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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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geschlossen, sah kaum mehr als Farbflecke durch ihre Wimpern. Ihre Hand war in der Tasche, Finger glitten um den Schaft der metallenen Nagelfeile.
    »Ich hab dich für zuletzt aufgehoben«, sagte er. »Du wirst mich anbetteln, dich zu töten. Und es wird mir ein Genuß sein, es zu tun.«

KAPITEL 36
    »Was ist gestern nacht passiert, Peter?« fragte Quinn.
    Sie saßen in einem kleinen, schäbigen, weißen Zimmer in den Eingeweiden des Rathauses, in der Nähe der Registratur einer Haftanstalt für Erwachsene. Bondurant hatte auf seine Rechte verzichtet und sich geweigert, ein Krankenhaus aufzusuchen. Ein Sanitäter hatte die Schußwunde an seiner Kopfhaut direkt vor Ort auf der Treppe versorgt, wo er versucht hatte, allem ein Ende zu setzen.
    Edwyn hatte sich wie ein Veitstänzer aufgeführt, darauf bestanden, während des Verhörs anwesend zu sein, und darauf, Peter direkt ins Krankenhaus zu schicken, ob er nun gehen wollte oder nicht. Aber Peter hatte gewonnen, indem er vor einem halben Dutzend Kameras schwor, ein Geständnis ablegen zu wollen.
    Im Raum anwesend waren Bondurant, Quinn und Yurek.
    Peter hatte nur Quinn gewollt, aber die Polizei hatte darauf bestanden, einen Repräsentanten dabei zu haben. Sam Kovács Name wurde nicht erwähnt.
    »Jillian kam zum Abendessen«, sagte Peter. Er sah klein und verschrumpelt aus wie ein alter Heroinjunkie. Blaß, rotäugig, mit leerem Blick. »Sie hatte eine ihrer Launen.
    Up, down, eine Sekunde lachend, in der nächsten bissig.
    Sie war einfach so – ein Irrwisch. Wie ihre Mutter. Selbst schon als Baby.«
    »Worüber habt ihr gestritten?«
    Er starrte quer durch den Raum auf einen rosa Flecken an der Wand, der vielleicht Blut gewesen war, bevor jemand versucht hatte, ihn wegzuschrubben. »Die Schule, ihre Musik, ihre Therapie, ihren Stiefvater, uns.«
    »Sie wollte ihre Beziehung zu LeBlanc wiederaufnehmen?«
    »Sie hatte mit ihm geredet. Sie sagte, sie würde mit dem Gedanken spielen, nach Frankreich zurückzugehen.«
    »Das machte Sie wütend.«
    »Wütend«, sagte er und seufzte. »Das ist eigentlich nicht das richtige Wort. Ich war aufgeregt. Ich fühlte ungeheure Schuld.«
    »Warum Schuld?«
    Er ließ sich lange Zeit mit der Formulierung der Antwort, als wählte er jedes Wort sorgfältig aus. »Weil es meine Schuld war das, was mit Jillian und LeBlanc passiert ist. Ich hätte es verhindern können. Ich hätte mit Sophie um das Sorgerecht kämpfen können, aber ich hab es einfach sausen lassen.«
    »Sie hat damit gedroht, Sie wegen sexueller Belästigung Jillians zu entlarven«, erinnerte ihn Quinn.
    »Sie drohte damit, zu behaupten, ich hätte Jillian sexuell belästigt«, korrigierte ihn Peter. »Sie hat mit Jillian tatsächlich eingeübt, was sie sagen sollte, wie sie sich zu verhalten hätte, um die Leute davon zu überzeugen, daß es wahr wäre.«
    »Aber das war es nicht?«
    »Sie war mein Kind. Ich hätte ihr nie wehtun können.«
    Er dachte über diese Antwort nach, seine Fassung hatte bereits viele Risse und begann zu bröckeln. Er bedeckte seinen Mund mit einer zitternden Hand und weinte einen Augenblick lang lautlos. »Wie hätte ich das wissen sollen?«
    »Sie kannten Sophies Geisteszustand«, sagte Quinn.
    »Ich war im Begriff, Don Thornton aufzukaufen. Ich kämpfte um mehrere riesige Regierungsaufträge, die in der Schwebe hingen. Sie hätte mich ruinieren können.«
    Quinn sagte nichts, überließ es Bondurant, das selbst zu durchdenken, was er allein in der letzten Woche wohl tausend Mal getan hatte.
    Bondurant seufzte niedergeschlagen und schaute auf den Tisch. »Ich habe meine Tochter einer Irren und einem Kinderschänder überlassen. Es wäre besser gewesen, sie gleich umzubringen.«
    »Was ist Freitag abend passiert«, fragte Quinn wieder, zog ihn zurück in die Gegenwart.
    »Wir haben wegen LeBlanc gestritten. Sie hat mir vorgeworfen, ich würde sie nicht lieben. Sie sperrte sich eine Zeit ins Musikzimmer. Ich hab sie in Ruhe gelassen.
    Ich ging in die Bibliothek, setzte mich vor den Kamin, trank ein bißchen Cognac.
    Gegen halb zwölf ist sie hinter mir ins Zimmer gekommen, singend. Sie hatte eine schöne Stimme – wehmütig, ätherisch. Das Lied war obszön, widerlich, pervers. Es war alles, was Sophie ihr eingetrichtert hatte, damit sie es von mir erzählt, vor all diesen Jahren: die Dinge, die ich ihr angeblich angetan habe.«
    »Das machte Sie wütend.«
    »Es machte mich krank. Ich stand auf und drehte mich um, weil ich ihr das sagen

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