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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Stiefvater – angeblich in beiderseitigem Einverständnis, aber das sind diese Dinge nie wirklich. Kinder brauchen Liebe und sind durch dieses Bedürfnis leicht zu manipulieren. Und wenn Jillian einer Mißbrauchsbeziehung mit ihrem Vater entronnen war, nur um dann in eine weitere durch ihren Stiefvater gezwungen zu werden, dann hätte das jede verschrobene Vorstellung von Beziehungen mit Männern noch weiter verstärkt.
    Falls Peter sie mißbraucht hatte.
    Falls Jillian nicht ein totes Opfer, sondern ein williges Opfer war.
    Falls Gil Vanlees überhaupt ein Killer war.
    Falls falls falls falls…
    Vanlees paßte scheinbar perfekt – nur fand Quinn, daß er nicht die Intelligenz hatte, die Polizei so lange zu überlisten, oder den Mut dazu, dieses Lockspiel durchzustehen, das der Killer spielte. Nicht der Gil Vanlees, den er heute im Vernehmungsraum gesehen hatte. Aber er wußte aus Erfahrung, daß Menschen mehr als eine Seite haben konnten und daß eine dunkle Seite, die fähig war, so zu töten wie der Feuerbestatter, zu allem fähig wäre, auch dazu, sich sehr sehr gut zu verstellen.
    Er stellte sich Gil Vanlees im Geiste vor und wartete auf den Kick in seinem Magen, der ihm sagte, das ist der Kerl.
    Aber das Gefühl kam nicht. Er konnte sich nicht erinnern, wann es das letzte Mal passiert war. Nicht einmal, nachdem es passiert war, nachdem ein Mörder gefangen worden war und Punkt für Punkt mit seinem Profil übereinstimmte. Das Gefühl, es zu wissen, kam nicht mehr. Die Arroganz der Gewißheit hatte ihn verlassen.
    Angst hatte ihren Platz eingenommen.
    Er blätterte weiter im Mörderbuch, zu den frischen Fotos von Melanie Hesslers Autopsie. Wie beim dritten Opfer waren die Wunden, die sowohl vor als auch nach dem Tod zugefügt worden waren, brutal, unsäglich grausam, schlimmer als bei den ersten beiden Opfern. Während er die Fotos betrachtete, hörte er das Echo der Bandaufnahme durch seinen Kopf hallen. Schrei über Schrei über Schrei.
    Die Schreie gingen ineinander über und wurden zu einer Kakophonie, die seine Alpträume erfüllte, immer lauter und lauter.. Das Geräusch schwoll und dehnte sich in seinem Gehirn, bis er das Gefühl hatte, sein Kopf würde platzen und der Inhalt herausrinnen als widerlicher grauer Schleim. Und die ganze Zeit starrte er dabei die Fotografien an, dieses verkohlte, verstümmelte Ding, das einmal eine Frau gewesen war, und er dachte an die Art von Zorn, die es brauchte, um das einem anderen Menschen anzutun.
    Die Art von giftigen, schwarzen Emotionen, die man heftig unterdrückte, bis der Druck zu groß wird. Und er dachte an Peter Bondurant und Gil Vanlees und tausend namenlose Gesichter, die durch die Straßen dieser Städte wandern und nur darauf warten, daß die Hauptleitung von Haß explodiert und sie jenseits von Gut und Böse schubst.
    Jeder von ihnen hätte dieser Killer sein können. Die notwendigen Komponenten ruhten in so vielen Menschen und brauchten nur den richtigen Katalysator, um freigesetzt zu werden. Die Soko setzte ihr Geld auf Vanlees, auf Grund von Umstand und Profil. Aber alles, was sie hatten, waren Logik und Gespür. Keine greifbaren Beweise.
    Könnte Gil Vanlees so vorsichtig, so clever gewesen sein?
    Sie hatten keinen Zeugen, der ihn in der Nähe eines der Opfer plazieren konnte. Ihre Zeugin war verschwunden.
    Sie hatten keine offensichtliche Verbindung zwischen allen vier Opfern oder irgend etwas, das Vanlees mit irgendeinem anderen Opfer außer Jillian in Verbindung brachte – vorausgesetzt, daß Jillian überhaupt das Opfer war.
    Falls dies, falls das.
    Quinn kramte ein Tagamet aus seiner Hosentasche und spülte es mit einer Cola light hinunter. Der Fall bedrängte ihn, er konnte keine richtige Perspektive finden. Die Spieler waren ihm zu nahe, ihre Ideen, ihre Emotionen bluteten in die nackten Fakten, die im Grunde alles waren, was er für eine Analyse brauchte.
    Der Profi in ihm sehnte sich immer noch nach dem Abstand, den sein Büro in Quantico ihm liefern würde.
    Aber wenn er in Quantico geblieben wäre, dann wären er und Kate Vergangenheit geblieben.
    Er packte spontan den Telefonhörer und wählte ihre Büronummer. Beim vierten Läuten schaltete sich ihr Anrufbeantworter an. Er hinterließ noch einmal seine Nummer, hängte ein, nahm erneut den Hörer und wählte ihre Privatnummer mit demselben Ergebnis. Es war jetzt sieben Uhr. Wo zum Teufel steckte sie?
    Und sofort fiel ihm ihre heruntergekommene Garage in der dunklen Gasse hinter ihrem

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