Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen
’ne Weile. Da müssen wir erst mal gewaltig
telefonieren.«
»Machen
Sie, was Sie tun können! Schnell!« Swensen spürt Adrenalin im Blut, schnappt
Mielke am Arm und zieht ihn mit zur Tür. Der guckt ihn ungläubig an.
»Wo
willst du denn hin, Jan?«
»Rüber
auf die andere Hafenseite zur Wasserschutzpolizei! Ich befürchte, in einem der
Jachthäfen rund um die Bucht liegt irgendwo ein Motorboot, voll gepackt mit
Sprengstoff!«
»Das
werden wir unmöglich so schnell finden!«
»Das
wird sich zeigen! Als Erstes wird jetzt Husum informiert! Colditz soll sofort
mit dem BKA reden und unserem BND-Mann auf den Zahn fühlen, was da alles
bereits hinter unserem Rücken abläuft! Außerdem muss sofort das Landeskriminalamt
hier in Kiel wachgerüttelt werden!«
*
»Hol die Kojakglocke raus«, sagt Swensen, setzt sich hinters Steuer und
zieht den Stadtplan von Kiel aus dem Handschuhfach. Mit flüchtigem Blick sucht
er darauf die Westseite des Hafengeländes ab bis hinauf zur Wiker Bucht und findet auf Anhieb vier Sporthäfen. Mielke hat unter lautem Fluchen das
Blaulicht hervorgekramt, setzt den Magnetfuß aufs Autodach und klettert auf den
Beifahrersitz. Swensen drückt ihm die Karte in die Hand und gibt Gas. Mit
quietschenden Reifen kurvt er durch die Betonsperren und prescht rechts auf die
Werftstraße. Das durchdringende Heulen des Martinshorns scheucht den Verkehr an
die Seite. Swensen jagt den VW Golf IV auf einhundert Stundenkilometer hoch und
rast über die frei geräumte Fahrbahn. Es prickelt in der Magengegend, als
wieder eine Ampel direkt vor ihm auf Rot springt. Das Herz pumpt. Augen zu und
durch, denkt er und fährt durch das Vakuum. Mielkes Kieferknochen spannen sich
an. Er sitzt mit zusammengekniffenem Mund neben ihm, hält die Karte krampfhaft
in den Händen und starrt durch die Frontscheibe auf einen imaginären
Fluchtpunkt.
»Schau
bitte in die Karte, Stephan!«, sagt Swensen laut, während er hinter einem
Lastwagen festhängt, der nicht schnell genug zur Seite gekommen ist. »Ist da
irgendwo die Wasserschutzpolizei eingetragen? Wir brauchen den kürzesten Weg!«
Mielke
reißt den Blick vom Geschehen los und zwingt ihn nach unten. Swensen tritt das
Gaspedal durch. Der Golf schießt durch eine Lücke am Lastwagen vorbei. Es geht
über eine schmale Eisenbahnbrücke nach rechts durch die Innenstadt. Swensen
nimmt die Mittelspur und drosselt wegen der vielen Fußgänger das Tempo. Die
Straße führt immer geradeaus.
»Ich
hab die Wasserschutzpolizei!«, meldet Mielke. »Wir sind genau richtig!«
Jetzt
liegt der Hafen direkt neben der Straße. In der Ferne gleitet die Schwedenfähre
in Richtung Ostsee davon. Sie rasen am Schwanenweg vorbei, in dem das
Studentenheim von Hafside steht.
Da
wurde bestimmt der ganze Schlamassel ausgeheckt, der hier jetzt abläuft,
sinniert Swensen. Das Gebäude der Landesregierung fliegt vorbei. Der Fahrer der
Linie 51 manövriert sein Gefährt auf den Bürgersteig. Swensen kommt mit dem
Dienstwagen kaum daran vorbei.
»Jetzt
hier rechts runter!«, schreit Mielke. Vor ihnen taucht ein riesiges
Ziegelgebäude auf. »Das dürfte das Landwirtschaftsministerium sein!« Die Straße
endet an einem Rondell. Mielke deutet auf den breiten Fußweg. »Fahr einfach
direkt geradeaus weiter! Wir müssen auf die Uferpromenade! Das Revier muss gleich
links liegen.«
Swensen
verlangsamt auf Schritttempo. Blaulicht und Sirene treiben die Fußgänger und
Jogger zur Seite. Er stoppt den Wagen unmittelbar im Eingangsbereich des
Gebäudes. Noch bevor die beiden Kommissare ausgestiegen sind, hat das schrille
Heulen schon die ersten Beamten der WSP vor die Tür gelockt. Weitere folgen.
»Kripo
Husum!«, schreit Swensen ihnen zu und sprintet zu den Männern herüber. »Ein
Boot mit Sprengstoff muss gestoppt werden! Dringender Verdacht auf einen
Terroranschlag! Es geht um jede Sekunde!«
Aus
der kleinen Gruppe löst sich ein bulliger Mann mit breiten Schultern. Der
Gesichtsausdruck verrät, dass er den Ernst der Lage bereits begriffen hat.
Swensen erkennt an den drei Streifen auf der Schulterklappe, dass er einen
Polizeihauptkommissar vor sich hat. Der Mann schiebt die weiße Schirmmütze
leicht in den Nacken und gibt die ersten Anweisungen, die Schiffe klar zu
machen, bevor der Husumer Kripo-Mann weiterreden muss. Die Männer eilen ins
Gebäude.
»Nu
mal eins nach’m anderen«, sagt der Wasserschutzpolizist mit breit gezogener
Seemannsstimme. »Was wissen Sie genau?«
»Wir
wissen,
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