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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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von Macht Auftrieb. Und alles baut sich für die Verbrennungszeremonie auf – die Vollendung des Zyklus«, beendete Kate.
    »Auf dem Papier sieht es gut aus.«
    »Angie sagte, der Typ hätte sie aus seinem Truck geschubst, und sie hätte ihm nachgesehen, wie er
    weggefahren ist. Von da, wo er sie gelassen hat, hätte er recht schnell zu dem Parkplatz zurückfahren müssen, damit sie sehen konnte, wie er die Leiche verbrannte.«
    Quinn bewegte die Schultern. »Es ist nach wie vor nur eine Theorie.«
    Eine Theorie von einem Mann, der mehr über sadistische Sexualmörder wußte, als vielleicht jeder andere im Land.
    Kate starrte hinaus in die Dunkelheit, beobachtete wie die Wolke ihres Atems davontrieb.
    »Aber wenn es derselbe Kerl war, warum sollte sie es mir dann nicht erzählen. Und warum wollte sie uns kein besseres Phantombild geben? Sie hat diesen Kerl ganz aus der Nähe und sehr intim gesehen.«
    »Das sind Fragen, die nur sie beantworten kann.«
    »Und jetzt kann sie sie nicht beantworten«, sagte Kate leise. »Es war so schwer für sie, mir das heute nachmittag zu erzählen. Vom Anfang dieses Schlamassels an hat sie immer so abgebrüht dahergeredet, so überlegen getan, aber als sie mir endlich von diesem Freier erzählt hat, war es, als ob sie sich schämte. Sie hat immer wieder gesagt, daß sie es nur ungern gemacht hat, daß es ihr so leid täte.
    Und sie hat geweint und geweint.«
    Bei der Erinnerung drohten ihre eigenen Emotionen wieder hochzubrodeln, genau wie an diesem Nachmittag mit Angie.
    »Du magst dieses Mädchen«, sagte Quinn.
    Sie prustete. »Was gibt’s da zu mögen? Sie ist eine verlogene, diebische Prostituierte, mit einem Wortschatz, der nur aus Obszönitäten besteht.«
    »Und sie braucht dich«, sagte er schlicht.
    »Ja, nun schau, was ihr das eingebracht hat.«
    »Das ist nicht deine Schuld, Kate.«
    »Ich hätte bei ihr bleiben sollen.«
    »Du hast nicht wissen können, daß das passieren würde.«
    »Sie war an einem verletzlichen Punkt«, argumentierte sie. »Ich hätte bei ihr bleiben sollen und wenn auch nur aus dem Grund, etwas aus ihr rauszuholen. Aber ich hab es nicht getan, weil –«
    Sie würgte sich selbst ab, wollte es nicht eingestehen.
    Nicht hier. Nicht vor Quinn. Er kannte sie zu gut – oder hatte es einmal getan. Er kannte jeden wunden Punkt ihrer Seele. Er hatte sie öfter, als sie zählen konnte, im Arm gehalten, wenn der Schmerz und die Schuldgefühle über Emilys Tod sie so mitnahmen, daß die Agonie mit Worten nicht mehr auszudrücken war. Er hatte ihr Trost gespendet und ihr seine Kraft geboten und ihr mit seiner Berührung geholfen. Sie konnte ihn das jetzt nicht tun lassen, und sie wollte nicht herausfinden, daß er es vielleicht gar nicht versuchen würde.
    »Sie ist nicht Emily, Kate.«
    Kate sog Luft ein, als hätte er sie geohrfeigt und wirbelte erbost herum. »Dessen bin ich mir sehr wohl bewußt.
    Meine Tochter ist tot.«
    »Und du gibst dir immer noch die Schuld. Nach all der Zeit.«
    »Soviel ich weiß, gibt es für Schuldgefühle keine Verjährung.«
    »Es war nicht deine Schuld. Genauso wenig wie das hier.«
    »Emily war meine Tochter, meine Verantwortung«,
    argumentierte sie stur.
    »Wie viele von deinen Klienten nimmst du mit nach Hause?« fragte Quinn, bewegte sich weg vom Geländer, näher zu ihr.
    »Keinen, aber –«
    »Bei wievielen von deinen Klienten bleibst du rund um die Uhr?«
    »Bei keinem, aber –«
    »Dann gibt es für dich keinen Grund anzunehmen, du hättest bei ihr sein sollen.«
    »Sie brauchte mich, und ich war nicht da.«
    »Aber jedesmal, wenn du die Chance bekommst, dich selbst zu bestrafen, dann bist du, weiß Gott, gleich dabei«, sagte Quinn. Seine eigene alte Wut regte sich jetzt scharf und unverfälscht. Er konnte sich nur allzu gut an den Frust erinnern, als er versucht hatte, Kate von ihren Schuldgefühlen an Emilys Tod zu lösen. Er konnte sich nur allzu gut an das Bedürfnis erinnern, sie gleichzeitig durchzuschütteln und im Arm zu halten, weil er jetzt genau dasselbe empfand.
    Sie stand vor ihm, heftig und zornig und trotzig. Und schön. Und verletzlich. Er wollte sie vor dem Schmerz beschützen, den sie sich selbst zufügen würde. Und sie würde ihn auf Schritt und Tritt mit Klauen und Zähnen bekämpfen.
    »Ich übernehme Verantwortung – als ob du das nicht kennst«, sagte sie verbittert, Zehe an Zehe mit ihm. »The Mighty Quinn, der den Krebs der modernen Gesellschaft besiegt. Ganz allein alles Böse an den

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