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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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den Kuß auf ihn übertragen worden.
    »Ich muß mich setzen«, murmelte Kate und trat zurück… Seine Arme fielen von ihr ab, und die Kälte umfing sie wieder wie eine unsichtbare Stola. Sie schnappte sich das Glas vom Schreibtisch auf dem Weg zur Couch. Dort quetschte sie sich in eine Ecke und zog die Chenilledecke auf ihren Schoß.
    »Ich kann das nicht tun«, sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu ihm. »Es ist zu hart. Es ist zu grausam. Ich will kein solches Chaos am Hals haben, wenn du nach Quantico zurückgehst.«
    Sie nippte an dem Gin und schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, du wärst nicht gekommen, John.«
    Quinn setzte sich neben sie, die Unterarme auf den Schenkeln. »Wünschst du dir das wirklich, Kate?«
    Tränen klebten an ihren Wimpern. »Nein. Aber was spielt das jetzt für eine Rolle? Was ich mir wünsche, hatte noch nie einen Zusammenhang mit der Realität.«
    Sie leerte das Glas, stellte es beiseite und rieb mit den Händen über ihr Gesicht.
    »Ich hab mir gewünscht, daß Emily weiterlebt und das hat sie nicht. Ich hab mir gewünscht, daß Steven mir nicht die Schuld gäbe, aber er hat. Ich hab mir gewünscht –«
    Jetzt verstummte sie. Was sollte sie denn sagen? Daß sie sich gewünscht hatte, Quinn würde sie mehr lieben? Daß sie geheiratet hätten und Kinder gehabt und in Montana lebten, Pferde züchteten und sich jede Nacht liebten?
    Fantasien, die eigentlich zu jemand Naiverem gehörten.
    Gott, sie fühlte sich wie eine Närrin, weil sie solche Gedanken überhaupt zuließ und sie in einer staubigen Ecke ihres Bewußtseins eingelagert hielt. Eins war sicher: Sie würde sie auf keinen Fall teilen und riskieren, noch bemitleidenswerter dazustehen.
    »Ich hab mir viele Dinge gewünscht. Und wünschen hat nie geholfen, sie zu erfüllen«, sagte sie. »Und jetzt 
    wünsche ich mir, meine Augen schließen zu können, ohne Blut zu sehen, und meine Ohren schließen zu können und keine Schreie zu hören, und diesen Alptraum auszuschließen und schlafen zu gehen. Und genauso gut könnte ich mir die Sterne vom Himmel wünschen.«
    Quinn legte eine Hand auf ihre Schulter, sein Daumen fand den Knoten im Muskel und rieb ihn. »Ich würde dir die Sterne holen, Kate«, sagte er. Ein alter vertrauter Spruch, den sie wie ein geheimes Andenken hin und her jongliert hatten. »Ich möchte die Sterne abhängen und sie runterholen und sie dir als Halskette schenken.«
    Gefühle brannten in ihren Augen, versengten den Rest ihres Entschlusses, stark zu bleiben. Sie war zu müde, und es schmerzte zu sehr – alles: der Fall, die Erinnerungen, der vergangene Traum. Sie begrub ihr Gesicht in den Händen.
    Quinn legte seine Arme um sie, führte ihren Kopf noch einmal zu seiner Schulter.
    »Ist schon in Ordnung«, flüsterte er. »Nein, ist es nicht.«
    »Laß dich von mir halten, Kate.«
    Sie brachte es nicht fertig, nein zu sagen. Sie konnte die Vorstellung, sich zurückzuziehen, allein zu sein, nicht ertragen. Sie war zu lange allein gewesen. Sie wollte seinen Trost. Sie wollte seine Kraft, die Wärme seines Körpers. In seinen Armen hatte sie zum ersten Mal seit langer Zeit das Gefühl, dorthin zu gehören.
    »Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben«, flüsterte er.
    Kate schlang ihre Arme fester um ihn, traute sich aber nicht, ihn anzusehen.
    »Warum hast du mich dann gehen lassen?« fragte sie.
    Der Schmerz schwamm dicht unter der Oberfläche ihrer Stimme. »Und warum bist du weggeblieben?«
    »Ich dachte, du wolltest es so, brauchtest das. Ich hielt es für das Beste für dich. Am Ende hast du ja nicht direkt um meine Aufmerksamkeit gebuhlt.«
    »Du lagst meinetwegen mit dem Bureau im Clinch –«
    »Stevens wegen, nicht deinetwegen.«
    »Semantik. Steven wollte dich meinetwegen bestrafen, unseretwegen.«
    »Und du wolltest dich deshalb verstecken.«
    Sie versuchte nicht, es abzustreiten. Was sie in ihrer geheimen Liebe geteilt hatten, war etwas so Besonderes gewesen: die Art von Zauber, die sich die meisten Menschen wünschten, aber nie fanden, die Art von Zauber, die sie beide nie zuvor erlebt hatten. Aber als das Geheimnis schließlich offenbart wurde, hatte keiner diesen Zauber gesehen. Im gnadenlosen Licht öffentlichen Interesses war ihre Liebe zur Affäre geworden, etwas Billiges, Zweifelhaftes. Keiner hatte es verstanden, keiner hatte es versucht, keiner hatte sich die Mühe machen wollen.
    Keiner hatte ihren Schmerz, ihre Einsamkeit gesehen. Sie war keine Frau, die in Kummer ertrank,

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