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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Scham – vor ihr, vor seinem Versagen, seinen Fehlern.
    »… Wir müssen die Wahrheit erfahren, Peter. Und ich glaube, Sie halten Stücke des Puzzles zurück… Wir müssen das ganze Bild sehen.«
    Dunkle Stücke eines beunruhigenden Bildes, das er niemandem zeigen wollte.
    Die Flut von Scham und Zorn rann wie Säure durch seine Adern.

    Ich bin tot Mein Verlangen lebt Hält mich auf Trab Bewahrt mir die Hoffnung Wird er mich wollen? Wird er mich nehmen? Wird er mir wehtun? Wird er mich lieben?

    Das Geräusch des Telefons war wie eine Rasierklinge, die über seine Nerven schlitzte. Er packte den Hörer mit zitternder Hand.
    »Hallo?«
    »Daddy, Daddy, Daddy«, sang die Stimme wie eine Sirene. »Komm und besuch mich. Komm, gib mir, was ich will. Du weißt doch, was ich will. Ich will es jetzt.«
    Er schluckte gegen die Galle in seinem Schlund an.
    »Wenn ich das tue, wirst du mich dann in Ruhe lassen?«
    »Daddy, liebst du mich nicht?«
    »Bitte«, flüsterte er. »Ich werde dir geben, was du willst.«
    »Dann willst du mich nicht mehr. Dir wird nicht gefallen, was ich für dich auf Lager habe. Aber du wirst trotzdem kommen. Du wirst für mich kommen. Sag, daß du kommen wirst.«
    »Ja«, hauchte er.
    Er weinte, als er den Hörer auflegte. Tränen verbrühten seine Augenlider, verbrannten seine Wangen, trübten seine Sicht. Er öffnete die untere rechte Schublade seines Schreibtisches, hob eine mattschwarze Glock 9mm Halbautomatik heraus und steckte sie behutsam in die schwarze Sporttasche neben seinem Fuß. Er verließ den Raum, die Sporttasche wog schwer in seiner Hand. Dann verließ er das Haus und fuhr hinaus in die Nacht.

KAPITEL 31
    »Was ist dein Traumjob?« fragte Elwood.
    »Technische Beraterin in einem Polizeifilm, der auf Hawaii spielt, mit Mel Gibson in der Hauptrolle«, sagte Liska ohne zu zögern. »Mach den Motor an. Mir ist so kalt.«
    Sie erschauerte und vergrub ihre Hände in den Manteltaschen.
    Sie saßen auf einem Angestelltenparkplatz in der Nähe des Target Centers und beobachteten Gil Vanlees’ Truck im weißen Schein einer Sicherheitslampe. Wie die Geier, mit denen man sie öfter verglich, kreisten Reporter um den Gebäudeblock, hockten auf den vielen kleinen Parkplätzen, die darin verstreut waren, und warteten. Sie hatten sich wie Zecken an Vanlees geheftet, sobald sein Name im Zusammenhang mit dem Mord an Jillian durchgesickert war.
    Vanlees hatte das Gebäude immer noch nicht verlassen.
    Groupies, die sich nach einem Dave Andrews Konzert herumtrieben, erforderten seine volle Aufmerksamkeit.
    Von den Detectives im Target Center war zu hören, daß das Management ihn gezwungen hatte, hinter der Bühne zu bleiben – aus Angst vor einer Schadensersatzklage, wenn sie ihn auf bloßen Verdacht hin entließen, und aus Angst vor Schadensersatzklagen der Öffentlichkeit, wenn sie ihn wie gewöhnlich arbeiten ließen und etwas schief ging. Presseausweise von Musikkritikern waren an Polizeireporter weitergereicht worden, die jetzt durch die Gänge streiften und nach ihm suchten.
    Das Funkgerät krächzte. »Unterwegs in deine Richtung,
    Elwood.«
    »Roger.«
    Elwood hängte das Gerät ein und kaute nachdenklich an seinem Snack. Der ganze Wagen roch nach Erdnußbutter.
    »Mel Gibson ist verheiratet und hat sechs Kinder.«
    »In meiner Fantasie nicht. Da kommt er.«
    Vanlees stapfte durch das Tor. Ein halbes Dutzend Reporter schwärmte wie ein Schwarm Schnaken hinter ihm her. Elwood öffnete das Fenster, um zu hören, was sie sagten. »Mr. Vanlees, John Quinn hat Sie als Verdächtigen für die Feuerbestattermorde gebrandmarkt. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Haben Sie Jillian Bondurant ermordet?«
    »Was haben Sie mit ihrem Kopf gemacht? Haben Sie
    Sex mit ihr gehabt?«
    Elwood seufzte. »Die können einem wirklich das Recht auf Pressefreiheit vergällen.«
    »Arschlöcher«, beklagte sich Liska. »Sie sind schlimmer als Arschlöcher. Sie sind die Bakterien, die sich an Arschlöchern sammeln.«
    Vanlees hatte keinen Kommentar für die Reporter. Er blieb in Bewegung. Diese Überlebensregel hatte er scheinbar rasch kapiert. Als er direkt vor ihrem Wagen war, drehte Elwood den Schlüssel und startete den Motor.
    Vanlees machte einen Satz zur Seite und eilte auf seinen Truck zu.
    »Ein nervöses, asoziales Individuum«, sagte Elwood und steckte den Rest seines Sandwichs in einen Plastikbeutel für Beweismittel, während Vanlees an der Tür seines Trucks fummelte.
    »Der Typ ist Zucker«, sagte Liska.

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