis verlassen hatten. Logen rieb sich den Bauch. Die speckige Weichheit, die er während der Zeit in der Stadt angesetzt hatte, verlor sich bereits wieder. »Ein schönes Stückchen Fleisch.«
Ferro sah ihn finster an und blickte zu den über ihnen kreisenden Vögeln. Dann ließ sie ihren Bogen von der Schulter gleiten.
»Ha!«, lachte Logen. »Viel Glück.« Er sah ihr zu, wie sie mit fließenden Bewegungen einen Pfeil aus ihrem Köcher zog. Ein sinnloses Unterfangen. Selbst Harding Grimm hätte auf diese Entfernung nicht getroffen, und er war der beste Bogenschütze, den Logen je gesehen hatte. Er beobachtete Ferro, wie sie den Pfeil auf dem gebogenen Holz anlegte, den Rücken durchstreckte und mit ihren gelben Augen den über ihr dahingleitenden Formen folgte.
»Die erwischst du nie, und wenn du es tausend Jahre lang probierst.« Sie zog die Sehne zurück. »Du verschwendest nur den Pfeil!«, rief er. »Bei solchen Sachen muss man realistisch sein!« Wahrscheinlich würde der Pfeil, wenn er wieder zu Boden fiel, sein Gesicht treffen. Oder in den Hals seines Pferdes fahren, das dann zusammenbrach, verreckte und ihn unter sich begrub. Ein passendes Ende für diese albtraumhafte Reise. Einen Augenblick später landete einer der Vögel im Gras, durchbohrt von Ferros Pfeil.
»Das gibt es doch nicht«, flüsterte er und sah mit offenem Mund zu, als sie den Bogen wieder spannte. Ein weiterer Pfeil flog in den grauen Himmel. Und wieder taumelte ein Vogel zu Boden, direkt neben dem ersten. Logen starrte ihn ungläubig an. »Das gibt es doch nicht!«
»Sagt mir nicht, Ihr hättet noch keine verrückteren Dinge gesehen«, sagte Bayaz. »Ihr, ein Mann, der mit den Geistern spricht, der mit den Magi reist, der meistgefürchtete Mann im ganzen Norden?«
Logen zügelte sein Pferd und glitt aus dem Sattel. Er ging durch das hohe Gras, kniete sich auf seinen wackligen, schmerzenden Beinen hin und nahm einen der Vögel hoch. Der Pfeil war ihm mitten durch die Brust gefahren. Logen selbst hätte ihn nicht besser treffen können, wenn er ihn aus einem Fuß Entfernung mit dem Pfeil erstochen hätte. »Da stimmt doch etwas nicht.«
Bayaz grinste zu ihm hinunter, die Hände über dem Sattelknauf verschränkt. »In der Alten Zeit, vor unserer Geschichtsschreibung, waren
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