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Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen

Titel: Feuermal: Der zweite Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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hängt eine zirka zwei Meter lange Eisenkette, die sich
über den Boden schlängelt. In einem geöffneten Schloss daneben steckt noch der
Schlüssel.
    »Es
spricht einiges dafür, dass hierder Tunesier gefangen gehalten wurde«,
sagt Swensen. »Wahrscheinlich haben die Mieter das Haus schon vor längerer Zeit
Hals über Kopf verlassen.«
     
    *
     
    Maria steigt die zwei Treppenstufen zum Foyer hinauf. Mitten im Raum
steht eine große dreidimensionale Pappkonstruktion und wirbt für den Kinostart
von Der Herr der Ringe: Die Gefährten im Dezember. Die
Journalistin tritt an die leere Kasse, zeigt ihren Presseausweis und bekommt
eine Freikarte für A.I. von Steven Spielberg. Sie holt sich ihre Karte
für die Abendvorstellung lieber am späten Nachmittag, weil sie so dem Gemurre
der Besucher entgeht, die ihre Karten bezahlen müssen.
    Es
lebe die freie Presse, denkt sie und zündet sich auf der Straße ein Zigarillo
an. Gegenüber glänzt die runde Ziegelmauer des Wasserturms im leichten
Nieselregen. Sie spannt ihren Schirm auf und schlendert die Marktstraße hinauf
bis an die große Kreuzung. Gleich neben einer der Ampeln führt links eine
schmutziggraue Betontreppe zwei Meter zum Restaurant Aphrodite hinab.
Das kleine Backsteinhaus hat einen größeren Glasvorbau mit einem trapezförmigen
Glasdach. Maria geht zur Eingangstür, um zu sehen, wann der Laden aufmacht. Da
hängt ein Pappschild mit der Aufschrift: Montags geschlossen!
    »Mist«,
zischt sie zwischen den Zähnen hervor und guckt mit der Hand über den Augen ins
Innere. Das typisch griechische Inventar. Ein perspektivisch aus den Fugen
geratenes Wandbild mit schiefen Häusern, Meer und Fischerboot. Am Tresen eine
große Tonfigur der Venus von Milo . Die Journalistin beschließt, ein
anderes Mal wiederzukommen. Sie steigt die Treppe zum Bürgersteig wieder
hinauf. Direkt vor ihrer Nase steht ein weißer Mitsubishi Minibus an der roten
Ampel. Auf der Schiebetür steht in einem Bogen mit blauen Buchstaben Restaurant
Aphrodite , griechische Spezialitäten . Die Ampel springt auf Grün.
Der Wagen fährt nach links in die Adolf-Brütt-Straße. Nach ungefähr zwanzig
Metern biegt er in die Einfahrt des Wandmarker-Supermarkts. Maria nimmt mit
eiligen Schritten die Verfolgung auf. Auf dem Parkplatz angekommen sieht sie,
dass der Markt an das Hinterhaus des Restaurants anschließt. Der weiße
Mitsubishi steht mit hochgestellter Heckklappe neben einer offenen Eisentür.
Entschlossen geht die Journalistin hinüber. Vor dem Treppenabsatz klappt sie
den Schirm zusammen. Drinnen hört sie mehrere dumpfe Schläge. Sie lugt
vorsichtig um den Türrahmen. In dem schlauchartigen Raum steht ein großer Mann
mit grau melierten Haaren, schwingt in der linken Hand ein Küchenbeil und teilt
gezielt Fleisch in kleine Stücke. Maria schätzt ihn auf Ende vierzig und stuft
ihn innerlich unter attraktiv ein. Sie klopft dezent mit der Faust gegen das
Metall und tritt unaufgefordert ein. Der Mann wendet seinen breiten Kopf und
schaut sie mit großen Augen an.
    »Wir
geschlossen heute«, sagt er und nickt im Rhythmus seiner Worte mit dem Kopf.
    »Ich
wollte eigentlich zu Herrn Anthemos!«
    »Ich
hier nur Koch! Georgios! Herr Anthemos morgen wieder da!«
    »Vielleicht
kann ich ja auch mit Ihnen sprechen?«
    »Wieso
Sie sprechen wollen mit mir?«
    »Wissen
Sie, aus welcher Gegend von Griechenland Herr Anthemos kommt?«
    »Wir
nicht aus Griechenland, wir Zypern, Griechenland Zypern!«
    »Wir?
Sie sind auch aus Zypern?«
    »Ich
Onkel von Herr Anthemos, beide Zypern!«
    »Und
die beiden Kinder von Herrn Anthemos sind auch aus Zypern?«
    »Herr
Anthemos drei Kinder, Söhne und Tochter!«
    »Und
alle kommen aus Zypern!«
    »Nein,
Kinder geboren in Deutschland!«
    »Zwei
der Kinder haben in der Stadt einen Streich gespielt, letzte Woche.«
    »Streich?
Ich nix verstehen!«, sagt der Mann und reibt sich mit dem Handrücken über
seinen tabakverfärbten grauen Schnurrbart.
    »Anthrax!
Kinder bei der Polizei!«
    »Was
wollen von uns?«
    »Nur
reden! Ich bin von der Zeitung! Husumer Rundschau ! Ich möchte der
Tochter von Herrn Anthemos helfen.«
    »Wie
helfen?«
    »Wenn
ich die Wahrheit schreibe, werden die Leute in Husum verstehen, warum die
Tochter das gemacht hat.«
    »Wahrheit?
Was für Wahrheit?«
    »Warum
die Tochter von Herrn Anthemos die Türken nicht mag!«
    Das
rhombische Gesicht mit dem eckigen Kinn wirkt plötzlich versteinert. Die
braunen Augen glänzen. Mit dem blutigen Küchenbeil in der

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