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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Fingerabdrücke, Michele. Damit wir sie von all den Abdrücken, die wir in Jillians Haus genommen haben, streichen können. Ich wußte, daß Sie es nicht geschafft haben, auf dem Revier vorbeizuschaun, weil Sie so beschäftigt sind.«
    Fine starrte das Tintenkissen und die Karte mißtrauisch und unglücklich an.
    »Es wird nur eine Minute dauern«, sagte Liska. »Setzen Sie sich.«
    Fine fiel auf ihren Stuhl und reichte ihr widerwillig die Hand.
    »Wann genau haben Sie das letzte Mal von Jillian gehört?« fragte Quinn.
    »Ich hab sie am Freitag vor ihrer Sitzung mit dem Hirnficker gesehen«, sagte Michele, als Liska ihren Daumen über das Tintenkissen rollte und ihn auf die Karte drückte.
    »Sie hat Sie Freitag abend nicht angerufen?«
    »Nein.«
    »Sie hat Sie nicht besucht?«
    »Nein.«
    »Wo waren Sie gegen Mitternacht, ein Uhr?«
    »Im Bett. Nackt und allein.«
    Sie sah ihn durch ihre Wimpern an. Schwül, sexy.
    »Kommt mir komisch vor, finden Sie nicht?« fragte Quinn. »Sie hatte einen Streit mit ihrem Vater. Sie war so durcheinander, daß sie aus seinem Haus rannte. Aber sie hat nicht versucht, mit ihrer besten Freundin Kontakt aufzunehmen.«
    »Also, Agent Quinn«, sagte sie, die Stimme trauriger Erfahrung. »Ich hab vor langer Zeit gelernt, daß man nie wirklich wissen kann, was im Herzen eines anderen vorgeht. Und manchmal ist das auch besser so.«

    Sam quetschte den Caprice in eine für Polizeifahrzeuge reservierte Lücke auf der Fifth Street Seite des Rathauses und ließ ihn einfach stehen. Heftig fluchend versuchte er, durch die vom Schneepflug aufgetürmte Wehe, die den Randstein bedeckte, zu rennen; an einer Stelle sank er bis zum Knie ein. Stolpernd, taumelnd, gelang es ihm, den Hügel zu überwinden und die Treppe hoch ins Gebäude zu eilen. Er keuchte wie ein Blasebalg. Das Herz arbeitete zu heftig, um Blut und Adrenalin durch Arterien zu pumpen, die wahrscheinlich aussahen wie das Innere veralteter Installationsrohre.
    Verflucht, er mußte sich wirklich wieder in Form bringen, wenn er noch einen Fall wie diesen überleben wollte.
    Aber seine Karriere würde wahrscheinlich ohnehin nicht mal diesen überleben.
    Die Eingangshalle war voller wütender Frauen, die sich wie eine Flutwelle auf ihn stürzten, als er versuchte, sich zur Abteilung Verbrechensermittlung durchzumogeln. Erst als sie ihn von allen Seiten eingekreist hatten, sah er die Protestschilder, die über ihren Köpfen tanzten: UNSER LEBEN IST AUCH WAS WERT! GERECHTIGKEIT: EIN PHOENIX, DER SICH AUS DER ASCHE ERHEBT! Ihre Stimmen attackierten ihn wie Sperrfeuer, wie ein Dutzend Gewehre, die gleichzeitig losgehen.
    »Polizeiliche Willkür!«
    »Nur die Urskines wollen wahre Gerechtigkeit!«
    »Warum sucht ihr nicht den wahren Killer!«
    »Das versuch ich ja, Schwester«, keifte Kovác eine Frau an, die ihm den Weg mit grimmiger Miene und einem Bauch in der Größe eines Bierfasses versperrte. »Also, warum schwingst du deinen Schwertransport mit Überbreite nicht zur Seite und läßt mich weitermachen?«
    Und genau da bemerkte er die Medien. Blitzlichter links und rechts. Scheiße.
    Kovác blieb in Bewegung. Die einzige Überlebensregel für eine Situation wie diese: Halt den Mund und bleib nicht stehen.
    »Sergeant Kovác, ist es wahr, daß Sie Gregg Urskines Verhaftung angeordnet haben?«
    »Niemand ist verhaftet!« schrie er und drängte sich durch die Menge.
    »Kovác, hat er gestanden?«
    »War Melanie Hessler Ihre geheimnisvolle Zeugin?«
    Leck im Büro des Gerichtsmediziners, dachte er kopfschüttelnd. Genau das war faul in diesem Land – die Menschen würden für den richtigen Preis ihre eigene Mutter verkaufen und keinen Gedanken an die Konsequenzen für jemand anders verschwenden.
    »Kein Kommentar«, bellte er und drängte sich an den letzten vorbei.
    Er schlängelte sich durch die Ansammlung von Kartons und Aktenschränken ins Morddezernat, rechts vorbei an Lieutenant Fowlers provisorischem Büro. Toni Urskines Stimme kratzte über seine Nervenenden wie ein Sägemesser über rohes Fleisch.
    »Und Sie können versichert sein, daß jeder Sender, jede Zeitung, jeder Reporter, der mir zuhören will, davon erfahren wird!
    Das ist absolut empörend! Wir sind durch diese Verbrechen zum Opfer geworden. Wir haben Freunde verloren.
    Wir haben gelitten. Und das ist der Dank der Polizei von Minneapolis, nachdem wir alles getan haben, um zu kooperieren!«
    Kovác duckte sich durch die Tür ins Büro. Yurek sprang von seinem Schreibtisch

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