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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sie gewartet. Einmischung in die Privatsphäre vom Feinsten.«
    »Hat es Jillian aufgeregt, wenn er das gemacht hat?«
    Michele Fines Mund verzog sich zu einem seltsamen, bitteren Lächeln, und sie sah in den Aschenbecher, als sie ihre Zigarette ausdrückte. »Nein, Sie war schließlich Papis Mädchen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Nichts. Sie hat nur geduldet, daß er alles steuert, mehr nicht.«
    »Sie hat Ihnen von ihrer Beziehung mit ihrem Stiefvater erzählt. Hat sie je was über ihre Beziehung zu ihrem Vater gesagt?«
    »Wir haben nicht über ihn geredet. Sie wußte, wie ich darüber dachte, daß er versuchte, sie zu kontrollieren. Das Thema war tabu. Warum?« fragte sie ganz sachlich.
    »Glauben Sie, er hat auch versucht, sie zu ficken?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Quinn. »Was denken Sie?«
    »Ich glaube, mir ist noch nie ein Mann begegnet, der nein sagt zu einer kleinen Nummer, wenn er Gelegenheit dazu hat«, sagte sie, bewußt dreist. Ihr Blick glitt über Quinns Körper zu seinem Schritt. Er ließ es über sich ergehen, wartete, bis sie fertig war. Schließlich sah sie ihm wieder in die Augen. »Wenn er das hat, hat sie es nie direkt ausgesprochen.«
    Quinn nahm sich einen Stuhl am Ende des kleinen Tisches und machte es sich so bequem, als hätte er vor, zum Abendessen zu bleiben. Er sah sich wieder in der Wohnung um, bemerkte, daß es nur sehr wenig gab, was der Zierde diente, nichts Heimeliges, nichts Persönliches.
    Keine Fotos. Das einzig gut Gepflegte war der kleine Turm mit Stereoanlage und Aufnahmeausrüstung in der hinteren Ecke des Wohnzimmers. Daneben lehnte eine Gitarre.
    »Wie ich höre, haben Sie und Jillian zusammen Musik geschrieben«, sagte er. »Welche Rolle spielte Jillian dabei?«
    Fine zündete sich noch eine Zigarette an und blies Rauch in den billigen Lüster. Quinns Blick verfing sich wieder in der Schlange an ihrem Handgelenk, die sich um Narben schlängelte, die vor so langer Zeit in ihre Haut gebrannt worden waren. Die Schlange aus ihrem Garten Eden mit einem kleinen roten Apfel im Mund.
    »Manchmal Texte«, sagte sie und Rauch trieb durch die Lücke zwischen ihren Vorderzähnen. »Manchmal Musik.
    Wonach immer ihr gerade war. Wonach mir gerade war.«
    »Haben Sie schon was veröffentlicht?«
    »Noch nicht.«
    »Worüber hat sie denn gerne geschrieben?«
    »Das Leben. Leute. Beziehungen.«
    »Schlechte Beziehungen?«
    »Gibt es denn andere?«
    »Hat sie Kopien von den Sachen aufbewahrt, die sie geschrieben haben?«
    »Klar.«
    »Wo?« fragte Liska.
    »In ihrer Wohnung. In der Klavierbank und im Bücherregal.«
    »Ich hab neulich nichts dort finden können.«
    »Na, da war das Zeug aber«, sagte Fine trotzig und blies noch eine Rauchfahne.
    »Haben Sie noch irgendwelche Kopien, die ich mir ansehen könnte?« fragte Quinn. »Ich würde gerne ihre Texte lesen, sehen, was die über sie aussagen.«
    »Poesie ist ein Fenster zur Seele«, sagte Fine mit seltsamer, verträumter Stimme. Ihr Blick trieb davon und Quinn fragte sich, was sie eingeworfen hatte und warum. Hatte sie der mutmaßliche Mord an Jillian über irgendeine mentale Grenze gestoßen? Scheinbar war sie Jillians einzige Freundin gewesen. Vielleicht war Jillian ihre einzige gewesen. Und jetzt war keiner mehr da keine Freundin, kein Partner beim Komponieren, nichts außer dieser beschissenen Wohnung und einem Sackgassenjob.
    »Damit rechne ich«, sagte er.
    Jetzt sah sie ihn direkt an, hausbacken und leicht exotisch, fettiges Haar vom Gesicht weggekratzt, vage vertraut, wie es fast jedes Gesicht in der Welt schien, nach so vielen Fällen. Ihre kleinen Augen schienen mit einem Mal sehr klar, als sie sagte: »Aber reflektiert sie, wer wir sind und was wir wollen?«
    Sie stand auf und ging durch den Raum zu einem Regal aus Betonziegeln und Holzplanken und kam zurück mit einem Aktenordner, den sie durchblätterte. Quinn erhob sich und griff danach. Fine drehte sich mit einem fast koketten Blick aus halbgeschlossenen Wimpern zur Seite.
    »Es ist auch das Fenster zu meiner Seele, Mr. Fed.
    Vielleicht möchte ich nicht, daß Sie reinspitzen.«
    Sie reichte ihm ein halbes Dutzend Notenblätter. Ihre Fingernägel waren bis zur Wurzel abgenagt. Dann drückte sie den Ordner an ihren Bauch, eine Bewegung, die ihre kleinen Brüste unter dem engen T-Shirt betonte. Sie trug keinen BH.
    Liska legte ihre Aktentasche auf den Tisch, ließ sie aufspringen und holte ein Set für Fingerabdrücke heraus.
    »Wir brauchen noch Ihre

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