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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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seiner Verbrechen tun oder lassen sollte. Er verbesserte seine Methoden im Lauf der Zeit und durch Wiederholung.
    Quinn ignorierte den Regen, der auf ihn herunterprasselte, duckte sich in seinen Trenchcoat und machte sich auf den Weg den Abhang hinunter, in dem Bewußtsein, daß der Killer diese Route mit der Leiche in seinen Armen genommen hatte. Es war eine ziemliche Distanz – fünfzig oder sechzig Meter. Die Tatorteinheit würde die genauen Maße haben. Es gehörte Kraft dazu, ein totes Gewicht so weit zu tragen. Die Todeszeit würde bestimmen, wie er sie getragen hatte. Über die Schulter wäre am leichtesten gewesen – falls die Starre noch nicht eingesetzt hatte, oder schon wieder vorbei war. Wenn er in der Lage war, sie über der Schulter zu tragen, dann konnte seine Größe stärker variieren; ein kleinerer Mann hätte das schaffen können. Wenn er sie in den Armen tragen mußte, dann hätte er größer sein müssen. Quinn hoffte, daß sie nach der Autopsie mehr wüßten.
    »Was hat die Tatorteinheit alles untersucht?« fragte er.
    Die Worte kamen mit einer Dampfwolke aus seinem Mund.
    Walsh trabte drei Schritte hinter ihm, hustend. »Alles.
    Diesen ganzen Bereich des Parks, einschließlich des Parkplatzes und des Geräteschuppens. Die Typen vom Morddezernat haben ihre eigenen Tatortleute und ein mobiles Labor noch dazu. Sie waren sehr gründlich.«
    »Wann hat dieser Regen angefangen?«
    »Heute früh.«
    »Scheiße«, schimpfte Quinn. »Gestern abend – war der Boden da hart oder weich?«
    »Wie Granit. Sie haben keine Schuhabdrücke gekriegt.
    Sie haben ein bißchen Müll aufgesammelt – Papierfetzen, Zigarettenkippen, sowas. Aber, Mann, es ist ein öffentlicher Park. Das Zeug könnte jeder verloren haben.«
    »Irgend etwas besonderes an den ersten beiden Tatorten hinterlassen worden?«
    »Die Führerscheine der Opfer. Abgesehen davon nichts, soviel ich weiß.«
    »Wer macht die Laborarbeiten?«
    »BCA. Sie sind ausgezeichnet bestückt.«
    »Das hab ich gehört.«
    »Sie sind sich bewußt, daß sie jederzeit das FBI Labor kontaktieren können, wenn sie Hilfe oder Klarstellung über etwas brauchen.«
    Quinn blieb kurz vor dem verkohlten Stück Boden stehen, wo die Leiche zurückgelassen worden war. Wie immer am Tatort schnürte ihm ein schweres, düsteres Gefühl die Brust zusammen. Er hatte nie versucht zu bestimmen, ob dieses Gefühl so etwas Romantisches oder Mystisches war wie die Vorstellung eines simulierten Gefühls für Böses oder etwas psychologisch so Profundes wie verdrängte Schuldgefühle. Das Gefühl war einfach ein Teil von ihm. Er nahm an, er hätte das wohl als irgendeinen Beweis für seine Menschlichkeit begrüßen sollen.
    Nach all den Leichen, die er bis jetzt gesehen hatte, war er immer noch nicht völlig dagegen abgehärtet.
    Vielleicht wäre das besser.
    Zum ersten Mal öffnete er jetzt die Akte, die Walsh ihm gegeben hatte, und sah sich die Fotos an, die jemand umsichtigerweise in Plastikhüllen geschoben hatte. Das abgelichtete Szenario hätte wahrscheinlich den durchschnittlichen Betrachter entsetzt zurückweichen lassen.
    Tragbare Halogenleuchter waren in der Nähe der Leiche aufgestellt worden, um die Nacht und den Leichnam zu belichten, was den Fotos eine eigenartig künstlerische Note verlieh. Wie auch das verkohlte Fleisch und der geschmolzene Stoff der Kleidung der Toten. Farbe im Kontrast zur Abwesenheit von Farbe, die reiche Lebendigkeit eines Dreiecks von unbeschädigtem rotem Rock im Gegensatz zur brutalen Realität des gewaltsamen Todes seiner Trägerin.
    »Waren die anderen angezogen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Diese Fotos will ich auch sehen. Ich will alles sehen, was Sie haben. Haben Sie meine Liste?«
    »Ich hab den Detectives vom Morddezernat eine Kopie gefaxt, Sie werden versuchen, alles für das Treffen der Soko zusammenzukriegen. Ganz schön brutal, was?«
    Walsh deutete mit dem Kopf auf das Foto. »Da vergeht einem die Lust aufs Grillen, was?«
    Quinn sagte nichts, während er das Foto weiter studierte.
    Durch die Hitze des Feuers hatten sich die Muskeln und Sehnen der Gliedmaßen zusammengezogen und die Arme und Beine des Opfers in das, was man technisch als Boxerstellung bezeichnet, gezerrt – eine Stellung, die Lebendigkeit suggerierte. Was durch das Fehlen des Kopfes sehr makaber wirkte.
    Surrealistisch, dachte er. Sein Gehirn wollte glauben, daß er da eine weggeworfene Schaufensterpuppe ansah, etwas, das man zu spät aus der

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