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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Feuerzeug, ohne auf die Antwort zu warten.
    Quinn öffnete das Fenster einen Spalt. »Es ist Ihr Auto.«
    »Noch sieben Monate lang.«
    Er zündete die Zigarette an, nahm eine Lunge voll Teer und Nikotin und unterdrückte einen Huster. »Herrgott, ich werde diese verdammte Erkältung einfach nicht los.«
    »Ekelhaftes Wetter«, bot Quinn an. Oder Lungenkrebs.
    Der Himmel lastete wie ein Amboß auf Minneapolis.
    Regen und fünf Grad plus. Alle Vegetation lag im Winterschlaf oder war bereits tot, und das würde bis zum Frühling so bleiben – der, wie er vermutete, an diesem Ort noch in deprimierend weiter Ferne lag. In Virginia gab es zumindest im März schon Lebenszeichen.
    »Könnte schlimmer sein«, sagte Walsh. »Könnte ein Scheiß Blizzard sein. Vor ein paar Jahren hatten wir einen an Halloween. Das war vielleicht ein Chaos. In dem Winter sind ungefähr dreieinhalb Meter Schnee gefallen und der ist bis Mai liegengeblieben. Ich hasse diese Stadt.«
    Quinn fragte nicht, warum er blieb. Er wollte nicht die übliche Litanei gegen das Büro oder die gängigen Klagen des unglücklich verheirateten Mannes mit Schwiegereltern in der Nachbarschaft hören, oder irgendeinen anderen Grund, dessentwegen ein Mann wie Walsh sein Leben haßte. Er hatte seine eigenen Probleme – die Walsh sicher auch nicht hören wollte. »Utopia gibt es eben nicht, Vince.«
    »Naja, aber für mich ist Scottsdale nah dran. Ich möchte, so lange ich lebe, nie wieder frieren. Nächsten Juni bin ich hier weg. Raus aus diesem Staat. Raus aus diesem undankbaren Job.«
    Er warf Quinn einen mißtrauischen Blick zu, als hielte er ihn für einen FBI Kalfaktor, der, sobald er allein wäre, den leitenden Agenten anriefe.
    »Der Job kann einen Mann aufreiben«, sagte Quinn mitfühlend. »Mich schafft die Politik«, meinte er und traf den heißen Nerv mit unbeirrbarer Präzision. »Im Außendienst arbeiten, da kriegt man’s von beiden Seiten, von den Ortsansässigen und vom Büro.«
    »Tatsache. Ich wünschte, verflucht nochmal, ich hätte gestern hier endgültig den Abflug gemacht. Der Fall wird nur ein Tritt in den Hintern nach dem anderen sein.«
    »Hat das schon angefangen?«
    »Na, Sie sind doch hier, oder?« 
    Walsh nahm eine Akte vom Sitz zwischen ihnen und reichte sie ihm. »Die Tatortfotos. Ich hab gewußt, daß Sie sie gleich wollen. Geben Sie sich’s.«
    Quinn nahm die Akten, ohne Walsh aus seinen dunklen Augen zu lassen. »Haben Sie ein Problem damit, daß ich hier bin, Vince?« fragte er geradeheraus, milderte aber die Frage durch seinen Gesichtsausdruck: halb ich bin dein Kumpellächeln, halb Verwirrung, die er nicht empfand. Er war so oft in dieser Lage gewesen, daß er jede nur mögliche Reaktion auf seine Ankunft am Tatort kannte: echtes Willkommen, vorgetäuschtes Willkommen, verhohlener Ärger, offene Feindseligkeit. Walsh war eine Nummer drei, der behaupten würde, er sage genau, was er dachte.
    »Verflucht, nein«, sagte er endlich. »Wenn wir diesen Dreckskerl nicht ganz schnell erwischen, werden wir alle mit Zielscheiben auf dem Rücken rumlaufen. Ich hab kein Problem damit, daß Sie eine größere als ich haben werden.«
    »Es ist immer noch Ihr Fall. Ich bin zur Unterstützung hier.«
    »Komisch, dasselbe habe ich dem Lieutenant vom Morddezernat erzählt.«
    Quinn sagte nichts, er begann bereits im Geiste, eine Teamstrategie zurechtzulegen. Es sah so aus, als müsse er um Walsh herumarbeiten, obwohl es ziemlich unwahrscheinlich schien, daß der ASAC (Assistant Special Agent in Charge) einen weniger brillanten Agenten diesem Fall zugeteilt hätte. Wenn Peter Bondurant die großen Hunde in Washington bellen lassen konnte, dann waren die Hiesigen sicher nicht darauf erpicht, den Mann vor den Kopf zu stoßen. Laut der Faxe hatte Walsh einen soliden Ruf, der viele Jahre umspannte. Vielleicht ein paar Jahre zuviel, ein paar Fälle zuviel, ein paar politische Spielchen zuviel.
    Quinn hatte bereits ein Bild der politischen Lage hier.
    Inzwischen gab es drei Leichen – gerade genug, um offiziell als Serienmorde bezeichnet zu werden. Für gewöhnlich hätte man ihn in diesem Stadium per Telefon zu Rate gezogen – wenn überhaupt. Seiner Erfahrung nach versuchten die Ortsansässigen normalerweise, so etwas selbst zu regeln, bis es ein paar Leichen mehr waren. Und bei einer Fallbelastung von fünfundachtzig mußte er den schlimmsten Fällen Priorität geben. Ein Fall mit drei Morden erschien nur selten in seinem Reiseterminkalender. Seine

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