Feuerklingen (First Law - Band 2)
von Midderland den Einsatz aller übrigen Truppen, die uns noch verbleiben.
Hinsichtlich des Finanziellen fürchte ich, dass Ihnen keine weiteren Gelder zur Verfügung gestellt werden können. Fragen Sie deswegen nicht noch einmal an. Ich rate Ihnen vielmehr, pressen Sie aus den Gewürzhändlern, den Einheimischen oder allen erdenklichen anderen Quellen alles heraus, was möglich ist. Borgen Sie sich Geld und mogeln Sie sich durch, Glokta. Beweisen Sie die Findigkeit, durch die Sie im kantesischen Krieg so berühmt wurden.
Ich vertraue darauf, dass Sie mich nicht enttäuschen werden.
Sult
Erzlektor der Inquisition Seiner Majestät
»Die Dinge gehen mit großer Geschwindigkeit voran, Herr Superior, wenn ich das sagen darf. Seit die Tore zur Oberstadt geöffnet wurden, hat sich die Arbeitsleistung der Einheimischen verdreifacht. Der Graben wurde auf ganzer Breite der Halbinsel bis unter die Höhe des Meeresspiegels ausgehoben und wird jeden Tag tiefer! Das Meerwasser wird auf beiden Seiten nur durch schmale Dämme zurückgehalten, und auf Ihren Befehl hin können wir das Ganze sofort fluten!« Vissbruck lehnte sich zurück und lächelte zufrieden.
Gerade so, als sei das alles seine Idee gewesen.
Unter ihnen begannen in der Oberstadt die morgendlichen Gesänge. Ein seltsames Heulen, das von den Türmchen des Großen Tempels über ganz Dagoska in jedes Gebäude drang, selbst hierher, in den Audienzsaal der Zitadelle.
Kahdia ruft sein Volk zum Gebet.
Vurms verzog bei diesem Laut verächtlich den Mund. »Ist es schon wieder so weit? Diese verdammten Einheimischen mit ihrem idiotischen Aberglauben! Wir hätten sie gar nicht erst wieder in ihren Tempel hineinlassen sollen! Von diesen verdammten Gesängen bekomme ich Kopfschmerzen!«
Schon allein dafür war es die Sache wert.
Glokta grinste. »Wenn es Kahdia glücklich macht, dann nehme zumindest ich Ihre Kopfschmerzen gern in Kauf. Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, wir brauchen die Einheimischen, und die Einheimischen mögen ihre Gesänge nun einmal. Ich kann Ihnen nur raten, gewöhnen Sie sich daran. Oder wickeln Sie sich eine Decke um den Kopf.«
Vissbruck lehnte sich zurück und hörte zu, während Vurms beleidigt die Lippen schürzte. »Ich muss zugeben, dass diese Klänge auf mich ganz beruhigend wirken, und wir können nicht leugnen, dass die Zugeständnisse des Superiors sehr positive Auswirkungen auf die Haltung der Einheimischen haben. Mit ihrer Hilfe haben wir die Landmauer repariert, die Tore erneuert, und die Gerüste werden bereits wieder abgebaut. Es wurden auch schon Steine für eine neue Brustwehr angeliefert, aber, und hier liegt das Problem, meine Maurer weigern sich, auch nur einen weiteren Tag zu arbeiten, wenn sie nicht endlich bezahlt werden. Meine Soldaten sind gegenwärtig auf Viertelsold, und die Moral ist sehr schlecht. Die Schulden sind ein Problem, Herr Superior.«
»Das kann man wohl sagen«, pflichtete ihm Vurms schlecht gelaunt bei. »Die Kornkammern sind fast bis an ihre Grenzen gefüllt, und zwei neue Brunnen wurden in der Unterstadt für viel Geld gegraben, aber mein Kredit ist damit völlig ausgereizt. Die Kornhändler fordern mein Blut!«
Wahrscheinlich weniger entschlossen als alle Kaufleute der Stadt das meinige, würde ich sagen.
»Wegen ihrer Klagen kann ich mich kaum noch irgendwo zeigen. Mein guter Ruf ist in Gefahr, Herr Superior!«
Als ob ich keine anderen Sorgen hätte als den Ruf dieses Vollidioten.
»Wie viel Schulden haben wir?«
Vurms runzelte die Stirn. »Für Vorräte, Wasser und Ausrüstung allgemein nicht weniger als hunderttausend.«
Hunderttausend? Die Gewürzhändler lieben es, Geld zu verdienen, und hassen es, welches auszugeben. Eider wird nicht einmal halb so viel aufbringen können, selbst wenn sie es versuchen wollte.
»Und bei Ihnen, Herr General?«
»Die Kosten für das Anwerben von Söldnern, das Ausheben des Grabens, die Ausbesserung der Mauern, für zusätzliche Waffen, Rüstungen, Munition …« Vissbruck blies die Backen auf. »Insgesamt kommen wir auf fast vierhunderttausend Mark.«
Nur mit Mühe konnte Glokta sich beherrschen, um nicht an seiner eigenen Zunge zu ersticken.
Eine halbe Million? Damit könnte man einen König auslösen, und mehr. Wahrscheinlich könnte Sult nicht einmal die Hälfte davon aufbringen, selbst wenn er wollte, und er will nicht. Schon für Schulden, die nur einen Bruchteil dieser Summe betragen, sterben immer wieder Menschen.
»Fahren Sie mit der Arbeit
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