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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wollt, Meister Neunfinger, wenn Ihr keine Lust mehr habt zu …«, er machte eine ausholende Bewegung mit seinem Löffel, »zu dem, was immer Ihr auch tut.«
    »Hm«, brummte Logen. Im Norden wechselten sich alle am Feuer ab, und es wurde als Ehre betrachtet, das Essen zuzubereiten. Ein guter Koch wurde fast ebenso geschätzt wie ein guter Kämpfer. Hier war das anders. Es war eine traurige Versammlung, wenn es darum ging, in den Töpfen zu rühren. Bayaz konnte gerade eben seinen Tee aufbrühen, aber das war auch schon alles. Quai bekam höchstens ein Stück Zwieback aus seiner Verpackung, wenn er gut in Form war. Bei Luthar fragte Logen sich, ob der überhaupt wusste, wo bei einem Topf oben und unten war. Und Ferro schien schon allein den Gedanken ans Kochen zu verabscheuen. Logen vermutete, dass sie ihre Nahrung wohl am liebsten roh verspeiste. Wenn nicht sogar lebend.
    Im Norden war es so, dass es nach einem harten Tag unterwegs, wenn sich die Männer am Feuer zum Essen niederließen, eine strikte Sitzordnung gab. Der Häuptling saß an der Spitze, und um ihn scharten sich seine Söhne und die Namhaften Männer des Clans. Dann folgten die Carls je nach Berühmtheitsgrad. Hörige konnten von Glück sagen, wenn sie ihre eigenen Feuer in einiger Entfernung anzünden durften. jeder Mann hatte seinen Platz, und das änderte sich nur auf Ansinnen des Häuptlings, wenn man ihm einen besonders großen Dienst erwiesen oder in einem Kampf gezeigt hatte, dass man wirklich Mark in den Knochen hatte. Wo man am Feuer saß, zeigte auch, wo man im Leben stand, jedenfalls mehr oder weniger.
    Hier auf der Ebene war das anders, aber Logen erkannte dennoch ein Muster in der Sitzordnung, allerdings kein besonders glückliches. Er und Bayaz saßen dem Feuer am nächsten, aber die anderen waren weiter entfernt, als es bequem gewesen wäre. Der Wind, die Kälte und die aufsteigende Feuchtigkeit der Nacht drängten sie ebenfalls zum Feuer, aber ihre Gesellschaft trieb sie dann wieder auseinander. Er sah zu Luthar hinüber, der auf seine Schüssel blickte, als ob sie voller Pisse sei. Kein Respekt. Er sah zu Ferro, die ihre Augen zu Schlitzen verengt hatte und ihm unter den Lidern gelbe Blitze schickte. Kein Vertrauen. Traurig schüttelte er den Kopf. Ohne Vertrauen und Respekt würde diese Gruppe bei einem Kampf auseinanderfallen wie eine Mauer ohne Mörtel.
    Dennoch, Logen hatte früher schon schwierigere Fälle für sich gewinnen können. Dreibaum, Tul Duru, der Schwarze Dow, Harding Grimm – sie alle hatte er in Duellen bekämpft, sie alle hatte er besiegt. Dann hatte er ihnen das Leben geschenkt und sie damit dazu verpflichtet, ihm zu folgen. Sie alle hatten ihr Bestes versucht, um ihn zu töten, und sie hatten allesamt gute Gründe dazu gehabt, aber schließlich hatte Logen doch ihr Vertrauen erworben, ihren Respekt und sogar ihre Freundschaft. Kleine Gesten und viel Zeit, so hatte er das geschafft. »Geduld ist die Mutter aller Tugenden«, hatte sein Vater immer gesagt, und: »Man überquert die Berge nicht an einem Tag.« Vielleicht war die Zeit gegen sie, aber es war nichts damit zu gewinnen, dass man die Dinge überstürzte. Bei solchen Sachen musste man realistisch sein.
    Logen streckte die übereinandergeschlagenen, kribbelnden Beine aus, nahm den Wasserschlauch und stand auf, dann ging er langsam zu der Stelle hinüber, wo Ferro saß. Die ganze Zeit über folgte sie ihm mit den Augen. Sie war schon eine seltsame Frau, das stand mal fest, und das nicht nur wegen ihres Aussehens, obwohl, bei den Toten, das war schon komisch genug. Sie wirkte so hart und scharf und kalt wie ein neues Schwert, und so unbarmherzig wie jeder Mann, der Logen nur einfiel. Man hätte meinen können, sie würde kein Stück Holz ins Wasser werfen, um einen Ertrinkenden zu retten, aber dennoch hatte sie viel mehr getan, um ihm beizuspringen, und das mehr als nur einmal. Von der ganzen Gruppe war sie diejenige, der er als Erstes und auch am meisten vertraute. Daher setzte er sich und hielt ihr den Wasserschlauch hin, dessen bauchiger Schatten über die Rohsteinmauer hinter ihr tanzte und flackerte.
    Erst blickte sie finster auf den Schlauch, dann auf Logen. Schließlich riss sie ihm das Behältnis aus der Hand und beugte sich wieder über ihre Schüssel, wobei sie ihm zur Hälfte die knochigen Schultern zuwandte. Kein Wort des Dankes, nicht einmal eine kleine Geste, aber ihm machte das nichts aus. Man überquert die Berge nicht an einem Tag.
    Er ließ

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