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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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später pirschen die Männer in geduckter
Haltung, der Einsatzleiter an der Spitze, am linken Straßenrand davon. Silvia
springt aus dem VW-Bus und reibt sich die Hände. Es weht ein kühler Wind.
Swensen schaut auf die Uhr. 14.43 Uhr.
    »Ich
informiere Hollmann und die Schutzpolizei«, sagt die Kommissarin und marschiert
an der Fahrzeug-reihe entlang, die sich am Straßenrand aufgebaut hat. Den
Beamten scheint das Wetter zu ungemütlich zu sein. Niemand ist ausgestiegen.
    »Vor
’ner halben Stunde werden wir von denen nichts hören«, sagt Swensen zu Colditz.
    »Warten
ist doch unser täglich Brot«, erwidert der Chef, zieht eine angebrochene Tafel
Ritter-Sport-Schokolade aus der Jackentasche und streckt sie dem Kollegen
entgegen. Der bricht sich eine Rippe ab.
    »Oh,
mir auch ein Stück, bitte!«, bettelt Silvia völlig unemanzipiert, die sich im
selben Moment wieder zu den Männern gesellt. Colditz hält auch ihr die
Schokolade hin. Sie nimmt ein großes Stück. Während die Zeit sich dahinstreckt,
stehen die drei wortlos am Straßenrand und lutschen ein Stück Edelbitter nach
dem anderen, bis keines mehr da ist.
    »Ich
schätze, wir stehen hier umsonst rum. Ein Gefühl sagt mir, dass unsere Vögel
ausgeflogen sind«, unterbricht Silvia das lange Schweigen.
    »Gefühle
sind eine verdammt unsichere Arbeitsmethode«, sagt Colditz mit ausdruckslosem
Gesicht. Die Kommissarin ist für einen Augenblick unsicher, ob sie dem etwas
entgegnen soll, sagt aber nichts.
    »Wenn
wir in uns blicken, entdecken wir einen unendlichen Strom, jeder Tropfen davon
ein Gefühl«, versucht Swensen seiner Kollegin beizuspringen. Doch Silvia und
Colditz sehen ihn nur entgeistert an.
    »’schuldigung,
ich hab nur laut an eine buddhistische Weisheit gedacht.«
    »Und
was will Buddha uns damit sagen?«, fragt Colditz.
    »Dass
unsere Gefühle immer da sind. Wenn wir sie verstehen, können sie eine große
Hilfe sein.«
    Ein
Zischen lässt ihre Köpfe herumfahren. Über einem weißen Kondensstreifen, der
senkrecht am Himmel steht, glüht eine rote Kugel. Ohne ein Wort geht Colditz zu
seinem Wagen. Swensen und Silvia steigen in den VW-Bus, starten und fahren
hinter dem Audi um die Straßenbiegung auf das Bauernhaus zu. Die anderen Wagen
folgen ihnen in einigem Abstand. Den Schluss bildet der Mannschaftswagen, den
ein Schutzpolizist steuert. In der Einfahrt zum Hof steht ein Beamter des
mobilen Einsatzkommandos und winkt die Fahrzeugschlange herein.
    »Es
ist niemand im Haus«, sagt der Einsatzleiter, der gerade aus der Tür tritt, als
Colditz eintreten will. »Wir ziehen ab.«
    »Ich
bitte Sie, sich weiterhin zur Verfügung zu halten«, widerspricht Colditz. »Wenn
sich unser Verdacht bestätigt, müssen wir noch heute nach Kiel und eine
Festnahme durchführen.«
    Während
sich die Einsatztruppe neben dem Mannschaftswagen versammelt, spricht Colditz
mit Hollmann. Das Spurensicherungsteam schwirrt routinemäßig im Haus aus und
beginnt mit der Arbeit. Colditz, Swensen und Silvia ziehen sich in der Tür
Plastikschützer über die Schuhe und streifen Latexhandschuhe über. Gemeinsam
inspizieren sie die Räume, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Die
vier Zimmer sind unterschiedlich groß, von klein bis geräumig, haben allerdings
alle ziemlich niedrige Decken. Swensen schätzt, dass über seinem Kopf höchstens
noch sechzig Zentimeter Platz sind. Die Küche ist gut dreißig Quadratmeter groß
und mit bemalten Bauernmöbeln eingerichtet. Es riecht muffig. Hier wurde
bestimmt mehrere Wochen nicht gelüftet. Neben dem Küchenschrank ist eine Tür.
    Die
Speisekammer, denkt Swensen und wendet sich an den weißen Overall von der
Spurensicherung.
    »Ist
die Tür schon auf Fingerabdrücke untersucht worden?«
    »Ja!«,
bestätigt der Mann unter der Kapuze. »Aber sie ist abgesperrt!«
    »Aufbrechen?«,
wendet sich Swensen an Colditz.
    »Aufbrechen!«,
kommt es trocken zurück.
    Swensen
geht zur Eingangstür, winkt einen Schutzpolizisten heran und bittet ihn,
irgendwo ein Brecheisen aufzutreiben. Es dauert keine fünf Minuten, da hält
Swensen das Werkzeug in der Hand, marschiert damit in die Küche, setzt das
Eisen auf Schlosshöhe in den Spalt und mit einem Knirschen springt die Tür auf.
Ein Blick verrät, dass sie auf eine heiße Spur gestoßen sind. Vor einer Matratze
liegt ein umgestürzter Stuhl, daneben mehrere Plastikwasserflaschen. Zwischen
einem Waschbecken und der Matratze ist eine dicke Ringschraube in die Wand
gedreht worden. Daran

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