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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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und blies die erste Lunge voll nach draußen.
    Der Caprice stand immer noch schief da, mit dem Hintern an der Mülltonne. Liska kam aus dem Gebäude, deutete auf ihn, schüttelte den Kopf und stieg dann in ihren Wagen.
    »Sie haben schon genug von diesen Fällen gesehen; Sie wissen, wie das läuft«, sagte er. »Eine Hure gibt den Löffel ab, die Polizei ist etwa so besorgt, wie wenn ein streunender Hund überfahren wird. Zettel dran, ab in den Sack, Ermittlung ohne Flitterkram. Wenn der Fall nicht schnell gelöst wird, wird er auf kleine Flamme geschoben, um Platz zu schaffen für die steuerzahlenden Bürger, die von eifersüchtigen Männern und mit Crack vollgepumpten Autodieben ermordet werden.
    Ich hab getan, was ich konnte, solange ich konnte«, sagte er und starrte durch die Windschutzscheibe auf den fallenden Schnee.
    »Ich glaube Ihnen, Sam.«
    Obwohl Quinn der Meinung war, daß Kovác sich selbst nicht ganz glaubte. Das Bedauern war in die Falten seines verwitterten Gesichts eingegraben. »Wirklich Pech für die anderen drei Opfer, daß es nicht genug war.«
    »Wie lange haben Sie Fawn Pierce gekannt?« fragte Mary Moss.
    Im Aufenthaltsraum des Phoenix House saß sie an einem Ende einer erbsgrünen Couch, eine stumme Aufforderung für Rita Renner, sich ans andere Ende zu setzen, eine begrenzte Atmosphäre von Intimität zu schaffen. Eine Sprungfeder bohrte sich in ihren Hintern.
    »Etwa zwei Jahre«, sagte Rita, so leise, daß Mary nach dem kleinen Kassettenrecorder auf dem Tisch griff und ihn näher rückte. »Wir haben uns in der Stadt kennengelernt und uns einfach angefreundet.«
    »Habt ihr im selben Gebiet gearbeitet?«
    Sie sah hoch zu Toni Urskine, die auf der Lehne der Couch saß und eine Hand beruhigend auf Renners
    Schulter gelegt hatte. Dann sah sie zu Rob Marshall, der auf der anderen Seite des Couchtisches von einem Fuß auf den anderen trat und so aussah, als könne er es kaum erwarten, woanders zu sein. Sein linkes Bein wackelte wie ein Motor im Leerlauf.
    »Ja«, sagte sie. »Wir haben bei den Strip Clubs und dem Target Center gearbeitet.«
    Ihre Stimme klang, als käme sie aus einer anderen Dimension. Sie war so still und mäuschenhaft mit ihren alten Jeans und dem Flanellhemd, daß man sich kaum vorstellen konnte, dieselbe Frau anzusehen, die ihre Reize für die geilen Fieslinge zur Schau stellte, die auf den schäbigeren Straßen von Minneapolis auf der Suche nach käuflichem Sex unterwegs waren. Aber das war ja auch die ›bekehrte‹ Linda, nicht die Frau, die wegen Drogenbesitzes verhaftet worden war und ihre Crackpfeife in der Vagina aufbewahrt hatte. Was für einen Unterschied doch die Nüchternheit machte.
    »Hatte sie irgendwelche Feinde? Haben Sie gesehen, wie jemand sie auf der Straße belästigt hat?«
    Renner sah verwirrt aus. »Jede Nacht. So sind die Männer eben.«
    Sie warf einen verstohlenen Blick durch die Wimpern auf Rob. »Sie ist einmal vergewaltigt worden, wissen Sie.
    Die Leute meinen, man könnte eine Hure nicht vergewaltigen, aber man kann. Die Cops haben den Typen
    erwischt, und er ist eingebuchtet worden, aber nicht, weil er Fawn vergewaltigt hat. Er hat irgendeine Buchhalterin auf einer Parkrampe in der Stadt erwischt.
    Dafür ist er eingefahren. Sie wollten nicht mal Fawns Aussage. So, als ob es keine Rolle spielte, was er ihr angetan hat.«
    »Aussagen über andere mögliche Verbrechen, die der Angeklagte begangen hat, sind vor Gericht nicht zulässig, Mrs. Renner«, sagte Rob. »Das klingt recht unfair, nicht wahr?«
    »Das stinkt.«
    »Jemand hätte das Ms. Pierce erklären sollen. Wissen Sie, ob sie sich je mit jemandem vom Opfer/Zeugen-Programm zusammengesetzt hat?«
    »Ja. Sie hat gesagt, das wär ein Haufen Scheiße. Sie sollte noch ein paarmal hingehen, aber sie hat es nie getan.
    Sie wollten immer nur alles nochmal durchkauen.«
    »Die Ereignisse noch einmal darzulegen ist entscheidend für den Heilungsprozeß«, sagte Rob. Er lächelte auf eine Art, die irgendwie verlegen schien und seine kleinen Schweinsaugen verschwinden ließ. »Ich empfehle das allen meinen Klienten sehr. Ich rate ihnen sogar, sich selbst über einen gewissen Zeitraum aufzunehmen, wenn sie über ihr Erlebnis erzählen, damit sie tatsächlich die Veränderungen in ihren Gefühlen und ihrer Einstellung während des Heilungsprozesses hören. Es kann sehr befreiend sein.«
    Rita Renner starrte ihn nur an, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt, wie ein kleiner Vogel, der etwas Neues und

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