Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen
den
Namen?«
»Habib
Hafside!«
»Ja,
stimmt! Jetzt erinnere ich mich! Also, Herr Hafside war bestimmt auch in diesem
Gebetsraum. Im Allgemeinen hab ich ihn allerdings eher als zurückgezogen
erlebt.«
»Können
wir im Sekretariat erfahren, wo Herr Hafside während der Studienzeit gewohnt
hat?«
»Mit
Sicherheit!«
»Danke,
Sie haben uns sehr geholfen«, sagt Swensen und reicht dem Professor seine
Karte. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt!«
»Eine
Frage hätte ich noch. Wie und wo ist Herr Hafside ermordet worden.«
Swensen
erzählt in knappen Worten den wahrscheinlichen Ablauf des Mordfalls. Am Ende
wirkt der Professor verstört, kann aber nichts Weiteres zu den Ermittlungen
beitragen. Der Rest des Nachmittags vergeht für die Kommissare damit, im
Sekretariat zu warten bis die Adresse des Studentenheims gefunden ist, und die
Namen der damaligen Mitbewohner von Hafside bei der Hausverwaltung in Erfahrung
zu bringen. Danach schlägt Swensen Mielke vor, zu einem kleinen indischen Snackladen
in der Nähe des LKA zu fahren, um dort eine Kleinigkeit zu essen. Doch als sie
mit Hilfe des Stadtplans die Straße erreichen, ist von dem Imbiss weit und
breit nichts zu sehen.
»Bis
du sicher, dass wir hier richtig sind?«, meckert Mielke ungehalten.
»Sehr
sicher! Der Laden hieß Ganesh , und das Essen war vorzüglich.«
»Es
war einmal, Herr Hauptkommissar!«
Zwanzig
Minuten später stehen die Männer in einer gewöhnlichen Currywurst-Bude an einem
Stehtisch. Während Mielke sich eine große Portion Pommes mit Riesencurrywurst
gönnt, stochert Swensen mit der Gabel in seinem Kartoffelsalat. Er lässt seinen
Blick beiläufig über die triste Einrichtung streifen und bleibt an der
Schlagzeile der Kieler Nachrichten hängen: ›Neuer Anthrax-Terror in den USA!‹
Er
schiebt sein Essen zur Seite, kauft die Zeitung und überfliegt den Artikel.
»Hast
du keinen Hunger?«
»Nicht
wirklich.«
»Aber
es war deine Idee, schnell was zu essen!«
Ich
könnte ihn erwürgen, denkt Swensen, zieht die Luft tief durch die Nase ein und
atmet langsam durch den Mund wieder aus. Nach ein paar konzentrierten Atemzügen
fühlt er sich besser. Die Meldung von den Milzbrandanschlägen auf den
amerikanischen Nachrichtensender NBC und die Zeitung New York Times erreichen ihn nur oberflächlich. Er fühlt sich davon überfordert. Irgendwie
scheint der 11. September wie ein Schatten über den aktuellen Mordfällen zu
liegen, lässt sie nichtiger aussehen, als sie in Wirklichkeit sind. Immerhin
wurde ein Mensch kaltblütig erstochen, ein anderer wahrscheinlich auf brutalste
Weise ermordet. Trotzdem gelingt es ihm nicht, die Ereignisse in den USA ganz
aus seinem Kopf auszublenden. Er funktioniert zwar, macht seine Arbeit, aber
seine zündenden Ideen für die Ermittlungen bleiben aus.
»In
ganz Husum gibt es nirgendwo so eine anständige Currywurst wie hier«,
konstatiert Mielke, nachdem er sich den Mund mit einer Serviette abgewischt
hat. Swensen legt die Zeitung zur Seite. Mielke schielt auf die Schlagzeile,
verliert aber kein Wort darüber.
»Sag
mal«, fragt er, »was hältst du von diesem merkwürdigen KDW-Mitarbeiter, der
dieses Kamel gebastelt hat.«
»Einer
dieser selbst ernannten Saubermänner«, braust Swensen auf, »die unser Land von
allem Fremden freihalten möchten.« Er spürt sofort seinen alten Ärger, als er
sich an die Situation vom heutigen Vormittag erinnert.
Die beiden Kommissare hatten noch keine Dreiviertelstunde an der
Rezeption gestanden, als ein noch ziemlich junger Mann mit ovalem Gesicht und
kurzen, gekräuselten Haaren aus dem Fahrstuhl trat und zögerlich näher kam. Er
trug nagelneue Jeans und ein blau-weiß gestreiftes Polo-Shirt. Der Körper
wirkte durchtrainiert und muskulös.
»Das
mit diesem Kamel, das war ich«, druckste er gequält. »Da dürften meine
Fingerabdrücke drauf zu finden sein. Aber ich hab nur die Figur geknetet, alles
andere haben wir gemeinsam beschlossen.«
»Wer
hat was gemeinsam beschlossen?«
»Es
sollte nur ein lockerer Scherz sein, unter Kollegen. Das muss doch jetzt nicht
unbedingt an die große Glocke gehängt werden.«
»Was
bezeichnen Sie denn so als einen Scherz, junger Mann? Einen ausländischen
Kollegen unterhalb von einem Stück Hefe einzuordnen!?« Swensens Stimme
überschlug sich. Sein Gegenüber wich seinem direkten Blick aus und schaute
unentwegt zu Boden.
»Wir
haben nichts gegen Ausländer …«
»…
aber«, unterbricht Swensen. »Wer sind die anderen? Wir
Weitere Kostenlose Bücher