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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Wurzeln ausreißt.
    Du trägst die Welt auf deinen Schultern herum, als wärst du ihr alleiniger Wächter, und du hast die Chuzpe, dich hier hinzustellen und mich zu kritisieren? Mein Gott, du bist wirklich erstaunlich!«
    Sie schüttelte den Kopf und wollte an ihm vorbei zur Vordertreppe zu gehen.
    »Wohin gehst du?«
    Er griff nach ihr, als hätte er immer noch irgendein Recht, sie zu berühren. Sie trat beiseite und schickte ihm einen Blick, der Wasser auf fünfzig Schritt gefroren hätte.
    »Ich werde etwas tun. Ich werde nicht hier sitzen und die ganze Nacht Fingernägel kauen. Auf die geringe Chance hin, daß Angie hier aus eigener Kraft abgehauen ist, ist das wenigste was ich tun kann, helfen, sie zu suchen.«
    Sie steckte die Hände in ihre Manteltaschen, kramte nach den Schlüsseln, trabte die Treppe hinunter und machte sich auf den Weg zu ihrem Truck. Quinn warf einen Blick auf die Eingangstür des Phoenix. Hier nutzte er niemandem etwas. Und der Anblick von Kate, die sich entfernte, löste eine Panik aus. Törichter Gedanke. Sie wollte ihn nicht hierhaben, wollte ihn nicht, basta. Eins war verdammt sicher: Ohne ihn war sie viel besser dran.
    Wäre er ein stärkerer Mann gewesen, hätte er es dabei belassen.
    Aber er fühlte sich nicht stark, und er würde nicht länger als ein paar Tage hier sein, eine Woche. Was sollte es schon schaden, ein bißchen Zeit mit ihr zu stehlen? Nur, um ihr nahe zu sein. Eine frische Erinnerung, die er mit den alten einlagern könnte, die er hervorholen konnte, wenn die Einsamkeit seines Lebens ihn zu verschlingen drohte. Ihre Wege kreuzten sich nur für diese kurze Zeit…
    »Kate!« rief er und joggte hinter ihr her. »Warte. Ich komme mit dir.«
    Sie zog hochnäsig eine Augenbraue hoch. »Hab ich dich eingeladen?«
    »Zwei Paar Augen sehen mehr als eines«, argumentierte er.
    Kate sagte sich: ›sag nein‹. Sie brauchte das nicht, daß er in alten Wunden herumstocherte. Das handhabte sie selbst schon gut genug. Dann dachte sie daran, wie er oben seine Arme um sie gelegt hatte, bereit, sie von dem Grauen wegzuzerren, das sie nicht auf der anderen Seite des Duschvorhangs gefunden hatten, bereit, sie aufzurichten, falls sie es brauchte, ihr seine eigene Kraft angeboten hatte, um sich daran anzulehnen. Sie dachte daran, wie problemlos sie ihm das erlaubt hatte und wußte, daß sie nein sagen sollte.
    Er beobachtete sie, die dunklen Augen eindringlich, die Linien seines Gesichts ernst, dann kramte er von irgendwoher ein halbes charmantes Lächeln heraus, und sie spürte, wie sich etwas in ihrer Brust verkrampfte, genau wie vor all den Jahren. »Ich verspreche, mich zu benehmen. Und ich lasse dich fahren.«
    Sie seufzte und drehte sich zu ihrem Geländewagen, drückte den Knopf der schlüssellosen Fernbedienung. »Na gut. Die Hälfte davon glaub ich dir.«

    Sie klapperten die Lake Street ab, wo Kreaturen der Nacht die Stunden zwischen Dämmerung und Morgengrauen verbrachten. Billiardsalons, Bars und All-Night Diners.
    Ein Obdachlosenasyl voller Frauen mit Kindern. Ein Waschsalon, in dem ein Penner mit einem dichten
    Heiligenschein von dreckigen grauen Haaren in einem der Plastikschalensessel hockte und aus dem Fenster starrte, bis ihn der kaum besser gestellte Mann vom Nachtdienst wieder hinaus auf die Straße jagte.
    Keiner hatte Angie gesehen. Die Hälfte von ihnen würdigte das Foto kaum eines Blickes. Kate weigerte sich, über den Mangel an Resultaten nachzudenken. Sie hatte keine Resultate erwartet, sie hatte Zeit totschlagen wollen.
    Sie konnte sich nicht entscheiden, was die größere Buße wäre: die Nacht damit verbringen, in diesem miesen Teil der Stadt Pflaster zu treten, oder zu Hause zu hocken und Gin zu trinken, bis sie die Blutflecke nicht mehr sah.
    »Ich brauche einen Drink«, sagte sie, als sie ein Lokal namens Eight Ball betraten. Das Innere vernebelte eine Bank von Zigarettenrauch. Das scharfe Klacken von Billardbällen unterlegte Johnny Lang’s Blues, der aus der Jukebox jammerte – Lie to me.
    »Letzte Runde ist schon einige Zeit her, haste verpaßt, schöne Frau«, sagte der Barkeeper. Er hatte die Maße eines Minivan, mit rasiertem Kopf und einem wolligen Fu-Manchu Schnurrbart. »Heiße Tiny Marvin. Wie wär’s mit was Schwarzem, Starkem wie mir?«
    Quinn zeigte ihm seinen Ausweis und seinen gestrengen Agentenblick.
    »Verdammt. Das sind ja Scully und Mulder«, sagte Marvin unbeeindruckt und zog eine Kaffeekanne von ihrer Wärmeplatte.
    Kate plazierte

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