Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen
Karlheinz
Sauer, der Abteilungsleiter der Konstruktionsabteilung.
»Eberhard
Schürer«, stellt sich der Weißhaarige übertrieben höflich vor. »Darf ich
fragen, was Sie zu uns führt, meine Herren?«
»Wir
ermitteln nach wie vor im Mordfall Ihres ehemaligen Mitarbeiters«, entgegnet
Swensen.
»Lassen
Sie uns in einen unserer Konferenzräume gehen«, sagt Schürer bestimmt, »da
haben wir unsere Ruhe.« Mit einer Handbewegung deutet er auf den Mann an seiner
Seite. »Herrn Sauer hätte ich gern bei unserem Gespräch dabei!«
Schürer
und Sauer gehen in Richtung Fahrstuhl, die Kriminalisten folgen. Die Fahrt
endet im sechsten Stock in einem kleinen Vorraum mit einer Tür an jeder Seite.
Schürer öffnet die rechte mit einer Chipkarte und dem Eintippen einer
Zahlenkombination. Swensens Nacken kribbelt leicht, weckt seine Achtsamkeit.
Hinter der Tür gehen sie über einen langen Flur. Der Kommissar versucht, sich zu
konzentrieren. In seinem Kopf rumort ein diffuser Gedanke. Sie betreten einen
hellen Raum mit einem langen Eichentisch und schlichten Bürostühlen. Die Wände
sind kahl, bis auf eine plakatgroße Schwarz-Weiß-Fotografie im Goldrahmen. Sie
zeigt ein steil abtauchendes U-Boot. Der vordere Teil ist bereits unter der
Wasseroberfläche verschwunden, nur das glatt zulaufende Achterschiff mit dem
Propeller ist noch zu sehen.
»Ich
fürchte, bei uns gibt es nichts mehr zu ermitteln, meine Herren«, beginnt
Schürer mit loyalem Tonfall. »Wir haben uns von allen Mitarbeitern, die an dem
Vorfall mit dem Kamel beteiligt waren, getrennt. Damit ist die Sache für uns
vom Tisch!«
»Von
Ihren Mitarbeitern ist niemand mehr unter Verdacht«, kommentiert Swensen die
vorauseilende Verteidigungsstrategie des Geschäftsführers.
»Nicht?
Ach so! Na dann, was möchten Sie sonst von uns?«
»Darf
ich fragen, weshalb es in Ihrem Betrieb eine erhöhte Sicherheitsstufe gibt?«,
kommt Swensen ohne Umschweife auf den Punkt.
»Nein,
das dürfen Sie nicht!«, braust Schürer auf. »Das ist eine betriebsinterne
Angelegenheit!«
»Lassen
Sie mich tippen«, sagt Swensen trocken. »Sie haben Angst vor einem
Terroranschlag.«
»Woher
wissen Sie das?« Schürer ringt deutlich nach Fassung.
»Auch
Husumer Kripobeamte machen sich ihre Gedanken und können eins und eins
zusammenzählen. In unserem Mordfall gibt es eine Menge Hinweise, die auf einen
Anschlag gegen Ihr Unternehmen hindeuten. Deswegen sind wir hier! Vermutlich
wohl zu spät? Es scheint jedenfalls, dass Sie bereits von anderer Seite gewarnt
wurden, oder?«
»Wenn
Sie bereits alles wissen, gibt es kaum einen Grund, unsere Karten nicht auf den
Tisch zu legen! Wir wurden vom Bundeskriminalamt unterrichtet, dass sich ein
international gesuchter Top-Terrorist in der Stadt aufhalten soll! Der Tipp
soll direkt aus der BND-Zentrale kommen!«
»Unsere
Entwicklungsabteilung ist ein hochsensibler Bereich. Hier forschen wir seit
längerer Zeit an einem revolutionären Brennstoffzellen-Antrieb für U-Boote!«,
mischt Karlheinz Sauer sich in das Gespräch ein. »Es deutet einiges darauf hin,
dass besonders diese Räume gefährdet sein könnten!«
»Weil
Ihr Kollege Hafside ermordet wurde?«
»Uns
gegenüber wurde nur von einer möglichen Gefährdung gesprochen«, sagt Schürer
sichtlich irritiert. »Es könnte zum Beispiel versucht werden, einen Lastwagen
mit Sprengstoff neben unser Hauptgebäude zu fahren!«
»Dann
kennen Sie die Bilder dieser mutmaßlichen Terroristen sicher schon?«, fragt
Swensen und legt die Fotos der drei Verdächtigen auf den Tisch. »Dieser Mann
ist vermutlich direkt an der Ermordung Ihres Mitarbeiters beteiligt!«
Als
sein Finger auf Ramin Behzad deutet, sieht Swensen plötzlich den Finger
Schürers vor sich, wie er die Zahlenkombination ins Sicherheitssystem eintippt.
Der aufgeklappte Koran erscheint vor seinem inneren Auge und die Zahlenreihe am
oberen Rand. Der Kommissar zieht mit einem schnellen Griff seinen Notizblock
aus der Innentasche seiner Jacke und blättert ihn hastig durch.
»Sagt
Ihnen die Zahl 66521001 etwas?«
Schürer
guckt den Kommissar völlig überrascht an und schüttelt energisch den Kopf.
Sauer dagegen scheint angestrengt nachzudenken. Einen Moment bekommt er einen
starren Blick. Ein Schreck scheint ihm in die Glieder gefahren zu sein.
»Ich
bin nicht hundertprozentig sicher«, sagt er mit schriller Stimme, »aber ich
erinnere mich dunkel, das war der Sicherheitscode von Hafside!«
Sauer
steht auf und geht zum Telefon am
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