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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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besagt: Wer das Können
sich selber zuschreibt, der ist ein Ungläubiger.
    Hört
sich noch fatalistischer an als im Christentum, hatte Swensen gedacht und wurde
vom Autor des Buches weiterhin belehrt, dass die Mohammedaner von Anfang an
ihren Glauben mit großem Fanatismus verbreiten wollten und so genannte
Götzenanbeter erbarmungslos ermordeten. Die Juden und Christen wurden als
Schriftbesitzer bezeichnet. Ihnen trat man mit duldsamer Haltung entgegen,
während sich die verschiedenen Richtungen innerhalb des Islam häufig in blutiger
Weise bekämpft hatten, und die Mohammedaner letztendlich doch toleranter als
die Kreuzritterchristen waren. Nach der Lektüre hatte Swensen nur noch der Kopf
geschwirrt. Für ihn taten sich überall Widersprüche auf, und er fühlte sich
nicht viel klüger als zuvor.
     
    »Na, mein Lieber! Mir scheint, die Husumer Kripo amüsiert sich nicht
sonderlich bei mir?«, holt ihn die Stimme von Michael Lade aus seinen Gedanken.
Lade ist sichtlich vom Alkohol aufgekratzt. Er wackelt zur Musik mit der Wampe
wie eine arabische Bauchtänzerin, dass sich der grüne Wollpullover über die
Rundung spannt.
    »Was
ist los mit dir, Jan? Anna tanzt ausgelassen mit Jean-Claude und du machst
einen auf Mauerblümchen. Scheint übrigens ein recht kompetenter Mann zu sein,
dieser Colditz. Hab mich lange mit ihm unterhalten.«
    Swensen
hatte Lade gefragt, ob er den Flensburger Hauptkommissar zu seiner
Geburtstagsparty mitbringen dürfe. In den zurückliegenden Wochen war ihr
Arbeitsverhältnis immer freundschaftlicher geworden.
    »Guter
Mann«, bestätigt Swensen, »mit echten Führungsqualitäten, wie man so schön
sagt. Und wie fühlt sich dein Leben an, mit fünfzig?«
    »Wie
mit neunundvierzig, mein Lieber, aber das weißt du selber viel besser!«
    »Heeh
Jan, hast du eigentlich schon gehört, dass man unseren Einbrecher hat«, drängt
sich eine bekannte Stimme von hinten in den Smalltalk. Swensen dreht sich um
und blickt in das Schnauzbartgesicht von Peter Hollmann.
    »Von
welchem Einbrecher redest du, Peter?«
    »Dem
Typen aus dem Supermarkt in Tönning. Du hast dich doch gewundert, warum der bis
zum Morgen ausgeharrt hat, bevor er raus ist. Ich weiß warum! Ist vor zwei
Tagen auf frischer Tat geschnappt worden, bei einem Einbruch in Oster Ohrstedt,
und hat die gesamten Raubzüge gestanden.«
    »Und
weswegen war er nun die ganze Nacht da drin?«
    »Der
hat verpennt! Hat sich zum Schlafen hingelegt und hat verpennt!«
    »Nee
nech! Einbrecher sind auch nicht mehr das, was sie früher waren, oder?«
    »Kaum
zu glauben! Aber nicht schlecht für uns, oder!«
    Obwohl
die drei Männer sich um einen Stehtisch versammelt haben, der neben einem
Heizstrahler steht, dringt die feuchtkühle Abendluft ihnen unter die Haut.
Swensen geht ins Haus, holt sich seine Jacke von der Garderobe und zieht sie
über den Pullover, den er schon vor drei Stunden übergezogen hatte. Im selben
Moment klingt sein Handy in der Innentasche. Er fingert es heraus.
    »Swensen
hier!«, meldet er sich.
    »Mielke!
Hast du eine Ahnung, wo ich Colditz auftreiben könnte?«
    »Ja,
ziemlich genau! Der tanzt gerade einige Meter von mir entfernt. Deep Purple! Smoke
on the water ! Müsstest du eigentlich durchs Telefon hören!«
    »Ist
nicht zu überhören! Wo treibst du dich denn rum?«
    »Auf
dem Geburtstag von Doc Lade!«
    »Das
trifft sich gut! Schnapp die ganze Bagage und kommt sofort zum Husumer Bahnhof.
Im Zug von St. Peter liegt eine Leiche! Stinkt gewaltig nach Mord!«
    »Eine
Leiche! Der Südländer, den wir suchen?«
    »Scheint
sich wirklich um einen Südländer zu handeln. Aber keine falsche Hoffnung, da
sind beide Hände dran!«
     
    *
     
    Von der gekachelten Wand hallen die Schritte zurück. Swensen und Lade
sind Colditz dicht auf den Fersen. Der Bau dieser Fußgängerunterführung zu den
Bahnsteigen war für das gestiegene Verkehrsaufkommen zwar unbedingt nötig, aber
der Tunnel wirkt auf Swensen besonders schmuddelig.
    Kommt
bestimmt durch die braunen Kacheln, denkt er und mustert im Vorbeilaufen die
braun- und ockerfarbenen Horizontalstreifen, die sich durch die weißen Kacheln
ziehen. Das alte Bahnhofsgebäude ist für ihn dagegen ein architektonisches
Juwel. Der Ziegelbau mit dem Giebelvorsprung hat trotz Modernisierung die Anmut
der hundertjährigen schleswig-holsteinischen Herrenhäuser behalten.
    Die
drei Männer eilen den ersten Aufgang zu den Gleisen 1 und 3 hinauf. Am Ende der
Treppe müssen sie sich unter einem gespannten

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