Feuermale
jemand anderen im Haus bemerkt – abgesehen von Angie?«
»Nicht, nachdem Gregg fort war.«
»Sind keine Türen aufgegangen? Gab es keine Schritte?
Kein gar nichts?«
Renner schüttelte den Kopf und starrte auf ihre Füße.
»Sie hat uns bereits gesagt, daß sie nichts gehört oder gesehen hat«, sagte Toni Urskine ungeduldig.
Kovác ignorierte sie. »Warum sind Sie nicht mit den anderen zu der Versammlung gegangen?«
Toni Urskine erstarrte. »Steht Rita wegen irgend etwas unter Verdacht, Sergeant?«
»Reine Neugier.«
Die Renner sah nervös von einem Urskine zu dem
anderen, als suche sie nach einem unsichtbaren Zeichen, das ihr Erlaubnis Zum Reden erteilte. »Ich mag keine Menschenmengen«, sagte sie schuldbewußt. »Und außerdem ist es hart für mich, wissen Sie. Wegen Fawn.«
»Rita und Fawn Pierce – oder wie Sie sie nennen: Opfer Nummer zwei – waren gute Freunde.«
Toni legte einen stützenden Arm um Renners knochige Schultern. »Nicht, daß das irgend jemand von Ihren Ermittlern interessieren würde.«
Kovác verkniff sich die grimmige Miene. »Tut mir leid, daß wir das übersehen haben. Ich werde morgen einen Polizisten vorbeischicken, der sie vernimmt. Heute abend ist meine Priorität Angie DiMarco. Wir müssen sie finden.«
»Sie glauben doch nicht, daß der Killer hierhergekommen ist und sie entführt hat?« fragte Toni, mit einem Mal erschrocken.
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte Gregg und versuchte, seinen scharfen Ton mit einem Lächeln zu mildern.
»Keiner ist hier eingebrochen.«
Seine Frau wandte sich ihm mit giftigem Blick zu. »Ich bin nicht lächerlich. Jeder hätte hier reinkommen können.
Seit Monaten bitte ich dich, neue Schlösser einzubauen und die alte Sturmkellertür zu sichern.«
Urskine beschränkte seine Beschämung auf Erröten.
»Die Sturmkellertür ist von innen abgeschlossen.«
Kovác sah zu Elwood. »Überprüf das.«
»Ich zeig’s Ihnen«, bot Urskine an und ging gleich zur Tür. Er konnte es nicht erwarten, von seiner Frau wegzukommen.
Kate hielt ihn mit einer Frage auf. »Gregg, hat Angie irgend etwas gesagt, bevor Sie zur Versammlung aufgebrochen sind?«
Er lachte nervös, und sie dachte, wie entnervend diese Angewohnheit war, zu vergleichen mit Rob Marshalls Stiefelleckergrinsen.
»Angie hat mir nie etwas zu sagen. Sie meidet mich wie die Pest.«
»Wann sind Sie zu der Versammlung aufgebrochen?«
fragte Kovác.
Urskines Brauen schossen über den Rand seiner Brille hoch. »Steh ich etwa wegen irgendwas unter Verdacht?« fragte er, gespielt amüsiert.
Toni fixierte Kovác wutentbrannt. »Wir werden bestraft, Gregg. Siehst du das denn nicht? Die Polizei schätzt es nicht, wenn man die Aufmerksamkeit auf ihre Mängel lenkt.«
Kovác zeigte ihr seinen Bullenblick. »Ich versuche nur, unsere Zeitlinie zweifelsfrei festzulegen, Ma’am. Mehr nicht.«
»Ich bin kurz nach Kate gegangen«, sagte Gregg. »Ich muß so gegen – wann, Schätzchen? – halb neun, viertel vor neun dort gewesen sein?«
»So in der Richtung«, sagte seine Frau mit Schmollmund. »Du bist zu spät gekommen.«
»Ich hab am Heizofen gearbeitet.«
Ein Muskel zuckte in Urskines Kinn, und er wandte sich wieder Elwood zu. »Ich zeig Ihnen jetzt diese Kellertür.«
»Steht es uns frei zu gehen, Sergeant?« fragte Toni Urskine. »Es war ein sehr langer Abend.«
»Wem sagen Sie das«, murmelte Kovác und winkte sie weg.
Kate folgte ihnen aus dem Zimmer, bog aber an der Eingangstür nach rechts ab und ließ Toni Urskine zurück, die vor ihrem gebannten Publikum von Heimbewohnerinnen, die sich im Wohnzimmer versammelt hatten, eine Runde tobte.
UNSER LEBEN SPIELT AUCH EINE ROLLE. Das Banner erstreckte sich über die vordere Veranda des Phoenix, das Öltuch knisterte, als der Wind zunahm.
»Es wird schneien«, sagte sie, begrub ihre Hände in ihren Jackentaschen und zog die Schultern hoch, nicht gegen das Wetter, sondern gegen eine innere Kälte. Sie schlenderte zum hinteren Ende der Veranda, fast außer Reichweite der gelben Insektenlampe, die man nach Ende des Sommers nicht ausgewechselt hatte, weg vom Verkehr, der durch die Eingangstür kam und ging.
Wenn Toni Urskine sich schon ärgerte, weil zwei Streifenwagen vor ihrer Tür standen, würde sie bald
Tobsuchtsanfälle bekommen, dachte Kate, als die Spurensicherung ihren Van auf dem Rasen vor dem Haus abstellte. Uniformierte hatten bereits angefangen, die Nachbarn zu befragen, ob jemand ein fremdes Auto gesehen hatte oder
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