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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Kommandozentralen und Einsatzzentren, die alle gleich aussahen und rochen, und Cops, die dazu tendierten, gleich auszusehen und gleich zu klingen und die nach Zigaretten und billigem Eau de Toilette mieften. Er konnte die Städte nicht mehr auseinanderhalten, aber er konnte sich an jedes einzelne Opfer erinnern.
    Die Erschöpfung durchflutete ihn aufs neue, und er hätte sich am liebsten gleich hier auf den Boden gelegt.
    Er warf einen Blick auf Walsh, gerade als den Agenten wieder ein heftiger Hustenanfall schüttelte.
    »Gehen wir«, sagte Quinn. »Ich hab für den Augenblick hier genug gesehen.«
    Er hatte genug für alle Ewigkeit gesehen. Und trotzdem brauchte er noch einen Augenblick, bis er seine Füße in Bewegung setzen und Vince Walsh zurück zum Auto folgen konnte.

KAPITEL 5
    Die Spannung im Konferenzraum der Bürgermeisterin war enorm, wie elektrifiziert. Verbitterte Erregung, Erwartung, Angst, latente Macht. Es gab immer solche, die Mord als Tragödie sahen, und solche, die Karrierechancen witterten.
    In der nächsten Stunde würden Typus A von Typus B getrennt und die Machthierarchie der beteiligten Persönlichkeiten festgelegt werden. In dieser Zeit würde Quinn sie analysieren, bearbeiten, sich entscheiden müssen, wie er sie ausspielen wollte, und ihnen ihre Plätze in seiner eigenen Ordnung zuweisen.
    Er richtete sich auf, reckte seine schmerzenden Schultern, hob das Kinn und begann seinen Auftritt. Showtime.
    Die Köpfe drehten sich sofort, als er durch die Tür kam.
    Im Flugzeug hatte er die Namen einiger der Hauptakteure hier auswendig gelernt, die Faxe durchgeackert, die vor seiner Abreise aus Virginia ins Büro gekommen waren. Er versuchte, sich jetzt an sie zu erinnern, sie von den hunderten anderer zu unterscheiden, die er bei hunderten ähnlicher Anlässe im ganzen Land kennengelernt hatte.
    Die Bürgermeisterin von Minneapolis löste sich aus der Menge, als sie ihn entdeckte, und kam entschlossen auf ihn zu, mit weniger wichtigen Politikern im Kielwasser.
    Grace Noble sah aus wie eine Wagnersche Walküre. Sie war über fünfzig, massig, gebaut wie ein Baumstamm, mit einem Helm starrer blonder Haare. Sie besaß praktisch keine Unterlippe, hatte sich aber sorgfältig eine gezogen und mit rotem Lippenstift passend zu ihrem Kostüm ausgemalt.
    »Special Agent Quinn«, verkündete sie und reichte ihm eine breite, faltige Hand mit roten Fingernägeln. »Ich habe alles über Sie gelesen. Sobald wir vom Direktor von Ihnen erfahren hatten, habe ich Cynthia in die Bibliothek geschickt, damit sie jeden Artikel holt, den sie über Sie finden konnte.«
    Er bedachte sie mit dem, was man schon als sein Top Gun Lächeln bezeichnet hatte – zuversichtlich, gewinnend, charmant, aber unterlegt mit seinem unverkennbaren, stählernen Funkeln. »Bürgermeisterin Noble. Ich müßte wohl sagen, daß Sie nicht alles glauben sollten, was Sie lesen, aber wie ich festgestellt habe, ist es nur vorteilhaft, wenn die Leute glauben, ich kann ihre Gedanken lesen.«
    »Ich bin überzeugt, Sie brauchen keine Gedanken lesen zu können, um zu ermessen, wie dankbar wir sind, Sie bei uns zu haben.«
    »Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um zu helfen. Sagten Sie, Sie hätten mit dem Direktor gesprochen?«
    Grace Noble tätschelte seinen Arm. Mütterlich. »Nein, mein Lieber. Peter hat mit ihm gesprochen. Peter Bondurant. Wie es der Zufall will, sind sie alte Freunde.«
    »Ist Mr. Bondurant hier?«
    »Nein, er bringt es nicht fertig, sich der Presse zu stellen.
    Noch nicht. Nicht zu wissen…«
    Ihre Schultern senkten sich kurz unter der enormen Belastung. »Mein Gott, was ihm das antun wird, wenn es tatsächlich Jillie ist…«
    Ein kleingewachsener Afro-Amerikaner, mit der Figur eines Gewichthebers, im maßgeschneiderten grauen
    Anzug trat neben sie, den Blick auf Quinn gerichtet. »Dick Greer, Polizeichef«, sagte er präzise und reichte ihm die Hand. »Froh, Sie mit an Bord zu haben. Wir sind bereit, diese Bestie festzunageln. «
    Als ob das irgend etwas damit zu tun hätte. Bei der Polizei einer Großstadt war der Chef ein Verwaltungsmensch und Politiker, ein Sprecher, ein Mann der Ideen.
    Die Männer in den Schützengräben erzählten sich wahrscheinlich, Chief Greer könne in einem dunklen Zimmer nicht mal seinen eigenen Schwanz finden.
    Quinn hörte sich geduldig die Liste von Namen und Titeln an, als man ihm die Anwesenden vorstellte. Ein stellvertretender Chief, ein stellvertretender Bürgermeister, ein

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