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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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ist. Ich halte es für möglich, daß sie es nicht ist. Warum sagen Sie, daß sie es ist? Worüber haben Sie in dieser Nacht gestritten?«
    »Warum tun Sie mir das an?« flüsterte Bondurant mit gequälter Stimme. Sein prüder, schmaler Mund bebte.
    »Weil wir die Wahrheit erfahren müssen, Peter und ich glaube, daß Sie einige Stücke des Puzzles zurückhalten.
    Wenn Sie die Wahrheit haben wollen – wie Sie behaupten -, dann müssen Sie mir diese Stücke geben. Begreifen Sie das? Wir müssen das ganze Bild sehen.«
    Quinn hielt den Atem an. Bondurant war kurz davor. Er konnte es fühlen, es sehen. Er versuchte, ihn mit seiner Willenskraft über die Schwelle zu schieben.
    Bondurant starrte aus dem Fenster auf den Schnee. Jetzt stand er still, sah benommen aus. »Ich wollte doch nur eine Beziehung zwischen Vater und Tochter –«
    »Das genügt, Peter.«
    Noble stellte sich vor Quinn und nahm seinen Klienten am Arm. »Wir gehen.«
    Er warf Quinn einen zornigen Blick zu. »Ich dachte, wir verstehen einander.«
    »Oh, ich verstehe Sie voll und ganz, Mr. Noble«, sagte Quinn. »Das heißt noch lange nicht, daß ich daran interessiert bin, in Ihrem Team zu spielen. Ich bin nur an zwei Dingen interessiert: der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Ich sehe nicht, daß Sie auch nur an einem von beiden interessiert sind.«
    Noble sagte nichts. Er führte Bondurant aus dem Zimmer wie ein Pfleger einen Patienten unter
    Beruhigungsmitteln.
    Quinn sah zur Bürgermeisterin, die sich endlich gesetzt hatte. Sie wirkte teils schockiert, teils nachdenklich, als versuche sie, in alten Erinnerungen etwas zu finden, das Peter Bondurant auf eine Art verdächtig machte, die sie nie vermutet hätte. Chief Greer sah aus wie ein Mann im Frühstadium von Dickdarmentzündung.
    »Das ist die Geschichte mit dem Löcher graben«, sagte Quinn. »Es gibt keine Bestätigung, daß man findet, was man will – oder will, was man findet.«

    Bis fünf Uhr hatte jeder Nachrichtensender in den Twin Cities den Namen Gil Vanlees. Dieselben Medien, die diesen Namen in fetten Lettern drucken und Fernsehschirme mit schlechten Fotos von diesem Mann füllen würden, würden mit Fingern auf die Polizei deuten, weil sie Informationen durchsickern ließ.
    Quinn hatte keine Zweifel, wo das Leck war, und es machte ihn stocksauer, daß Bondurants Leute die Art von Zugriff hatten, die den Fall trübte. Und angesichts von Sams Enthüllung an diesem Nachmittag, wirkte Bondurants Einmischung noch düsterer.
    Diese Geschichte hatte keiner an die Presse durchsickern lassen. Nicht einmal die angeblich so verbitterte, rachsüchtige Cheryl Thornton, deren hirngeschädigter Mann von Peter Bondurant unterstützt wurde. Er fragte sich, wieviel Geld genau nötig war, um einen Haß wie diesen ein Jahrzehnt lang einzudämmen.
    Was spielte sich im Leben von Jillian und ihrer Mutter in der entscheidenden Phase der Scheidung ab? fragte er sich in seinem fensterlosen Raum im FBI Büro. Von Anfang an hatte Bondurant auf ihn den Eindruck eines Mannes mit Geheimnissen gemacht. Geheimnisse über die Gegenwart.
    Geheimnisse über die Vergangenheit. Geheimnisse, so dunkel wie Inzest? Wie hätte Sophie Bondurant sonst das Sorgerecht für Jillian bekommen sollen? So labil wie sie war. Mächtig wie Peter war.
    Er blätterte durch das Fallbuch bis zu den Tatortfotos des dritten Mordes. Gewisse Aspekte des Mordes machten den Eindruck, daß der Mörder und das Opfer sich möglicherweise gekannt hatten. Die Enthauptung, obwohl keines der anderen Opfer enthauptet worden war, die extreme Depersonalisierung. Beide deuteten auf eine Art von persönlichem Zorn. Aber was war mit der neuesten
    Theorie, daß der Mörder mit einem Partner, einer Frau arbeitete? Das paßte nicht zu Peter Bondurant. Und was, wenn die beteiligte Frau möglicherweise Jillian Bondurant selbst war?
    Eine Vorgeschichte von sexuellem Mißbrauch würde in das Profil einer in diesen Typ Verbrechen verwickelten Frau passen. Sie hätte eine verdrehte Vorstellung von Mann-Frau-Beziehungen, von sexuellen Beziehungen. Ihr Partner war wahrscheinlich älter, eine pervertierte Andeutung einer Vatergestalt, der dominante Partner.
    Quinn dachte an Jillian, an das Foto in Bondurants Büro.
    Psychisch gestört, mit geringem Selbstwertgefühl, ein Mädchen, das sich wider Willen einredet, etwas zu sein, was sie nicht ist, um zu gefallen. Wozu wäre sie bereit, um die Anerkennung nach der sie gierte, zu bekommen?
    Er dachte an ihre Beziehung zu ihrem

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