Feuerklingen (First Law - Band 2)
er und versuchte sich in seinen Mantel verwickelt aufzurichten, während er mit einer Hand das Heft seines Schwertes umklammerte. Gut, dass er es nicht schon gezogen hatte, sonst hätte er sich womöglich selbst damit aufgespießt. Das war einem Freund von ihm passiert. Der war so sehr mit Brüllen beschäftigt gewesen, dass er über eine Baumwurzel gefallen war und sich mit der eigenen Axt ein großes Stück aus dem Kopf herausgeschlagen hatte. Ruckzuck war er wieder zu Schlamm geworden.
Er kroch in den Schutz der herumliegenden Steine und wartete darauf, dass jemand ihn ansprang. Nichts geschah. Nur der Wind fauchte durch die Lücken der alten Gemäuer, und das Wasser gluckerte im Bach. Vorsichtig schlich er an einem Haufen unbehauener Steine vorbei durch ein Tor, dann schob er sich über eine verfallene Mauer und atmete jedes Mal geräuschvoll ein, wenn er seinen verletzten Fuß belastete. Inzwischen machte er sich keine Mühe mehr, leise zu sein. Es war niemand da. Das hatte er schon in dem Moment gewusst, als er gestürzt war. Diesen peinlichen Auftritt hätte niemand überhören können. Der Hundsmann hätte darüber Tränen gelacht, wenn er noch leben würde. Er winkte zur Kuppe des Hügels hinüber, und einen Augenblick später sah er, wie Langfuß aufstand und zurückwinkte.
»Niemand da«, brummte er vor sich hin.
»Und das ist auch gut so«, zischte Ferro, die knapp einen oder zwei Schritte hinter ihm stand. »Du hast ja eine ganz tolle Art des Anschleichens, Rosig. Du machst so viel Lärm, dass alle Feinde zu dir gelaufen kommen.«
»Ich bin aus der Übung«, grantelte Logen. »Aber es ist ja nichts passiert. Niemand da.«
»Jetzt vielleicht nicht, aber vorher.« Sie stand inmitten der kahlen Überreste eines verfallenen Gemäuers und sah finster auf den Boden. Ein verbrannter Fleck, ein paar Steine drum herum. Ein Lagerfeuer.
»Das ist höchstens ein oder zwei Tage alt«, murmelte Logen und stupste einen Finger in die Asche.
Luthar tauchte hinter ihnen auf. »Ist also doch niemand hier.« Er machte ein selbstzufriedenes Gesicht wie jemand, der die ganze Zeit über gewusst hat, dass er in einer Sache Recht behalten wird, obwohl Logen keinerlei Grund dafür sah.
»Wie gut für Euch, dass das nicht der Fall ist, sonst könnten wir Euch jetzt zusammenflicken!«
»Ich könnte dann euch beide zusammenflicken, ihr Vollidioten!«, fauchte Ferro. »Am besten nähe ich eure zwei blöden rosigen Köpfe zusammen! Ihr seid so nutzlos wie ein Sandsack in der Wüste! Da drüben sind Spuren. Pferde und mehr als ein Karren.«
»Vielleicht Kauffahrer?«, überlegte Logen hoffnungsvoll. Er und Ferro sahen einander kurz an. »Wäre vielleicht besser, wenn wir ab sofort abseits der Straße weiter reiten.«
»Dann sind wir zu langsam.« Bayaz hatte nun auch das Dorf erreicht. Quai und Langfuß kamen mit dem Wagen und Pferden hinterher. »Viel zu langsam. Wir bleiben auf dem Pfad. Wir werden jeden, der kommen sollte, rechtzeitig vorher sehen. Dann bleibt uns noch viel Zeit.«
Luthar sah nicht überzeugt aus. »Wenn wir sie sehen, sehen sie uns auch. Und dann?«
»Dann?« Bayaz hob eine Augenbraue. »Dann haben wir ja den berühmten Hauptmann Luthar, damit er uns beschützt.« Er sah sich in dem verfallenen Dorf um. »Fließend Wasser und sogar ein wenig Schutz. Ein guter Platz zum Lagern, würde ich sagen.«
»Jedenfalls ganz ordentlich«, brummte Logen, der bereits auf dem Wagen nach Feuerholz herumstöberte, um ein eigenes Lagerfeuer zu entfachen. »Ich habe Hunger. Wo sind diese Vögel hingekommen?«
Logen saß da und sah den anderen über den Rand seines Topfes beim Essen zu.
Ferro hatte sich am Rande des zuckenden Lichtscheins niedergelassen, den das Feuer warf. Sie hockte vornübergebeugt da und hatte ihr schattenumlagertes Gesicht beinahe ganz in ihre Schüssel gesteckt, sah sich dabei misstrauisch um und schob sich das Fleisch mit den Fingern so schnell in den Mund, als hätte sie Angst, dass man es ihr jeden Augenblick wegnehmen könnte. Luthar zeigte weniger Begeisterung. Er knabberte zögerlich mit gebleckten Zähnen an einem Flügel, als ob es ihn vergiften würde, wenn er das Fleisch mit den Lippen berührte. Die Bissen, die vor seinen Augen keine Gnade gefunden hatten, waren sorgsam am Rand seines Tellers aufgereiht. Bayaz kaute mit Genuss, und sein Bart glänzte vor Bratensaft. »Ist das lecker«, brachte er mit vollem Mund hervor. »Ihr solltet Euch überlegen, ob Ihr nicht Koch werden
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