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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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ausgeschlossen von einem Ehemann, der verbittert und abweisend geworden war. Sie war eine Schlampe, die ihren trauernden Mann betrogen hatte, während ihre Tochter noch nicht mal richtig unter der Erde war.
    Sie konnte nicht behaupten, daß ihr eigenes Schuldgefühl nicht einige dieser Gefühle genau reflektiert hatte, obwohl sie es besser wußte. Sie hatte nie das Zeug zum Lügen oder Betrügen gehabt. Sie war mit einer Mischung von katholischem Schuldbewußtsein und schwedischem Hang zur Selbstbeschimpfung aufgezogen worden. Und die Woge von Selbstverdammung durch Emilys Tod und ihr eigenes Gefühl gebrochener Moralität waren ihr über den Kopf gestiegen, und ihr war es nicht gelungen aufzutauchen – besonders nicht, als der einzige Mensch, nach dem sie hilfesuchend die Hand ausgestreckt hatte, zurückgewichen war, mit seinem eigenen Zorn und Schmerz ringend.
    Die Erinnerung an den Aufruhr ließ sie jetzt wieder aufstehen, rastlos, voller Widerwillen gegen die Emotionen, die mit den Erinnerungen kamen.
    »Du hättest mir nachkommen können«, sagte sie. »Aber zwischen Karriere und Alltag warst du plötzlich nie mehr da.«
    »Ich hab gedacht, du liebst den Job mehr als mich«, gab sie flüsternd zu, dann schenkte sie Quinn den Ansatz eines Lächelns. »Ich dachte, du wärst endlich zu dem Schluß gekommen, ich brächte mehr Ärger, als ich wert war.«
    »Oh, Kate…«
    Er trat näher, schob ihren Kopf zurück und sah ihr in die Augen. Seine waren dunkel wie die Nacht, glänzend und eindringlich.
    Ihre quollen über von dieser Unsicherheit, die ihn immer am meisten gerührt hatte – die Unsicherheit, die unter Schichten von Politur und sturer Kraft begraben lagen.
    Eine Unsicherheit, die er vielleicht als mit seiner verwandt erkannte, das Ding, das er in sich versteckte und fürchtete.
    »Ich hab dich gehen lassen, weil ich dachte, daß du genau das willst. Und ich hab mich in der Arbeit vergraben, weil es das einzige war, was den Schmerz dämpfte.«
    »Ich habe alles, was ich je war, in diesen Job investiert«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob noch etwas von mir übrig ist, das dir wert erscheint. Aber ich weiß, daß ich nie etwas, weder den Job noch irgend jemanden oder irgend etwas anderes, so geliebt habe wie dich, Kate.«
    Kate sagte nichts. Quinn war sich bewußt, wie die Zeit verstrich, einer Träne, die über ihre Wange rollte. Er dachte daran, wie sie sich getrennt hatten und an all die Zeit, die sie verloren hatten und wußte, daß es komplizierter war, als nur ein einfacher Mangel an Kommunikation.
    Die Gefühle, die Ängste, der Stolz und der Schmerz, die sich zwischen sie gedrängt hatten, waren alle echt gewesen. So scharf und echt, daß keiner von ihnen je den Nerv gehabt hatte, sich ihnen zu stellen und gegen sie anzugehen.
    Es war leichter gewesen, einfach loszulassen, – aber das war der größte Fehler in seinem gesamten Leben.
    »Wir sind vielleicht ein Paar«, flüsterte er, ein Echo dessen, was er in Kovács Wagen gesagt hatte. »Was hast du gefühlt, Kate? Hast du aufgehört, mich zu brauchen?
    Hast du aufgehört, mich zu lieben? Hast du –«
    Sie drückte zitternde Lippen an seinen Mund, schüttelte den Kopf. »Niemals«, sagte sie, so leise, daß das Wort kaum mehr als ein Gedanke war. »Niemals.«
    Sie hatte ihn gehaßt. Sie hatte ihn verabscheut. Sie hatte ihm die Schuld gegeben und versucht, ihn zu vergessen.
    Aber sie hatte nie aufgehört, ihn zu lieben. Und was für eine beängstigende Wahrheit das war – daß in fünf Jahren das Bedürfnis nie gestorben war, daß sie nie etwas auch nur Ähnliches empfunden hatte. Jetzt erhob es sich in ihr wie eine erwachende Flamme, die die Erschöpfung und die Angst und alles andere brennen ließ.
    Sie beugte sich vor, um seine Lippen mit ihren zu berühren. Sie kostete seinen Mund und das Salz ihrer eigenen Tränen. Seine Arme umfingen sie, drückten sie an sich, beugten sie nach hinten, schmiegten ihren Körper an seinen.
    »O Gott, Kate, was hab ich dich gebraucht«, gestand er, und sein Mund strich über eine ihrer Ohrmuscheln. »Du hast mir so gefehlt.«
    Kate küßte seine Wange, strich mit einer Hand über sein kurzgeschorenes Haar. »Ich habe noch nie jemanden so gebraucht, wie ich dich gebraucht habe… dich brauche…«
    Ihm entging der Unterschied nicht, und er trat zurück, um sie einen Augenblick lang anzusehen. Er fragte nicht, ob sie sicher wäre. Aus Angst, sie könnte antworten, nahm Kate an. Genau wie sie. Sie fühlte keine

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