Feuerklingen (First Law - Band 2)
übrigens ausgesprochen schmackhaft.«
Und hoffentlich auch nicht tödlich.
»Ich dachte mir, Sie wüssten sie vielleicht zu schätzen. Wissen Sie, ich habe mich ebenfalls umgehört.«
Das Wasser rieselte und tröpfelte in das Bassin, die Stoffe raschelten an den Wänden, und das Silberbesteck schlug mit sanftem Klingen gegen die fein getöpferten Schüsseln.
Ich würde sagen, die erste Runde geht unentschieden aus.
Carlot dan Eider war die Erste, die das Schweigen brach.
»Mir ist natürlich bewusst, dass Sie vom Erzlektor höchstpersönlich mit einem Auftrag betraut wurden. Eine Mission von höchster Wichtigkeit. Wie ich nun gemerkt habe, sind Sie niemand, der aus seinem Herzen eine Mördergrube macht, aber vielleicht wäre es doch besser, wenn Sie vorsichtigere Schritte machen würden.«
»Ich gebe gern zu, dass mein Gang ein wenig ungeschickt ist. Eine Kriegsverletzung, die mir während zwei Jahren Folter zugefügt wurde. Es ist ein Wunder, dass ich das Bein heute überhaupt noch habe.«
Sie lächelte breit und zeigte dabei zwei Reihen perfekter Zähne. »Ich fühle mich sehr geschmeichelt, aber meine Kollegen fanden Sie etwas weniger unterhaltsam. Vurms und Vissbruck haben beide eine starke Abneigung gegen Sie entwickelt. Selbstherrlich, so haben sie Sie bezeichnet, glaube ich, von anderen Ausdrücken abgesehen, die ich besser nicht wiederhole.«
Glokta zuckte die Achseln. »Ich bin nicht hier, um neue Freundschaften zu schließen.« Er leerte sein Glas, das erwartungsgemäß hervorragenden Wein enthielt.
»Aber Freunde können sehr nützlich sein. Jeder Freund ist schon einmal ein Feind weniger, wenn auch sonst nichts. Davoust hat darauf beharrt, jeden zu verprellen, und das endete nicht besonders glücklich für ihn.«
»Davoust hatte nicht die Unterstützung des Geschlossenen Rats.«
»Das ist wahr. Aber ein Schriftstück wird kein geworfenes Messer abwehren.«
»Ist das eine Drohung?«
Carlot dan Eider lachte. Es war ein leichtes, offenes, freundliches Lachen. Man konnte sich kaum vorstellen, dass jemand, der ein solches Geräusch von sich gab, ein Verräter oder eine Bedrohung sein konnte, nicht einmal, dass er überhaupt etwas anderes war als ein perfekter, bezaubernder Gastgeber.
Dennoch bin ich nicht völlig überzeugt.
»Es ist ein Ratschlag. Ein Rat, geboren aus bitterer Erfahrung. Mir wäre es lieber, wenn Sie nicht ganz so schnell verschwinden würden wie Ihr Vorgänger.«
»Tatsächlich? Ich hätte nicht gedacht, dass ich ein so angenehmer Gast bin.«
»Sie sind kurz angebunden, herausfordernd, ein wenig Furcht einflößend und legen der Menüfolge starke Beschränkungen auf, aber es ist dennoch so, dass Sie mir hier mehr nützen können«, sie beschrieb eine Geste, »als dort, wo Davoust jetzt ist, wo auch immer das sein mag. Möchten Sie noch einen Wein?«
»Sehr gern.«
Sie erhob sich und glitt zu ihm hinüber, wobei ihre Füße sanft über den Boden huschten wie die einer Tänzerin.
Nackte Füße, nach der Art der Kanteser.
Der leichte Wind rührte an den fließenden Gewändern um ihren Körper, und als sie sich vorbeugte, um Gloktas Glas zu füllen, strömte ihm ihr voller Duft entgegen.
Genau die Art von Frau, die ich nach dem Willen meiner Mutter hätte heiraten sollen – schön, klug und so überaus reich. Genau die Art von Frau, die ich auch hätte heiraten wollen, als ich jünger war. Als ich noch ein anderer war.
Das flackernde Kerzenlicht schimmerte auf ihrem Haar, brach sich an den Edelsteinen an ihrem schlanken Hals und leuchtete rot durch den Wein, als er sich aus dem Flaschenhals ergoss.
Versucht sie mich nur deswegen einzuwickeln, weil ich den Erlass des Geschlossenen Rates besitze? Ist das hier lediglich der Versuch, eine Geschäftsbeziehung aufzubauen und auf gutem Fuße mit den Mächtigen zu stehen? Oder hofft sie, mich zu narren, mich abzulenken und mich von der unangenehmen Wahrheit wegzulocken?
Ihre Augen trafen für einen kurzen Augenblick die seinen, und sie verzog die Lippen zu einem winzigen, wissenden Lächeln, bevor sie sich wieder seinem Glas zuwandte.
Soll ich ihr kleiner Gossenjunge sein, der sein dreckiges Gesichtchen gegen das Fenster des Bäckerladens presst und dem das Wasser im Munde zusammenläuft, wenn er an die Leckereien denkt, die er sich niemals wird leisten können? Ich denke, doch wohl nicht.
»Wohin ist Davoust verschwunden?«
Magisterin Eider hielt einen Moment inne, dann stellte sie die Flasche vorsichtig hin. Sie glitt auf den
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