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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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möchten die Namen von
allen, die an der Sache beteiligt waren.«
    »Muss
das sein, es war doch alles harmlos!«
    »Herr
Hafside wurde ermordet. War das harmlos?«
    »Damit
haben wir nichts zu tun!«
    »Und
warum sollten wir das glauben?«
    »Weil
ich und keiner meiner Kollegen jemals gegen das Gesetz verstoßen haben. Wir
haben uns nur einen Scherz erlaubt.«
    »Na
prima, dann gibt der gesetzestreue Bürger jetzt die Namen aller Beteiligten zu
Protokoll, die für diesen Scherz verantwortlich waren. Danach möchten wir mit
allen reden! Die können schon mal antreten, einer nach dem anderen!«
     
    »Noch eine Cola, bitte!«, ruft Mielke der Blondine hinter dem Tresen zu.
»Ich finde, dass dieser Typ ein verkappter Rassist ist! Und er ist nicht der
Einzige in dem Laden. Da hat sich eine miese Bagage von Biedermännern
zusammengerottet, die feige aus dem Hinterhalt mobben. Vielleicht sind einige
ja sogar Mitglied in irgendeiner rechten Organisation, die gezielt Ausländer
angreift?«
    »Das
bezweifle ich«, meint Swensen, »dazu scheint mir das Verhalten dieses
Grüppchens viel zu kleinkariert. Trotzdem sollten wir uns die Biografien
einzeln vornehmen. Wer weiß!«
    Mielke
trinkt die Cola in einem Zug aus, bezahlt, und sie marschieren zum Parkhaus um
die Ecke.
    »Wollen
wir anfangen, die Namensliste aus dem Studentenheim abzuarbeiten?«, fragt
Mielke. Swensen nickt nur und wirft die geforderte Summe in den
Parkscheinautomaten. Während die Quittung ausgedruckt wird, klingelt sein
Handy.
    »Swensen«,
meldet sich der Kommissar erstaunt.
    »Hey
Jan, ich wollte jetzt losfahren, geht das in Ordnung?«, meldet sich Anna.
    »Wie,
was?«
    »Es
ist Freitag! Bruno wartet!«
    »Ach
Mist! Das hab ich total verschwitzt. Ich bin nämlich immer noch in Kiel, Anna.«
    »Jan
Swensen, ich glaub das nicht!«
     
    *
     
    Es ist 7.15 Uhr. Als Alfred Hagedorn an diesem Morgen sein kleines
Häuschen verlässt, ist es noch empfindlich kühl. Seit einem halben Jahr wohnt
er allein darin. Er und seine Frau hatten es gekauft, kurz bevor er in Rente
gegangen war. Ihr gemeinsamer Alterssitz hat nach ihrem frühen Tod etwas
Bitteres angenommen. An der Fassade blättert bereits die Farbe ab. Der
Vorgarten sieht ebenfalls verwahrlost aus. Gedankenversunken geht er zur Garage
hinüber und drückt das Schiebetor nach oben. Noch weiß er nicht, dass der
heutige Tag ihn beinahe das Leben kosten wird. Ein plötzlicher Impuls lässt ihn
im Vorbeigehen flüchtig über den silbergrauen Lack seines Firebird Targa
streichen. Sofort steckt ein Kloß in seinem Hals. Seit Rebecca an Krebs gestorben
war, hatte er den Wagen nicht mehr angefasst. Es ist schon schmerzlich genug,
ihn jedes Mal dastehen zu sehen, wenn er hier hereinkommt. Unvorstellbar aber
ist es, sich jemals wieder hinter das Lenkrad zu setzen.
    Er
und seine Frau hatten sich diesen Traum vom luxuriösen Autofahren kurz nach dem
Hauskauf erfüllt. Fast jedes Wochenende waren sie damals unterwegs gewesen,
morgens los, sich irgendwo tagsüber an einen Ostseestrand gelegt und abends
wieder zurück. Die Spritztouren hatten in seinem tiefsten Inneren auch immer
etwas Widersprüchliches gehabt, weil er sich gleichzeitig ehrenamtlich im
Naturschutzbund engagiert hatte. Andererseits war er ein ganzes Leben lang nie
einem Widerspruch aus dem Weg gegangen. Jetzt hatte sich die Sache von selbst
erledigt. Eigentlich hatte er den Firebird schon lange verkaufen wollen, aber
eine Wehmut ließ ihn immer wieder zögern.
    Hagedorn
greift eines der beiden Fahrräder und rollt es aus der Garage. Es ist noch
bewölkt, scheint aber schön zu werden. Er schwingt sich auf den Sattel und
radelt durchs offene Gartentor auf den Fahrradweg. Früh morgens gleicht
Hollbüllhuu s allen diesen typisch verschlafenen Dörfern, die es in
Schleswig-Holstein gibt. Er fährt durch eine Baumallee an der Hauptstraße
entlang. Wie flauschige Spinnennetze hängen vereinzelte Nebelschwaden knapp
über dem Erdboden. Am Ende des Dorfes steht ein altes Bauerngehöft aus rotem
Klinker. Dahinter biegt er rechts auf einen kleinen Feldweg. Nach zirka fünfzig
Metern versperrt ein Eisengatter den festen Sandweg. Er steigt ab, schließt das
Rad an, klettert über das Hindernis und geht zu Fuß weiter. Links und rechts
liegen riesige Felder voller Sonnenblumen. Die Pflanzen sind an die zwei Meter
hoch. Ihre runden Samengesichter mit den verwelkten Kräuselblüten wiegen sich
über seinem Kopf im Wind. Als er die Gasse der fleischigen Stängel

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